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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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zumahlen die Feldscherer den Pater versicherten / daß es mit mir noch keine Lebens-Gefahr hätte / zumahlen ich mich in deß Paters Schutz ergeben / ohnangesehen es dessen Profession nicht war Gefangene anzunehmen / siehe / so wurde ich auff 4. Piquen gelegt / und zu deß Geistlichen Bagage in Sicherheit getragen / allwo die Barbierer nit allein meine Wunden verbanden / sondern auch meine blaue Mähler beydes / welches mir die Pferde getretten / und die Kugeln geschlagen / als ich noch fest gewesen / überall übersalbten und Tränck eingaben / das gerunnen Blut zu zertheilen und außzuführen / also daß ich bessere Sach überkam / und mehrere Wolthaten von dem Feind genosse / als ich mein Lebtag weder umb Gott noch die Frantzosen verdienet / worzu viel geholffen / daß ich mit ihnen parlir en konte / mein Gelt / das ich bey mir trug / und erst den vorigen Tag erbeutet hatte / welches in lauter Louisen d'Or bestunde / theilte ich mehrentheils unter die Wund-Aertzt auß / weil der Pater nichts darvon anrühren wolte / so / daß ich unbesucht verbleibe / und die Kunst / mich unsichtbar zu machen / in meinem Gewalt behielte.
    Uber ein paar Tag hernach kam mein Pater in Utrecht zu ligen / eben als der Schmertz meiner Wunden am grösten war / und ich anfieng schwartz gerunnen und gestockt Blut außzuwerffen wie Wamst-Ermel / und weil mein Pater deßwegen vermeynte / ich würde aufffliehen / so vermahnet er mich zur Beicht / worzu ich umb so viel desto williger war / weil mich die Wund-Aertzt beredeten / ich wäre mit einer falschen vergifften Kugel geschossen worden / die noch wol meinen gantzen Schenckel entzünden / und mich also wider ihr ersteres bessers vermuthen endlich auffopffern dörffte; Jch war von Hertzen geneigt / wie gemeldt / nicht nur wegen Forcht deß Todes / oder auß Sorg daß ich sterben möchte / zu beichten / sondern vornehmlich darumb / weil ich nunmehr Handgreifflich zu mercken begunte / daß ich / seyt mir mein Gelt außgemauset worden / gleichsam mit Leib und Seel in Gewalt deß leidigen Teuffels gewesen / der meine seyther gehabte unterschiedliche Begierden (vielleicht auch im Anfang) erregt / bewegt / gestärckt / und mir zu ihrer Erfüllung verholffen gewesen / biß er mich / wie an einer Ketten / auß einer Sünd in die ander / ja durch den Abgrund und tieffsten Sünden-Schlamm auff den Campum Martis , wie die Gaiß auff das Eyß geschleppt / allwo ich seiner Meynung nach den Lohn meiner Thorheit empfahen / und ihm als ein fetter Braten in seine Höllische Kuch auffgeopffert werden sollen / allein sorgte ich / ich würde dem guten Herrn Pater , wann ich ihm alle meine Ehebrecherische Huren-Hängstereyen / greuliche Zaubermässige Teuffels-Künste / und andere Schelmenstück und Diebsgriff erzehlen solte mit ihren Umbständen / daß ihm die Zeit zu lang werden / und alle Gedult / an welcher die gute Ehrbare Beicht-Vätter sonst gar keinen Mangel haben müsten / darüber außgehen werde.
    Aber ich fande mehr Langmütigkeit als ich mir immermehr einbilden dörffen / und verspürte bey ihm eine sonderbare Freud / die er hatte / umb willen ich von selbst die Grösse und Abscheulichkeit meiner Sünden / wie tieff ich gefallen / und auff was vor einem gefährlichen Zweig ich gesessen / beyläuffig ermaßte / ob er gleich solche Freud vor mir verbarg; Was soll ich aber lang dem Leser viel darvon herschwetzen / wie es in der Beicht hergieng? Jch hoff nimmermehr / daß er so unbescheiden seyn werde / mir zuzumuthen / daß ich ihm etwas darvon sagen soll? Uber das hab ich ja sonst dem Leser / so viel meiner begangenen Boßheiten in dieser meiner Histori von selbsten so offenhertzig daher erzehlt / daß er ihm selbst wol einbilden kan / was ich und mein Beicht-Vatter miteinander in der Beicht tract irt haben möchten / zumahlen man ohne das nichts auß der Beicht schwätzen soll; Aber diß wisse von dieser meiner Beicht / und glaube mirs sicherlich / daß mir / nachdem ich solche abgelegt / und die absolution empfangen / so leicht worden / als ob ich hätte fliegen mögen / wiewol mir zuvor so schwer gewesen / als ob mir ein grosser Mühlstein auff dem Hertzen gelegen wäre.
    Was aber nach der Beicht zu meiner Aufferbaulichkeit mit mir gehandelt worden / das will ich dem großgünstigen Leser von Hertzen gern zu seiner nutzlichen nachricht erzehlen; Es bestund aber das gantze Wesen Hauptsächlich in diesem kurtzen Unterricht / daß ich / nachdem ich durch Gottes überflüssige Gnad und Erbarmung vor

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