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Das Zauberschloß

Das Zauberschloß

Titel: Das Zauberschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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erwiederte Jener, das Gütchen ist ganz neuerdings an einen simpeln, blödsinnigen alten Herrn verkauft, der gewiß niemals herauskommen wird; die Einsamkeit des Ortes ist so recht geeignet, Leuten, die ein gegründetes Vorurtheil gegen das Tageslicht haben, zum Schlupfwinkel zu dienen. Diese Trachten, Mienen, diese mehr finstern, als hellen Laternen, Alles dieses – –
    Also für Spitzbuben, Falschmünzer, oder dergleichen nehmen Sie uns? rief Mansfeld: Sie, mein guter, fremder Herr ohne Namen, der aus der Erde aufsteigt, sollten gerade am wenigsten so anzügliche Reden führen!
    Nun, sagte die Erscheinung, für was halten Sie mich denn?
    Mit Respect zu sagen, erwiederte Mansfeld, für den Teufel selbst.
    Der Fremde lachte so von Herzen, daß plötzlich Alle in den heitern Ton der Lustigkeit einstimmten und ein unauslöschliches Gelächter im Saal erschallte.
    Ich kann Sie versichern, nahm endlich Freimund das Wort, daß der alte Mann, der das Gut hier getauft hat, bis jetzt noch nicht so ganz blödsinnig ist; aber als Eigenthümer darf ich nun wohl fragen: Wer sind Sie? Wie kommen Sie hieher? Und zwar auf diese unerwartete, ja wunderbare Weise?
    O, rief der Fremde unwillig: wie bringt mich nur heut der Zufall dahin, mich unziemlich zu betragen und als ein ungezogener roher Mensch zu erscheinen. Daß ich um Vergebung bitte, macht mein Benehmen nicht wieder gut. – So erfahren Sie denn, daß ich der ehemalige Eigentümer dieses Hauses bin, welches ich nach dem Frieden verkaufte. Sie haben es wahrscheinlich aus der zweiten Hand erhalten.
    Wie? rief Mansfeld aus: Sie sind damals im Kriege nicht umgekommen? Sie leben noch?
    Gewiß, erwiederte jener; ich nahm meinen Abschied, heirathete meine Braut und wirtschaftete auf dem größern Gute meines Vaters, bis dieser starb.
    Und Ihr Vater ist auch nicht im Kriege, und zwar recht tragisch, umgekommen? fragte Mansfeld.
    Ich weiß, antwortete der Unbekannte, welche tolle Fabeln man sich von uns erzählt. Das müßige Landvolk hat diese Geschichten, wer weiß wodurch veranlaßt, ersonnen, und das Mährchen ist nachher immer mit albernen Zusätzen vermehrt worden. So viel ist wahr, ich vertheidigte damals diese Gegend, und mein Vater stand allerdings im feindlichen Heere, aber mir zum Glück nicht gegenüber, sondern in einer entfernten Provinz.
    Ewig Schade! fuhr die Dichterin heraus: woher kommt denn aber, wenn alle jene tragischen Verwicklungen dahin sind, die Spukerei dieses Zauberschlosses?
    Einiges von jenen Gerüchten, erwiederte der Fremde, habe ich wohl selber ehemals, als ich hier wohnte, veranlaßt. Mir hat es immer wohlgefallen, daß Rousseau auf der Peters-Insel sich jene Fallthür und kleine Treppe einrichtete, um plötzlich lästigen Besuchen zu entfliehen. Dort ist es nur ziemlich ungeschickt und plump angelegt, und ich schmeichle mir, dieselbe Anstalt feiner eingerichtet zu haben. Sie haben draußen, hinter dem Hause, die kleine Grotte bemerkt. Dort ist eine Feder angebracht, auf deren Druck sich von innen wie außen eine kleine Thür öffnet; ein schmaler Gang führt unmittelbar in diesen Saal, wo ebenfalls eine Feder die kleine Thür im Fußboden bewegt. Sah ich nun Volk von der Stadt, oder langweilige Kameraden, oder Leute kommen, die mir für den Augenblick unbequem fielen, so entfloh ich plötzlich in den nahen Wald, und keiner wußte, wo ich geblieben war. Da ich das Kunststück meinen Leuten verheimlicht hatte, so konnte ich auch plötzlich in meinem Zimmer seyn, wenn diese mich weit entfernt glaubten. Auf einer Reise durch diese Gegend, indem meine Frau einige ihrer Verwandten wenige Meilen von hier besuchte, kam mir dort das Gelüste, mein vormaliges Eigenthum wieder einmal in Augenschein zu nehmen. Im Walde überraschte mich Sturm und Gewitter, ich konnte mich kaum während des Platzregens in einer Köhlerhütte bergen. Als es finster wurde, begab ich mich hieher; und, in der Voraussetzung, daß das Haus noch ganz leer sei, ging ich durch die Grotte, wo ich das alte Kunststück noch unverletzt fand. Ich hörte über mir Stimmen; erscheine! komm! tönte es herunter, und ich konnte der Lust nicht widerstehn, hierauf zu antworten. Statt umzukehren, trieb mich die Neugier herauf, zu sehen, wer hier hausen möchte. Da Sie, der Eigenthümer, von der Einrichtung nichts wissen, so muß ich sie Ihnen, sobald es nur heller geworden ist, zeigen, damit Sie den Gebrauch kennen lernen.
    Hätten wir, liebe Sappho, sagte Mansfeld, diesen trefflichen Schlupfwinkel

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