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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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dass du ihnen nicht helfen willst.«
    »Ach was! Und woher weißt du das?«
    »Na, sie haben es mir natürlich gesagt.«
    Hmpf. Delfine können nicht wirklich sprechen. Es ist nur ein Ammenmärchen. Ich male mir das traurige Bild aus, wie Dandelion am Ufer des Meeres hockt und auf einige verwirrt dreinblickende Delfine einplappert. Die armen Delfine. Ich sage ihr, dass ich zu tun habe, und scheuche sie aus meinem Büro. Ich muss nachdenken.
    Ich koste diesen seltenen Moment der Ruhe und des Friedens in vollen Zügen aus, ziehe meine Zauberbücher zurate und trichtere mir den Schlafzauber ins Gedächtnis. Unglücklicherweise ist es eine Eigenart der Magie, dass einem Magier die Zaubersprüche nicht im Gedächtnis bleiben, ganz gleich, wie gut er auch sein mag. Sobald man sie benutzt hat, verschwinden sie aus der Erinnerung, und man muss sie wieder aufs Neue lernen.
    Kaum habe ich den Schlafzauber verinnerlicht, fühle ich mich besser. Ich habe nämlich so eine bedrohliche Ahnung, dass ich es über kurz oder lang mit Kampfmönchen zu tun bekomme. Und wie ich sie durch die Luft habe fliegen und nach den Köpfen ihrer Gegner treten sehen, gelüstet es mich keineswegs nach einer direkten Auseinandersetzung. Jeder, dem der Sinn danach steht, nach meinem Kopf zu treten, wird den Schlaf des Gerechten schlafen, noch bevor er auf dem Boden aufschlägt.
    Matahari taucht auf. Ich deute an, dass sie in meiner Unterkunft etwa so willkommen ist wie ein Orgk bei einer Elfenhochzeit, und schmeiße sie hinaus.
    »Geh, und verkriech dich in Makris Zimmer. Wenn du keinen Platz findest, hock dich auf Dandelions Schultern. Dann kannst du sie gleich fragen, ob dein Horoskop verrät, wie du aus der Stadt fliehen kannst.«
    Ich setze mich mit einem frischen Bier in meinen Lieblingssessel und denke nach.

8. KAPITEL
    Als ich Makri von Heretius berichte, ist sie beeindruckt. »Das ist doch genau der richtige Fall für dich, Thraxas. Jemand engagiert dich, damit du etwas suchst, das du schon gefunden hast. Ich nehme an, dass du es noch ein bisschen länger hinziehst, damit du mehr Honorar bekommst?«
    »Sehr amüsant, Makri. Die Innungshochschule hat Bemerkenswertes bewirkt, jedenfalls was deinen Sarkasmus angeht. Ich habe ihm nicht erzählt, dass ich die Statue habe, weil ich sie noch brauche. Ich versuche nämlich immer noch, Gesox’ Unschuld zu beweisen, schon vergessen? Und die Statue ist ein Beweisstück.«
    Makri ist noch beeindruckter, als ich ihr die gewaltige Statue in dem kleinen Beutel zeige.
    »Ich mag es, wie der Magische Raum aussieht. Alles ist so rot. Können wir hineingehen?«
    »Auf keinen Fall. Es ist sehr gefährlich, den Magischen Raum zu betreten. Mein alter Lehrer hat es mir strengstens verboten.«
    »Glaubst du, dass Vexial der Sehende Rodinaax erstochen hat?« Makri ist in alle Einzelheiten des Falles eingeweiht.
    »Es sieht zumindest so aus, als könnte er dahinter stecken. Was mir ganz recht wäre. Falls ich das beweisen kann, hole ich damit Gesox aus dem Gefängnis und versetze Tholius einen empfindlichen Schlag. Aber all das erklärt trotzdem nicht, was die Statue hier in dem Beutel zu suchen hat. Warum ist sie in der Tasche dieses Zauberers gelandet? Wenn die Schläger, die versucht haben, mich umzubringen, in Vexials Diensten standen, warum haben sie ihm dann die Statue nicht gegeben?«
    »Vielleicht konnten sie es einfach nicht erwarten, dich anzugreifen.«
    »Möglich. Ich löse so ein Verlangen bei vielen Leuten aus. Aber wie kommen sie an den Beutel mit der Statue?«
    »Vielleicht nur durch Zufall?«, vermutet Makri. »Vielleicht haben sie ihn gestohlen oder ihn in einer Kaschemme gekauft. Wer auch immer Thalius Scheelauge den Beutel weggenommen hat, muss nicht unbedingt gewusst haben, was sich darin befunden hat.«
    Das ist allerdings möglich. Es wäre zwar ein ziemlich großer Zufall, aber es ist keineswegs ausgeschlossen, dass mein verblichener Widersacher Thalius ausgeraubt und sich dann nach Zwölf Seen begeben hat, um sich dort eine Weile zu verkriechen. Aber so ganz überzeugt bin ich noch nicht. Ich kann mir eher vorstellen, dass Bibendis ziemlich weit danebenliegt, wenn sie glaubt, dass ihr Vater wegen einer nicht bezahlten Boah-Lieferung sterben musste. Vermutlich war dieser Beutel hier der wahre Grund. Und das bedeutet, der Mörder ist eine ziemlich rücksichtslose Person. Denn er hätte nur getötet, um sich ein Mittel zu beschaffen, mit dem man eine Statue aus der Stadt schaffen kann, ohne dass

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