Das Zaubergift
gewesen.
»Hat er getrunken? «
»Viel zu viel.«
Na so was! Da denkt man, dass die Künstler ein langweiliger Haufen seien, und dann entpuppen sie sich plötzlich als ganz in Ordnung.
»Er hat eine Hypothek auf das Haus aufgenommen und war kurz davor, es zu verlieren. Lolitia wusste von alldem nichts. Er wollte unbedingt verhindern, dass sie es heraus bekam.« Er lacht bedauernd. »Nicht, dass sie sich sonderlich darum gekümmert hätte. Der arme Rodinaax war vollkommen verrückt nach ihr, aber sie hat ihm eher die kalte Schulter gezeigt. Vermutlich war sie mit jemand anderem zusammen, aber ich weiß nicht, um wen es sich handelt. Die Leute denken, ich sei ihr Liebhaber, aber das stimmt nicht.«
Also war Rodinaax schwer verschuldet und dem Suff verfallen und hatte verzweifelt einen Ausweg aus seiner misslichen Lage gesucht. Natürlich musste er dann mehr als nur interessiert gewesen sein, als plötzlich die Lösung all seiner Probleme in Gestalt eines Besuchers auftauchte. Dieser stellte ihm die höchst ungewöhnliche Bitte, eine große Ladung Gold in einer Statue zu verstecken. Und zwar in der neuen Statue von Sankt Quaxinius, um genau zu sein.
»Warum ausgerechnet Sankt Quaxinius?«
»Weil es Gotteslästerung bedeuten würde, sich an der Statue eines Heiligen zu vergehen. Selbst wenn die Zauberer aus dem Justizdomizil die ganze Stadt nach dem verschwundenen Gold absuchten, würden sie sich hüten, in einer Statue von Sankt Quaxinius nachzusehen. Das wäre Blasphemie.«
Wohl wahr. Auf die Idee war ich noch gar nicht gekommen. Zauberer haben selbst in ihren besten Zeiten eine eher durchwachsene Beziehung zur Wahren Kirche. Kein Zauberer würde den Zorn der Kirche riskieren, indem er in ihrer heiligsten Ikone herumpult.
»Der Plan sah vor, das Gold in der Statue zu lassen, wenn sie vor der Stadt im Schrein installiert wurde, und es später wieder zu entfernen, nachdem sich die Aufregung etwas gelegt hatte. Rodinaax bekam genug Geld, um seine Schulden zu bezahlen und sein Geschäft wieder anzukurbeln.«
»Wer steckt dahinter?«
Das weiß Gesox nicht. Er hat die Person, die mit Rodinaax verhandelte, niemals zu Gesicht bekommen. Rodinaax hat ihn offenbar erst eingeweiht, als es ihm nicht mehr möglich war, die ganze Angelegenheit vor seinem Schüler zu verheimlichen. Aber Gesox ist recht vage, was die Einzelheiten angeht. Er hat keine Ahnung, wer Rodinaax getötet haben könnte. Er scheint sowieso so gut wie gar nichts Genaueres zu wissen, und ich kann auch über die Mönche und über Sarin nichts Verwertbares aus ihm heraus kitzeln.
»Wer wusste noch von der Goldbeute?«
»Niemand. Rodinaax hat mich schwören lassen, niemandem etwas zu verraten. Und ich habe meinen Schwur gehalten. Bis jetzt.«
»Habt Ihr denn gar keine Bedenken gehabt, Euch in eine solch gefährliche Sache verwickeln zu lassen? Selbst wenn Rodinaax nicht ermordet worden wäre, wärt Ihr als Helfershelfer wegen Diebstahls des Goldes unseres Königs im Gefängnis gelandet.«
»Was sollte ich denn tun? Sollte ich etwa meinen Lehrer und Mentor verpfeifen? Kein anderer Bildhauer hätte mich jemals aufgenommen, damit ich meine Studien beenden konnte. Außerdem hätte ich sowieso Ärger mit den Bonzen bekommen. Niemand hätte mir geglaubt, dass ich nicht mit drinsteckte. Außerdem war Rodinaax der beste Künstler der Stadt. Einer der besten überhaupt. Ich wollte nicht dafür verantwortlich sein, diesen Mann auf eine Strafgaleere zu schicken.«
Ein Wächter kommt herein und sagt mir, dass meine Zeit abgelaufen sei. Ich schiebe Gesox unauffällig einige Thazis-Rollen zu, bevor ich gehe. Vielleicht heitern ihn die ja ein bisschen auf. Ich kümmere mich um meine Klienten. Es ist natürlich illegal, aber was können sie einem Burschen schon groß antun, der sowieso bald am Galgen baumeln wird?
»Ich werde Euch im Handumdrehen hier herausholen«, verspreche ich Gesox im Gehen. Wenigstens kann ich damit die Wache beeindrucken. Ein kurzer Anflug von Depression überkommt mich. Seit ich die ärmliche Stube in Zwölf Seen gesehen habe, in der Gesox hauste, und erfahren habe, dass er weder Freunde noch Familie hat, versuche ich mein Mitleid für ihn zu unterdrücken. Aber wenn man ihn da sitzen sieht, wie er auf den letzten Gang zum Galgen wartet, ist das völlig unmöglich.
»Du siehst ja so missgelaunt aus wie eine niojanische Nutte«, ertönt plötzlich eine kräftige Stimme neben mir.
Es ist Hauptmann Rallig. Ich sehe ihn finster an und wische
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