Das Zauberschwert - 10
blitzte auf, Andrew verschmolz mit einem anderen Geist – er war Damon …
Damons Körper saß mit der Lässigkeit langer Übung im Sattel.
Wer ihn nicht ganz genau kannte, hätte nie gemerkt, dass dieser Körper ohne Bewusstsein war und Damon selbst irgendwo oben dahinzog. Sein Geist durchwanderte das Land vor ihm, suchte, suchte …
Der Schatten erhob sich vor ihm, eine dichte Finsternis für seinen Geist, wie sie es für seine Augen gewesen war, und er hatte ein ebenso ungutes Gefühl wie bei dem letzten Ritt, als er seine nichtsahnenden Männer in den Hinterhalt geführt hatte … Fürchte ich mich vor der jetzigen Situation, oder erinnere ich mich an die Furcht von damals? Kurz ließ er sich in seinen Körper zurücksinken und spürte Dom Estebans Schwert, das locker in seiner rechten Hand lag, leicht zucken.
Er musste sich unter Kontrolle halten und durfte nur auf wirkliche Gefahren reagieren, sagte er sich. Dom Estebans Schwert hatte er statt seines eigenen mitgenommen, wenn der alte Mann gemeint hatte: „Ich habe es in hundert Schlachten getragen. Kein anderes Schwert würde mir so gut in der Hand liegen. Es kennt meine Art und meinen Willen.“ Damon hatte den Wunsch des Lords von Armida erfüllt und daran gedacht, dass der silberne Schmetterling, Callistas Haarspange, von ihrer Persönlichkeit geprägt war. Einen wie viel stärkeren Stempel musste das Schwert tragen, auf das sich Dom Esteban über fünfzig Jahre lang in Kämpfen, Fehden, Überfällen verlassen hatte!
In den Griff des Schwertes hatte Damon eine der kleinen, nicht eingestimmten Matrizen der ersten Ebene eingesetzt, denen er auf den ersten Blick nur zugetraut hatte, Knöpfe festzuhalten. So klein sie war, resonierte sie in Harmonie mit seinem Sternenstein und erlaubte Dom Esteban, Kontakt nicht nur mit den Energienetzen seiner Muskeln und Nervenzentren, sondern auch mit dem Griff seines Schwertes zu halten.
Zauberschwert, dachte er halb spöttisch. Aber die Geschichte Darkovers war voll von solchen Waffen. Da war das legendäre Schwert Aldones’ in der Kapelle zu Hali, eine so alte – und so furchtbare – Waffe, dass kein heute lebender Mensch wusste, wie sie zu schwingen war. Da war das Schwert Hasturs auf Burg Hastur, von dem es hieß, es dürfe nur zur Verteidigung der Ehre des Hauses Hastur gezogen werden, andernfalls verbrenne es die Hand, die es fasse, wie mit Feuer. Und das wiederum erinnerte ihn an Lady Mirella, deren Körper und Hände wie von Feuer verbrannt und geschwärzt worden waren …
Seine Hand zitterte leicht auf dem Griff von Dom Estebans Schwert. Nun, er war auf einen solchen Kampf so gut vorbereitet, wie es ein Mann nur sein konnte: Er war im Turm ausgebildet, erwar stark genug, dass Leonie gesagt hatte, als Frau wäre er zur Bewahrerin erwählt worden. Und was das übrige betraf – er war zur Rettung seiner Verwandten unterwegs, er erfüllte eine Pflicht in Stellvertretung seines zukünftigen Schwiegervaters und wahrte so die Ehre der Familie seiner zukünftigen Frau.
Eine Jungfrau bin ich natürlich nicht, dachte Damon mit einem Anflug von Humor, aber ich bin fast so keusch, wie es bei einem erwachsenen Mann meines Alters überhaupt möglich ist. Ich habe nicht einmal mit Ellemir geschlafen, obwohl Evanda die Schöne weiß, wie gern ich es getan hätte. Im Geist sagte er das Keuschheitsbekenntnis auf. Er hatte es im Kloster von Nevarsin gelernt, wo er wie so viele Söhne der Sieben Domänen als Kind in der Schule gewesen war. Auch die Männer, die in den Turmkreisen arbeiteten, hielten sich an diese Gebote: Niemals Hand an eine unwillige Frau zu legen, niemals ein Kind oder eine Frau, die Jungfräulichkeit gelobt hatte, mit Begehren anzusehen, sich niemals an Frauen zu verschwenden, die allen zur Verfügung stehen.
Ich habe es im Turm so gründlich gelernt, dass es sich nie mehr abschütteln ließ, und wenn es mich bei einer Arbeit schützt, die im Grunde genommen die Arbeit einer Bewahrerin ist – nun, umso besser für mich und umso schlechter für die Katzenmenschen, Zandru hole sie in seine kälteste Hölle!
Er fiel zurück in seinen Körper, öffnete die Augen und betrachtete das Land vor sich. Dann ließ er sein Bewusstsein langsam und vorsichtig wieder nach oben steigen, während sein Körper aus alter Gewohnheit auf die Bewegungen des Pferdes reagierte. Er benutzte diese offenen, starrenden Augen dazu, sich über die vor ihm liegende physis che Landschaft schicken zu lassen, die immer noch unter dem
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