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Das Zauberer Handbuch

Das Zauberer Handbuch

Titel: Das Zauberer Handbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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gerne ins Programm nimmt. Auch mir wurde mit DIE ZAUBERER und den ORKS die Ehre zuteil, in fremde Sprachen übersetzt zu werden, und es macht immer wieder Spaß, in Italien, den Niederlanden oder Tschechien zu weilen und dort die eigenen Bücher mit wundersamen Titeln und in andere Sprachen übersetzt zu entdecken. Herausragenden Kollegen wie Kai Meyer oder Markus Heitz ist es darüber ­hinaus sogar gelungen, ihre Werke nach England bzw. den USA zu verkaufen, was angesichts des enormen Pools an englischsprachigen Werken, der den dortigen Verlagen zur Verfügung steht und nicht erst kostenaufwendig übersetzt zu werden braucht, als ganz besonderer Erfolg für die deutschsprachige Fantasy zu werten ist.

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Der Stoff, aus dem die Helden sind
    Helden fallen nicht von den Bäumen – sie werden gemacht. Bei Autoren ist es übrigens genauso. Und davon handelt dieses Kapitel.
    Die Entstehung des Helden – im amerikanischen Fachjargon gerne auch Origin genannt – nimmt in der Fantasy breiten Raum ein, und das aus langer Tradition.
    Schon im Nibelungenlied erfahren wir, wie Siegfried beim Zwerg Mime in die Lehre geht, wie er den Drachen Fafnir erschlägt, in dessen Blut badet und dadurch unverwundbar wird; wir erfahren, wie der Junge Artus das Schwert aus dem Stein zieht und dadurch zum König von Britannien wird; und wir werden Zeugen, wie ein unscheinbarer Hobbit namens Bilbo Beutlin seine Heimat verlässt, um zusammen mit einem Zauberer und einer Schar Zwerge ein Abenteuer zu erleben, das nicht nur ihn, sondern auch seine Welt für immer verändern wird. Während sich andere Genres nur sehr bedingt dafür interessieren, wie der Held zu dem wurde, was er ist, stellt diese »Heldengenese« in der Fantasy einen wichtigen Bestandteil der Handlung dar. Viele Fantasy-Romane handeln gar ausschließlich davon, denn die Queste, die abenteuerliche Reise mit all ihren Herausforderungen und Gefahren, ist letztlich nichts anderes als die Entstehungsgeschichte eines Helden.
    Wenn der recht nichtsnutzige Granock am Anfang von DIE ZAUBERER in den Straßen Andarils gefunden und vom Zauberer Farawyn in die Festung von Shakara mitgenommen und dort zum Magier ausgebildet wird, so ist dies der Beginn einer Entwicklung, die erst am Ende der Trilogie abgeschlossen sein wird (und in diesem besonderen Fall noch nicht einmal dann) und in deren Verlauf die Figur mehr und mehr zum Helden reift. Jener Frodo, der am Ende von DER HERR DER RINGE das Schiff zu den Grauen Anfurten besteigt, ist nicht mehr jener naive Jüngling, den Gandalf einst nach Bree schickte, und jener Artus, der das Schiff nach Avalon besteigt (kommt mir das jetzt irgendwie bekannt vor?), ist ein anderer als der, der einst das Schwert Excalibur aus dem Stein zog. Das Abenteuer des Helden ist gleichzeitig auch seine Entwicklung, der Prozess der Reifung, der zu Beginn der Geschichte nicht absehbar ist – insofern gleicht seine Reise in vielen Punkten der des Autors. Und wie die klassische Heldenfigur bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss, um gegen alle Widerstände zu bestehen und am Ende siegreich zu sein, sollten auch Fantasy-Autoren eine Reihe von Anforderungen erfüllen.
    Talent gehört fraglos dazu, so wie das Verfügen über eine magische Gabe Bedingung für die Aufnahme in den Zauberorden von Shakara ist; aber eben auch eine ganze Reihe von Eigenschaften, die durchaus erlernbar sind, sowie eine gute Portion Beharrlichkeit und Fleiß. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, einen eigenen Roman zu verfassen, steht am Beginn einer langen Reise, die manche Unwägbarkeit bereithält; ähnlich wie unsere Helden werden wir unterwegs auf Verbündete und Gegner treffen, und auch uns steht dabei ein Arsenal an Waffen zur Verfügung, mit denen wir uns unserer Haut erwehren können – und einige davon sind sogar (fast) magischer Natur.
    Die Frage, warum jemand gerne schreiben möchte, erübrigt sich – ebenso gut könnte man Frodo fragen, warum er den Meisterring zum Schicksalsberg bringen musste. Wie der Held dem Zwang zum richtigen Handeln unterliegt, so unterliegt der Autor dem Zwang zum Geschichtenerzählen. Was genau es ist, das einen Autor vom »Normalo« unterscheidet, vermag ich nicht zu sagen. Warum können neunundneunzig von hundert Menschen ein Buch lesen und sich mit der Rolle des bloßen Rezipienten zufriedengeben, während der Hundertste fortwährend darüber nachdenkt, wie er diese Geschichte selbst erzählt hätte: Mit anderem Ausgang? Anderen Figuren? Einem

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