Das Zaubergift
beste Universität im Westen.«
Die Statue ist im Magischen Raum verschwunden. Und ich stecke den Beutel wieder in meine Tasche.
»Ich nehme an, du könntest ihr einen Finger abhacken, bevor du sie zurückgibst?«
»Auf keinen Fall.«
Obwohl das eigentlich gar keine so schlechte Idee ist. Ich weiß ja, wie sich die finanzielle Lage entwickeln wird. Natürlich bekomme ich jetzt eine fette, fette Belohnung. Der König ist stinksauer über den Verlust seines Goldes, und der Palast hat tausend Gurans Belohnung für Informationen ausgesetzt, die zu der Wiederbeschaffung des Edelmetalls führen. Ich könnte mit dem Beutel auf der Stelle zum Palast marschieren und das Geld einfordern. Aber ich arbeite immer noch daran, Gesox zu entlasten und Thalius’ Mörder zu finden. Das heißt, ich brauche die Statue noch.
»Glaubst du, dass die Mönche vom Sternen-und vom Wolkentempel wussten, dass das Gold da drin ist?«
»Ja.«
»Wer hat es denn hineingetan?«
»Das weiß ich noch nicht. Wer es auch war: Die Mönche wollen es unbedingt haben. Und Sarin auch. Also können wir uns jetzt darauf vorbereiten, dass hier bald die Hölle los sein wird.«
Diese Aussicht behagt Makri sehr. Ich hätte im Augenblick auch nichts dagegen. Ich bin nämlich gerade sehr zufrieden mit mir, weil ich endlich einen Teil des Geheimnisses lösen konnte. Ich nehme ein Messer, wirble es in die Luft, fange es am Griff auf und schiebe es in einer einzigen fließenden Bewegung in die Scheide. Dann hole ich mein Zauberbuch aus dem Regal und präge mir den Schlafzauber ein.
»Wenn sie die Statue haben wollen, müssen sie kommen und sie mir wegnehmen. Ich werde ihnen schon zeigen, wer die Nummer eins hier in der Gegend ist.«
Ich nehme eine Flasche Kleeh vom Tisch. Sie ist leer. Ich scheine im Moment einen ziemlich hohen Durchfluss zu haben.
Also hole ich eine neue aus meinem geheimen Vorrat unter der Couch und teile ein paar Gläser mit Makri. Sie schüttelt sich, als ihr das Zeug brennend die Kehle hinunterrinnt.
»Du verführst mich zu schlechten Angewohnheiten.«
»Was für schlechte Angewohnheiten? Was ist denn eigentlich so toll daran, gegen eine Paradies-Schlange zu kämpfen? Ich habe viele Paradies-Schlangen umgebracht, als wir durch den Dschungel marschiert sind. So schrecklich sind sie nun auch wieder nicht.«
»In den Orgk-Ländern werden sie viel größer. Und ihr Gift ist dort auch tödlicher.«
»Sicher.«
Die Sonne brennt vom Himmel, und ich würde den Nachmittag nur zu gern schlafend auf der Couch verbringen, aber ich muss arbeiten. Als ich mein Schwert umschnalle und hinausgehe, erinnere ich mich an meinen Schwur, dass ich diesen Sommer nicht arbeiten wollte. So viel dazu. Ich werde einfach eine dicke Belohnung für die Wiederbeschaffung des verlorenen Goldes einsacken und den Herbst und den Winter damit verbringen, Gurdhs Tresen festzuhalten und mit jedem hergelaufenen Barbaren Kriegsgeschichten auszutauschen.
Ich bemerke, dass zwei Mitglieder der Bruderschaft in der Gegend herumlungern und immer noch nach Matahari suchen. Und dann sehe ich noch jemanden, einen Detektiv aus der Oberstadt. Vermutlich hat ihn das Gaststättengewerbe engagiert. Ich runzle die Stirn. Jetzt fehlt eigentlich nur noch Sarin, die aus einer Mauernische hervorspringt und anfängt, mich mit Armbrustbolzen zu beschießen.
Die Gerichtshöfe befinden sich in der Nähe des Geschäftsviertels Goldener Halbmond. Das ist ein sehr wichtiger Teil der Stadt, und das Hauptgericht selbst ist ein prunkvolles Gebäude mit dreißig Säulen an der Front und einer Säulenhalle aus glänzendem weißem Marmor. Es liegt an einem großen öffentlichen Platz mit einem Springbrunnen und Statuen von allen möglichen Heiligen und längst verstorbenen Königen. Das ganze Ding wurde zum Lobpreis der Stadt vor etwa hundert Jahren von König Fritzius Lackal errichtet. Er hat damals Mattesh besiegt und genug Beute heimgebracht, um einiges davon unters Volk zu bringen.
Ich war oft hier, als ich noch Hoher Ermittler im Palast war. Die Angestellten haben mich freundlich gegrüßt, und die Advokaten des Justizdomizils sind zu mir gekommen und haben mich nach dem neuesten Stand meiner Ermittlungen gefragt. Diese Zeiten sind lange vorbei. Wenn mich jetzt noch einer erkennt, bemüht er sich, es möglichst zu verbergen. Es hat keinen Sinn, höflich zu einem Mann zu sein, der sein gesellschaftliches Ansehen und seinen Rang verloren hat. Und man kann kaum mehr an Ansehen verlieren, als ich es
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