Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
Vom Netzwerk:
segeln lässt. Er bleibt bewusstlos zu unseren Füßen liegen.
    »Pah, hättest halt besser auf deine Deckung achten sollen«, murmelt Makri. Ich vermute stark, dass sie das Spektakel insgeheim genießt.
    »Wollen wir nicht mitmischen?«, fragt sie schließlich.
    »Natürlich nicht! Warum sollten wir?«
    »Weiß nicht. Ich dachte, wir sollten.«
    »Nur weil irgendwo ein Kampf tobt, bedeutet das noch lange nicht, dass du dich einmischen musst, Makri.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht. Aber es kommt mir einfach unnatürlich vor, mich herauszuhalten.«
    Die gelb gekleideten Mönche des Wolkentempels scheinen mittlerweile die Oberhand gewonnen zu haben, vor allem durch die Anwesenheit des Ehrwürdigen Heretius, der seine Gegner vor sich hertreibt. Keiner der jungen, rot gewandeten Mönche kann seiner wilden Kampftechnik standhalten. Die Körper fliegen wortwörtlich vor ihm durch die Luft, wenn er einen jungen Novizen nach dem anderen aus dem Weg räumt. Er kämpft sich bis an Vexials Leibwache heran und macht keinerlei Anstalten aufzuhören. Seine Anhänger fächern aus und greifen jetzt aus allen Richtungen an.
    Der Heiler, die Kräuterkundige und die Apothekerin haben sich klugerweise längst aus dem Staub gemacht, aber Lolitia harrt immer noch neben Vexial aus. Sie ist anscheinend bereit, ihn bis zum Letzten zu verteidigen. Die Macht der Liebe, denke ich. Damit gewinnt sie meine Anerkennung.
    Die Brüder des Sternentempels errichten eine letzte, verzweifelte Verteidigungslinie. Sie sind mutig und weichen nicht zurück, aber Heretius ist einfach eine Nummer zu stark für sie. Er fegt sie zur Seite wie ein Drache, der durch eine Schwadron schlecht bezahlter Söldner stampft. Ob er Vexial töten will? Als ein Detektiv, der geschworen hat, das Gesetz aufrecht zu halten, sollte ich eigentlich versuchen, ein derartig schweres Verbrechen direkt vor meiner Nase zu verhindern. Andererseits muss ich meine Nase nicht in alles hineinstecken, wenn ich es recht bedenke.
    Plötzlich spüre ich jemanden neben uns in den Büschen. Makri geht es ebenso. Wir drehen uns gleichzeitig zu der Stelle herum, an der sich eine dunkel gekleidete Gestalt lautlos bewegt. Sie bemerkt unsere Gegenwart, kümmert sich aber nicht um uns. Stattdessen hebt die Gestalt etwas hoch, das ich nicht sofort erkennen kann. Ein dunkler, tiefer Anschlag einer Saite ertönt, gefolgt von einem kurzen, summenden Ton. Dann schreit einer der gelben Mönche vor Schmerz auf und bricht zusammen. Ich erkenne das Summen. Eine Armbrust. Jetzt muss man mir die Gestalt im Schatten nicht mehr vorstellen.
    »Sarin die Gnadenlose«, flüstere ich Makri zu.
    Die Armbrust ist sowohl eine mächtige als auch eine höchst unhandliche Waffe. Sie ist sehr zweckdienlich, wenn man eine Stadt verteidigen will oder einen Angriff aus einer guten Deckung vorbringt, aber mitten im Schlachtgetümmel ist sie nicht sehr nützlich, weil es so lange dauert, sie zu laden. Aber Sarin schiebt in kürzerer Zeit, als ich es jemals bei jemandem gesehen habe, einen weiteren Bolzen in die Kehle. Sie feuert ihn ab und tötet einen zweiten Wolkentempler. Als der zweite Gelbe umfällt, wird seinen Ordensbrüdern klar, dass hier irgendwas nicht stimmt. Sie unterbrechen ihren Angriff kurz, weil sie zunächst nicht wissen, was es ist. Genug Zeit für den nächsten Bolzen. Und der nächste gelbe Mönch liegt tot am Boden.
    »In die Büsche!«, ruft der Ehrwürdige Heretius und verleiht dem Befehl mit einer gebieterischen Handbewegung Nachdruck.
    Die Unterbrechung genügt den Sternentemplern. Sie können sich neu formieren und bilden eine solide Verteidigungslinie um Vexial. Die Mönche des Wolkentempels laufen jetzt auf die Büsche zu. Ich beobachte, wie Sarin in aller Ruhe einen weiteren Bolzen einspannt. Diesmal zielt sie noch sorgfältiger. Und feuert auf Heretius.
    Der auf eine Art und Weise reagiert, die vollkommen menschenunmöglich ist. Er fischt den Bolzen aus der Luft, bevor er ihn treffen kann. Mir klappen vor Erstaunen sämtliche Doppelkinne hinunter. Ein Armbrustbolzen hat, aus nächster Nähe abgefeuert, genug Durchschlagskraft, um zwei Wände zu durchdringen. Es ist eigentlich unmöglich, ihn im Flug aus der Luft zu greifen. Man kann ihn nicht mal sehen. Und trotzdem hat Heretius ihn gefangen wie eine flügellahme Schmeißfliege.
    Seine Anhänger erreichen die Büsche. Ich trete weiter zurück in den Schatten. Sarin feuert ruhig einen weiteren Bolzen auf den nächsten Angreifer und beschäftigt den

Weitere Kostenlose Bücher