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Das Zauberer Handbuch

Das Zauberer Handbuch

Titel: Das Zauberer Handbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Neid ist – um solche Zeitgenossen sollte man vor allem am Anfang einen Bogen machen.
    Wenn du jetzt den Kopf schüttelst und dir denkst: »Wovon, zum Henker, redet der da? Warum sollte jemand meinen Text kritisieren?«, dann gehörst du vielleicht zu jenen angehenden Autoren, die vor Selbstbewusstsein strotzen und es gar nicht erwarten können, sich und ihr Werk der Welt zu präsentieren. Wie gesagt, Selbstbewusstsein ist wichtig und gehört zum Geschäft – die Grenze zur Selbstüberschätzung ist jedoch fließend. Ich höre immer wieder von Verlagen oder Agenturen, die Erstlingswerke vielversprechender Nachwuchsautoren eingeschickt bekommen, die sie eigentlich gerne veröffentlichen bzw. anbieten würden. Sobald es jedoch darum geht, Kritik anzunehmen und den bestehenden Text noch zu verbessern, verweigern die Urheber jegliche Zusammenarbeit mit dem Hinweis auf ihre künstlerische Unabhängigkeit. Schneidig, wie es in Süddeutschland heißt – aber wenig clever. Denn ein Autor, der sich schon vor der Veröffent­lichung seines Erstlingswerkes unkooperativ zeigt, ist verständlicherweise nicht gerne gesehen.
    Natürlich ist jeder von uns dadurch, dass er kreativ arbeitet und aus dem Nichts heraus etwas schafft, per Definition ein Künstler – jedoch nicht im Sinne eines freien künstlerischen Ausdrucks. Denn ein Verlag, der ein Buch veröffentlicht und also auch Geld in dessen Herstellung und Vertrieb steckt, wird vor allem bei noch unbekannten Autoren ein gewisses Mitspracherecht an Inhalt und Gestaltung fordern, schließlich trägt er auch das alleinige finanzielle Risiko. Selbst wenn wir also diejenigen sind, die sich die Geschichte ausgedacht und sie in einem kräftezehrenden schöpferischen Akt überhaupt erst ins Leben gerufen haben – nicht alles, was wir schreiben, ist pures Gold, und sofern wir nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit lediglich unserem eigenen Kunsteifer zuliebe schreiben wollen, sollten wir uns offen zeigen für konstruktive Kritik.
    Zwischen grundloser Selbstzerfleischung auf der einen und abgehobener Selbstüberschätzung auf der anderen Seite liegt ein weites Spektrum, in dem sich ein angehender Autor möglichst in der Mitte einordnen sollte – mit einer gesunden Portion Glauben an die eigenen Fähigkeiten, aber auch Einsicht in die eigenen Grenzen. Beides ist notwendig, um a) einen Einstieg ins Autorendasein zu finden und sich b) beständig verbessern zu können, und genau darauf kommt es an.
    Viele Autoren, auch ich selbst, mögen bereits nach einigen Jahren ihre alten Bücher nicht mehr lesen, weil sie sich zwischenzeitlich weiterentwickelt haben (oder dies zumindest glauben). Ihr eigener Text kommt ihnen qualitativ unzureichend vor und sie würden ihn am liebsten überarbeiten, was letztlich nur Ausdruck eines Reifeprozesses ist, von dem alle Beteiligten – Autoren und Verlage, vor allem aber die Leser, profitieren.

3
Heldenschmiede
Blick über den Tellerrand
    Gibt es eine Möglichkeit, das Wissen, über das ein Autor verfügen sollte, in schulischer Form vermittelt zu bekommen, am besten gepaart mit praktischen Übungen, die das Einmaleins kreativen Schreibens vermitteln?
    Ja und nein.
    Anders als etwa in den USA, wo die sogenannten Writing Schools eine lange Tradition haben und es nicht nur an den Universitäten und Fachhochschulen, sondern mitunter auch an der High School entsprechende Studiengänge und Kurse gibt, hat man das kreative Schreiben in unseren Breiten lange Zeit vernachlässigt bzw. als etwas betrachtet, wozu vor allem Talent nötig ist und das folglich nicht »gelehrt« werden kann. Es steht jedoch außer Frage, dass Talent nicht alles ist und es, wie im vorangegangenen Kapitel erklärt, eine ganze Reihe von Eigenschaften gibt, die man eigentlich sehr gut einüben und erlernen kann, gerade wenn es um die praktische Seite des Schreibens geht. Entsprechend werden seit einiger Zeit auch bei uns immer wieder Kurse angeboten, die die »Ausbildung zum Schriftsteller« zum Ziel haben.
    Das ist natürlich etwas zu viel versprochen, denn weder ist »Autor« ein anerkannter Ausbildungsberuf noch gibt es ein fest umrissenes Berufsbild, geschweige denn eine Bezahlung nach Tarifvertrag. Wer darf sich als Autor bezeichnen? Jemand, der hauptberuflich als Buchhalter arbeitet und nur nebenbei schreibt, jedoch das Glück hatte,  schon mit dem ersten Roman veröffentlicht zu werden? Oder jemand, der sich seit zehn Jahren redlich müht und jede freie Sekunde in seine

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