Das wunderbarliche Vogel-Nest
Kuhe ins Maußloch / sicherlich gar ins Paradeiß / er konte nicht warten / biß es Tag wurde / seiner Tochter diese fröliche Zeitung zu erkundigen / sie muste es noch dieselbe Nacht wissen / was der Engel Uriel (hätte schier gesagt / ihr Liebhabender Herr Urian) mit ihm geredet; sie nam auch die angenehme Bottschafft mit höchsten Freuden an / und liesse ihr deren Warheit durch den lieblichen Geruch bestättigen / den sie in ihres Vattern Schlaffkammer schmäckte / ich ihr aber umb noch viel mehrers verdoppelte.
Hier bedencke nun ein jedweders rechtschaffenes Christlich Gemüth / in was vor eine Seelen-Gefahr mich meine Viehische Begierden geleitet! oder besser zu sagen / auff was vor einen richtigen Weg zur ewigen unfehlbaren Verdammnus mich der leidige Sathanas geführt / als welcher ohne Zweifel von dem Tag an / da ich das erste mal durch den Schwartz-Künstler mich seiner Hülffe bedienet / einen grössern Gewalt über mich erhalten / als er zuvor gehabt / massen er damahls auß gemachter Kundschafft / und umb geleister Dienste willen einen An- und Zuspruch an mich bekommen / dessen ich zuvor allerdings frey und überhoben gewesen / umb wessentwillen er mich dann desto mächtiger zu den Sünden und allergreulichsten Lastern anwehen und treiben mögen; Es scheinet zwar nur ein Kurtzweil und artlicher Spaß zu seyn / daß ich beydes / den stoltzen Juden und Ertzfeind / so wol unsers HErrn Christi / als seiner Kirchen / oder deß gantzen Christlichen Volcks / und dessen Tochter umb ihre Keuschheit so Meisterlich betrogen / aber ach Nein / mein aufrichtige fromme Christliche Seele / es steckt weit mehr unverantwortlichers darhinder / als man im ersten Anblick siehet: dann Erstlich habe ich dem Teufel selbst nachgeöhmet / der sich in einen Engel deß Liechts verstellet / die Menschen zu betrügen! Jch habe in eines solchen Engels Gestalt nicht allein auff den heiligen Propheten Eliam / dem ich auff Ketzerische Art und Weise die allergreulichste Laster / so er begehen würde / zugedichtet / sondern auch auff den gerechten und getreuen GOtt selbst gelogen; Mit solchen grausamen und Gottslästerlichen Lügen habe ich die armselige und verblendte Juden in ihrer erbärmlichen Jrrsal / so viel an mir gewesen / gestärckt / verstockter und Halsstarriger gemacht / die doch GOtt selbst zur Bekehrung anlockt / ihnen seine Erbarmung Vätterlich anerbeut / und sie / wann sie sich bekehren / mehr als willig und gern in den Schoß seiner Kirchen auffnehmen wolte / damit sie sampt allen Außerwehlten die ewige Seligkeit besitzen möchten; Jch hab sie hingegen mit meinen Lügen / und eingesteckter falschen Hoffnung dermassen verpantzert und gewaffnet / daß / wann gleich damahlen ein Extraordinari Göttlicher Gnadenstral zu ihrer Erleuchtung auff sie loß gangen wäre / solcher dannoch nicht oder doch gar schwerlich an ihnen hatte hafften mögen; Jch habe die jenige ärger und schlimmer gemacht / auff deren Bekehrung ich billicher bedacht hätte seyn sollen; Wehe aber dem Menschen / durch welchen Aergernuß kompt / spricht der Erlöser / und solches alles habe ich gethan zu einem bösen Ende / nemlich umb eines schnöden kurtzen Wollusts willen / der die Seele von Gott abscheidet / und in den ewigen Tod / in die ewige Verdammnus setzet; Was aber das aller-ärgste / ist diß / daß ich hierdurch das allerhöchste Gut / meinen getreuen Gott beleidigt / mich darmit vor seinen Feind erklärt / und deß Ewigen Lebens verlustigt gemacht / meine arme Seele auff ein neues grausamlich getödet / und mich viel näher auff die lincke Hand / auff die Seite deß Teufels und seines Anhangs begeben / als ich zuvor gewesen; O wie offt irrren wir elende Menschen / wann wir uns selbst Fuchsschwäntzen / unsere schwere Fäll leicht machen / solche vor geringe Gebrechen / ja wol gar vor keine Sünd halten / indessen aber nicht gewahr werden / daß wir uns selbst betrügen / und in solcher unserer eygenen Liebkosung und Verblendung gantz unvermerckt im abscheulichsten Schlamm der aller-grausamsten Laster in der Höllen Abgrund versincken.
CAP. XV.
Moschiach wird von Elias gezettelt / von der Esther außgewebt / und endlich von den grossen Bergen nur eine kleine lächerliche Mauß geboren.
ALs ich nun oberzehlter massen den Eliezer und seine Tochter veranlaßt / mich auch selbst darauff spitzt und freute / daß den 3. Monats-Tag Elul der Elias erscheinen / oder vielmehr mein Verlangen und Begierde gesättigt werden solte / wolte ich gleichwol
Weitere Kostenlose Bücher