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Das Zauberschloß

Das Zauberschloß

Titel: Das Zauberschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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hinzurichten, so wie wir da sind! – Auch die Mutter wurde ängstlich, und Louise, die sich den ganzen Tag über leidend verhalten hatte und über ihr Schicksal völlig gleichgültig schien, ward ebenfalls mehr bewegt. – Sie sollen nur kommen, die Bösewichter! sagte Freimund entschlossen; ich und Freund Schwieger, so wie der junge Mansfeld, werden ihnen genug zu schaffen machen!
    Ehe wir sie umbringen, sagte Schwieger gleichgültig, müssen wir sie vorher ersuchen, uns Licht anzünden zu helfen.
    Indem schimmerte ein Lichtschein ihnen entgegen, es kam in die Thür herein und ging die Treppe herauf. – Herr Mansfeld! rief der Rath entschlossen. – Was soll er? fragte dieser aus der Ferne. – Wenn wir nur beisammen wären, sagte der Alte, denn es gilt jetzt vielleicht, uns unserer Haut zu wehren.
    Die Thür öffnete sich. Man sah Laternen, eine Anzahl gemeiner Menschen in einer dunklen Gruppe, unter ihnen eine schlanke, große Gestalt, die besser bekleidet schien. Diese sprach mit tiefem Ton: Leuchtet her, Leute! Das sind also die Raubgenossen, die es gewagt haben, in ein ehrliches Haus fast bei hellem Tage einzubrechen?
    Ja, Herr Landrath, sagte einer der Laternenträger, wir hatten sie eingesperrt, und einer stand hier draußen auf der Kanzel im Regen, aber sie müssen sich wieder mit Gewalt losgemacht haben, und sind nun hier im Hause selbst froh und guter Dinge.
    Der große Mann ging näher und faßte Freimund bei der Schulter. Wie könnt Ihr es wagen? rief er: leuchtet dem Kerl ins Gesicht! – Es geschah. – Himmel! schrie er laut auf – mein verehrter Herr Schwiegervater! – Was ist das für ein Abentheuer?
    Man klärte sich bald auf. Der Landrath, der Herr von Dobern, hatte keinen Boten erhalten und von dem großen Einweihungsfeste Nichts vernommen. Er war im Dorfe zu Besuch gewesen, der Knecht kam dorthin, die Gerichte aufzubieten, um einbrechende Kerle gefangen zu nehmen; er folgte dem Knecht, dem Schulzen und den Bauern aus Pflichteifer, und war nicht wenig erstaunt, Braut und Schwiegereltern so unvermuthet zu finden.
    Die Bauern gingen hinaus, man ließ die Laternen im Zimmer, und Mansfeld fand sich aus der Küche auch wieder herbei. Alle begrüßten sich, so anständig und fein, als es das seltsame Costüm und die immer noch nicht sonderliche Erhellung zuließ. Die ganze Gesellschaft erstaunte aber, als der Landrath plötzlich darauf drang, daß, obgleich Anstalten und Feierlichkeit mangelten, man dennoch vor den Zeugen, welche zugegen waren, die Verlobung feiern solle. Ueber Kindereien, sagte er in seinem rauhen Ton, sind wir hoffentlich, als verständige Männer, hinweg, das Wesentliche kann eben so gut im Walde, in einer Felsengrotte, wie in einem erleuchteten Saale geschehn. Alsdann bin ich, wenn auch im Finstern und Regenwetter, zur guten Stunde hierher gekommen. Also, Freund Schwiegervater, entschließen Sie sich, und Sie, meine schöne Braut, fassen Sie ebenfalls einen Entschluß.
    Der Vater schüttelte den Kopf, die Mutter flüsterte einige unwillige Worte, und da Louise dies bemerkte, faßte sie mehr Muth, als ihr sonst zu Gebote stand, und erklärte sich ganz bestimmt gegen ein so übereiltes und unziemliches Verfahren. Der Vater stand ihr bei, indem der Landrath gegen Beide stritt und sich nichts weniger als zart und empfindsam zeigte, welches auch die Dichterin bemerkte, die halblaut äußerte, unter solchen Umständen sei der Untergang ihres Gedichtes nicht allzusehr zu beklagen, weil sie den Bräutigam in ihren Versen mit viel zarteren Farben abgeschildert habe.
    Der Streit, der sich außerdem wohl noch hingezogen haben würde, ward durch den jungen Vetter unterbrochen, welcher aus seinem Pferde zurückkam und einen Bauerwagen mit sich brachte, über welchen eine Leinwand gezogen war. Der Rath Freimund befahl, auch seine Chaise wieder anzuspannen, und so schnell als möglich nach der Stadt zurückzukehren, damit Frau und Tochter sich von der Angst dieser Nacht und dem Gewitter in der Ruhe dort erholen könnten. Er selbst, die Frau und Tochter, so wie die klagende Dichterin, sollten in seinem Wagen Platz nehmen; die Herren aber, von den beiden Reitern begleitet, auf dem schlichten Bauerwagen nachfolgen. Der alte Sebastian rieth zwar murrend, den Tag erst abzuwarten, weil die Nacht keines Menschen Freund sei, er ward aber überstimmt und ging verdrüßlich fort, seine beiden muthigen Rosse anzuschirren.
    Als man noch über die Abfahrt, über Verlobung und andere Dinge sprach und

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