Das Zauberer Handbuch
Freund – dramaturgisch reizvoll, aber auch ziemlich deprimierend. Am anstrengendsten war jedoch die Schlussszene Aldurs, die in gewisser Weise den Bogen schlägt vom Anfang der ZAUBERER-Trilogie bis zum Ende der ORKS-Trilogie und in der das über Erdwelt waltende Schicksal so richtig greifbar werden sollte. Im fertigen Roman waren es schließlich nur wenige Seiten, die ich jedoch unzählige Male verworfen, neu geschrieben und umformuliert habe, bis ich endlich das Gefühl hatte, dass sie dem Anspruch sowohl der Figur als auch der Geschichte gerecht werden. Die Erschöpfung, die ich danach verspürte, war so beträchtlich, dass ich einige Tage pausieren musste, ehe es mit der Arbeit am Roman weitergehen konnte.
Jeder Roman kennt solche Phasen – Zeiten, in denen das Schreiben beinahe so leichtfällt, als würde man einen bereits bestehenden Text lesen, und andere, in denen man um jede Zeile ringen muss. Bei solchen Gelegenheiten trennt sich die Spreu vom Weizen – Autoren, die durchaus begabt sind, letztlich jedoch vor der Herausforderung kapitulieren, von solchen, die den erforderlichen Biss haben, um ihr Ziel weiterzuverfolgen. Sich immer wieder neu zu motivieren, ist eine notwendige Voraussetzung, um einen Roman von fünfhundert, achthundert oder gar tausend Seiten jemals zum Abschluss zu bringen, und natürlich ist hier die Unterstützung durch Menschen, die an dich glauben und dir zutrauen, die Arbeit erfolgreich zu beenden, von unschätzbarem Wert.
Durchhaltevermögen ist aber auch dann gefragt, wenn das Werk fertiggestellt ist und die Suche nach einem Verlag beginnt. Zwar ist durch die erfreulichen Entwicklungen auf dem Markt der Agenturen das Anbieten von Manuskripten ein wenig einfacher bzw. organisierter geworden (dazu an späterer Stelle mehr), jedoch ist es noch immer schwer genug, einen Verlag zu finden. Michael Ende hat einst den schönen Ausspruch getätigt, dass Erfolg in erster Linie eine Portofrage sei. Er musste es wissen, denn sein Kinderbuchklassiker JIM KNOPF UND LUKAS DER LOKOMOTIVFÜHRER wurde zigmal abgelehnt, ehe er schließlich in Stuttgart bei Thienemann eine verlegerische Heimat fand – ein weiterer Beleg dafür, wie wichtig Durchhaltevermögen im Autorenberuf ist – und ein großer Satz Briefmarken.
Vertrau dir selbst
Wieder einmal befinden wir Autoren uns in guter Gesellschaft: Wenn Siegfried zum Kampf gegen den Drachen antritt, wenn Luke Skywalker auf Dagobah die Macht dazu benutzt, Steine schweben zu lassen oder wenn Granock und die anderen Novizen von Shakara von ihrem reghas Gebrauch machen, dann befähigt sie neben ihren besonderen Fähigkeiten vor allem eines dazu: eine gesunde Portion Selbstvertrauen. Oder auch gerade nicht, wie das Beispiel des X-Flüglers zeigt, den Luke zur Enttäuschung seines weisen Lehrmeisters Yoda im gurgelnden Sumpf von Dagobah versenkt.
Der Glaube an sich selbst und die eigenen Fähigkeiten, gepaart mit einer ordentlichen Portion Beharrlichkeit, um nicht zu sagen Sturheit, ist auch für den Autor eine wichtige Grundlage seiner Arbeit. Wer unsicher ist und an seinen Fähigkeiten, seien sie nun sprachlicher oder dramaturgischer Natur, zweifelt, der wird es schwer haben, einen Verlag zu finden, der seine Geschichten veröffentlicht – denn wie soll ein Verlag an das Potenzial eines Autors glauben und in dieses investieren, wenn es der Autor nicht einmal selber tut? Für sich selbst zu schreiben, kann ganz wunderbar sein – wer jedoch davon träumt, eines Tages sein Geld mit dem Schreiben von Büchern zu verdienen, der darf den Schritt in die Öffentlichkeit nicht scheuen. Es muss ja nicht gleich das große Autorenforum im Internet sein – anfangs genügt es völlig, Texte von Familienmitgliedern oder guten Freunden lesen zu lassen. Selbstvertrauen kommt schließlich weder über Nacht noch von ganz allein, sondern muss langsam aufgebaut werden. Allerdings nützt es nichts, wenn Familie oder Freunde aus reiner Sympathie voll des Lobes sind – wenn sie etwas zu kritisieren haben, sollten sie das auch offen sagen. Der Vorteil ist, dass enge Bekannte ihre Kritik sicher sehr viel sanfter und diplomatischer anbringen werden als Fremde, was gerade am Anfang hilfreich ist. Wer sein Erstlingswerk umgehend ins Netz stellt, muss damit rechnen, neben viel fundierter und engagierter Kritik von Gleichgesinnten auch unfaire Kritik von Leuten zu bekommen, denen es nur darum geht, andere bloßzustellen und deren einzige Triebfeder womöglich blanker
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