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Das Zauberschloß

Das Zauberschloß

Titel: Das Zauberschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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gekannt! Weder so naß wären wir geworden, noch wären die Verse zu Grunde gegangen; weder hätte Herr Schwieger seinen zu vertraulichen Schulterschlag bekommen, noch hätte ich oben als eine verlorne Schildwacht stehen müssen. Wir wären wie die Mäuse hier hereingeschlüpft, und hätten nachher den neuen Gutsbesitzer ausgelacht, über seine Zerstreutheit doch einigermaßen getröstet.
    Es ist doch aber allzutraurig, klagte Sappho, daß in unsern Tagen alles Wunderbare, Geistige und Gespenstige immerdar in Rauch verschwindet. Wo es auch scheint, daß sich einmal eine schöne, herzige Sage anheften und ausbilden will, so kommt gleich eine prosaische Kritik hinterdrein, um den schönen Glauben zu zerstören. So sind Sie, geehrter Herr Unbekannter, Ihr eigner Revenant, und treten hier selbst als Geist auf, um Ihre geistige Existenz abzuleugnen. O wie bequem hatten es darin unsre gläubigen Vorfahren! Nein, nein, ich sehe, jene Politiker haben Recht, welche behaupten, daß uns niemals ein Mittelalter zurückkehren werde. Die armen Gespenster! Allenthalben verfolgt und verdrängt, finden sie in unsern Tagen selbst nicht einmal in den Romanen, kaum noch in den Tragödien eine letzte Zuflucht. Der Wagen war vorgefahren, man mußte aber mehrere Schritte den steilen Hügel hinuntergehen, zu einem ebenen Waldfleck wo die Pferde standen. Bastian sagte, indem Mansfeld die Dichterin im Finstern hinuntergeführt hatte, die zuerst einsteigen sollte: Mein Seel, es gehen hier Kobolde um, die dem Menschen Alles zum Possen thun; mir ist ein Knirps und Wicht rechts und links unter dem Wagen bei den Füßen vorbeigesprungen. – Sei kein Kind, sagte Mansfeld. – Hat sich was! murrte der Alte; und die Pferde selbst sind schon so unruhig, als wenn der Teufel in ihnen steckte.
    Die Dichterin saß, Schwieger führte Louisen. Ich glaube, sagte dieser, die Finsterniß dieser Nacht hat alles Licht eingeschluckt; will sich doch immer noch keine Dämmerung wieder zeigen, man muß mehr tappen als gehn: wo ist der Wagen? – Hier; sagte der alte Kutscher, kommen's nur 'rab. – Louise setzte sich neben die Sängerin, und die Mutter, so wie Freimund, warteten zwei Schritt davon, sich führend. Plötzlich stieß Bastian, indem er aufsteigen wollte, einen lauten Schrei aus und lag zu des Vaters Füßen, und die Pferde flogen, frei und ohne Führer, mit dem Wagen die Anhöhe hinunter. Man hörte nur noch den Schrei der Frauenzimmer, dann war Alles still.
    Himmel! mein Kind! rief Freimund außer sich. Die Mutter sank halb ohnmächtig dem Manne an die Brust. – Donner und Wetter! schrie Bastian, sich vom Boden aufraffend. Hab' ich's nicht gesagt? Ich steh' in aller Unschuld da und will aufsteigen, halte vorsichtig die Zügel, da zieht es mir dies und das Bein unter dem Leibe weg, schlägt mich auf die Faust, und heidi! davon, wie ein Blitz und Gewitter. Nun von dem Wagen und den Rossen bleibt ein Gebein übrig.
    Komm, arme liebe Frau, in das unglückliche Haus zurück! sagte Freimund und faßte die weinende Gattin, die er mehr trug, als führte.
    Die Gesellschaft war nun wieder im Saal versammelt, man zündete wieder einige Laternen an und der Rath sagte: Eilen Sie, lieber Vetter, besteigen Sie schnell wieder Ihr Pferd, jagen Sie nach, forschen Sie, bringen Sie uns Nachricht.
    Wenn ich nur die Richtung finde, sagte der junge Mensch. Schnell war er in den Bügeln, er flog in der Dunkelheit davon.
    Und Sie, Herr von Dobern? sagte der Vater zum erstaunten, verwirrten Bräutigam.
    Was ist zu machen? antwortete dieser kaltblütig. In der Finsterniß kann man nicht um sich sehn; auf der Landstraße kann der Wagen eben so gut rechts wie links gelaufen seyn, oder, was am wahrscheinlichsten ist, die tollen Pferde sind sogleich geradeaus gesprungen, den ganzen Berg und Abgrund hinunter, und Alles führt vielleicht der Fluß schon in seinen Wogen. Wir müssen doch wenigstens die erste Dämmerung erwarten.
    Wie können Sie, rief Freimund aus, nur so gefühllos seyn! Thut man doch lieber zu viel, als zu wenig. O mein armes Kind! Himmel! soll diese fatale, unglückselige Nacht sich noch so fürchterlich beschließen?
    Fassen Sie sich, mein Herr, sagte der Fremde; zwar kann der Unbekannte einem Vater leicht so etwas sagen, werden Sie erwiedern: aber, wenn man Krieg, Schicksale erlebt und durchkämpft hat, wenn man in fernen Gegenden recht viel erfahren und gesehn hat, so lernt man auch, daß ein augenscheinliches Unglück sich mildert, daß eine offenbare Gefahr

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