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Das Zauberer Handbuch

Das Zauberer Handbuch

Titel: Das Zauberer Handbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sei.
    Klar ist: Jedes Genre hat seine eigenen Gesetzmäßigkeiten und Regeln, nach denen gespielt wird. Rainer Delfs, der langjährige Cheflektor der Abteilung Spannungsromane bei Bastei Lübbe, pflegte stets zu sagen, dass Menschen, die ein Fußballspiel besuchen, zweiundzwanzig Spieler und einen Ball sehen wollen. Nicht mehr und nicht weniger. Was lernen wir daraus? Man muss das Rad nicht stets neu erfinden, um einen wirklich guten und spannenden Fantasy-Roman zu schreiben – die Kunst liegt darin, die bekannten Zutaten auf eigene Weise und mit neuen Elementen zu verknüpfen und dadurch bislang unbekannte Welten entstehen zu lassen, die den Leser in ihren Bann ziehen.
    Gerade die Tatsache, dass die Fantasy sich nicht an realhistorische Ereignisse zu halten braucht und ihren eigenen Kosmos erschaffen kann, öffnet sie für alle möglichen Einflüsse, ob sie nun aus verwandten Genres wie Science Fiction, Horror oder Mystery kommen oder aus ganz anderen. Den Kombinationsmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt, gerade die auf den ersten Blick abwegigsten Mischungen erfreuen sich besonderer Beliebtheit. Wer hätte z.B. geglaubt, dass eine Mischung aus eher konventioneller Fantasy und Internatsabenteuer à la Enid ­Blyton zur erfolgreichsten Romanserie aller Zeiten avancieren könnte? Oder wer hätte vor TWILIGHT etwas auf einen Mix aus Teenager-Romanze und Vampir-Horror gegeben?
    Die Idee, verschiedene Einflüsse zu mischen, ist freilich nicht neu. Schon in den frühen Tagen der Fantasy, als Pioniere wie E.R. Burroughs das Genre aus der Taufe hoben, versetzten sie ihre Geschichten mit Elementen nicht nur von Wildwest- und Abenteuergeschichten, sondern auch des im späten 19.Jahrhundert so beliebten Reiseromans – etwa, wenn eine Dschungelexpedition im dunkelsten Afrika auf Tarzan den Affenmenschen stößt oder es den Bürgerkriegsveteranen John Carter auf den fernen Mars verschlägt, wo er auf sechsbeinigen Tieren reiten und gegen weiße Affen kämpfen muss.
    Gedruckt wurden diese Geschichten seinerzeit auf billigstem Papier, das aus einer breiigen Masse mit hohem Holzgehalt gewonnen wurde. Diese Masse nannte man in den USA »Pulp«, und sie war es auch, die dieser Art von Literatur ihren Namen gab. Die Pulps – in unseren Breiten gerne auch kaum charmanter Schund- oder Groschenheft genannt – erfreuten sich in den ersten vier Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts, vor allem aber in den Jahren der Weltwirtschaftskrise größter Beliebtheit. Obwohl die thematische Bandbreite weitgefächert war und es neben Crime- und Wildwestgeschichten auch Detektivstorys, Piraten- und Dschungelabenteuer, Spionagegeschichten, Sporterzählungen und noch vieles andere gab, war es vor allem das phantastische Genre, das durch die Pulp-Magazine zu Ruhm gelangte und ihnen entsprechend viel zu verdanken hat.
    Obwohl viele Pulphelden von einst längst vergessen sind, bevölkern einige von ihnen bis heute die Medienlandschaft, an vorderster Stelle natürlich Robert E. Howards CONAN, der zum Urgestein einer weiteren Spielart des Genres wurde, nämlich der Heroic Fantasy . Darin kämpfen sich schwertschwingende Barbaren durch archaische Welten und bekommen es mit wüsten Monstren, bösen Zauberern und betörend schönen Frauen zu tun, die ihnen reihenweise zu Füßen liegen – nach der politischen Korrektheit solcher Geschichten fragen wir an dieser Stelle nicht. Die enorme Popularität seines Helden, der erst unlängst wieder zu Leinwandehren gelangte, diesmal sogar in 3-D, hat Robert E. Howard nicht mehr miterlebt – die wirklich große Zeit seines Barbaren begann erst, als der New Yorker Verlag Lancer die Geschichten in den 60er-Jahren in Buchform auflegte und ein damals noch weitgehend unbekannter Künstler namens Frank Frazetta die Titelbilder beisteuerte. Bis heute ist der Stil, den Frazettas Cover prägten, für viele Fans untrennbar mit CONAN und der heroischen Fantasy verbunden, und man übertreibt sicher nicht, wenn man Lancer das Verdienst zukommen lässt, den modernen Fantasy-Roman aus der Taufe gehoben zu haben. Die Bilder des im Jahr 2010 verstorbenen Frazetta zeigten genau das, wovon Howards Romane handelten – kraftstrotzende Helden, schöne Frauen und miese Monster –, und sie entführten den Leser auch visuell in eine Welt, die so nie existiert hat und dennoch auf einmal greifbar schien. Fortan war die Gestaltung des Covers nicht mehr nur Nebensache, sondern wichtiger Bestandteil eines jeden

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