Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)
außer mir irgendeine Bedeutung haben. Hier!« Sie streifte ihre Medaille ab und reichte sie ihm durch die Gitterstäbe. Sie erzählte ihm, wie man sie gefunden hatte und dass die Nonnen wollten, dass sie sie an ihrem sechzehnten Geburtstag bekam. »Aus diesem Grund ist sie mir wichtig, sie ist das Einzige, das mich mit meiner ursprünglichen Familie verbindet. Und dann – sehen Sie hier den kleinen Vogel auf der einen Seite? Der Grund, weshalb ich mich für Trist á n Mendoza interessiere, ist, dass er seine Bilder mit genau diesem kleinen Vogel markierte, unter seiner Signatur. Ich wollte im Prado Forschungen zu seinem Werk anstellen – das ist das einzige Museum, das eines seiner Bilder besitzt − und herausfinden, ob diese Schwalbe etwas bedeutet, welche Geschichte dahintersteckt. Es wäre eine … eine Verbindung zu meinen leiblichen Eltern. Die Walkers sind wunderbar und ich liebe sie, aber wenn Sie nicht adoptiert sind, können Sie dieses schreckliche Bedürfnis nicht verstehen, etwas über Ihre Ursprungsfamilie zu erfahren. Es ist so, als wäre da ein Loch mitten in Ihrem Leben. Ich weiß, dass die Sache mit den Schwalben vielleicht nur ein Zufall ist, aber es ist wirklich der einzige Anhaltspunkt, den ich habe.«
»In Spanien ist die Familie sehr wichtig. Ich verstehe. Die Nonnen haben meiner Mutter geholfen, meiner Familie. Jetzt muss ich Sor Teresa helfen, so wie ich es meinem Vater versprochen habe.« Er hielt die Medaille in die Höhe, betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen und fuhr mit dem Finger über die abgegriffenen Gestalten auf beiden Seiten. Er dachte einen Moment nach, bevor er sie zurückgab.
Etwas weniger ungeduldig sagte er: »In den Bergen hier, da gibt es ein paar alte Geschichten über eine jüdische Christengemeinschaft, die in diesem Teil von Spanien lebte, als die Römer hier waren. Die ersten Christen waren auch Juden; ich glaube, sie sagen nicht, dass Maria, die Mutter von Jesus, immer Jungfrau ist, weil sie außer Jesus noch andere Kinder hat. Dann, Hunderte von Jahren später, als Konstantin Kaiser war, sagt die Kirche, ja, Jesus ist der Sohn Gottes, also ist wie Gott und Maria ist immer und ewig Jungfrau. Wer weiß zu dieser Zeit schon noch die Wahrheit über Maria? Aber katholische Kirche ist sehr mächtig und Leute dürfen nicht fragen, was wahr ist, müssen glauben, was die Kirche sagt, und die Kirche sagt, Maria ist ewige Jungfrau, das ist der Grund, warum sie ist mächtig bei Gott. Und ich glaube, in den alten Geschichten über die christlichen Juden, die hier waren, als die Römer hier sind, kommen auch Schwalben vor, aber ich weiß nicht, warum. Aber egal, Sie müssen mir den Rest Ihrer Geschichte erzählen, damit ich weiß, was ich Ihnen glauben kann. Als Erstes: Wer ist Theo? Was hat er mit der ganzen Sache zu tun?«
»Ähm, Theo ist niemand.«
»Wenn er niemand ist, warum denken Sie dann, dass er Leute schickt, um nach Ihnen zu suchen?«
Menina spürte Panik hochsteigen. »Theo war … Okay, wir sollten eigentlich heiraten.«
»Sollten eigentlich? Sie sind verlobt mit Theo? Und das ist niemand?«
»Nein, ich bin nicht verlobt. Nicht mehr.«
»Warum?«
Menina bemühte sich, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken, als sie ihm erzählte, dass sie Streit gehabt und die Hochzeit abgesagt hätten. So ruhig wie möglich merkte sie an, dass es ständig vorkam, dass Leute sich trennten. Doch so sehr sie auch versuchte, die Bilder nicht hochkommen zu lassen, sah sie sich selbst und Theo im Auto am See und spürte Theos Hand auf ihrem Mund und ihre eigene Hilflosigkeit … All das stürzte auf sie ein, sie konnte die Erinnerung nicht wegschieben. Theos Hand, die ihre Schreie erstickte, sodass sie keine Luft bekam … als hasste er sie … und dann … Was ist denn schon dabei? … ihr Herz raste. »Und ich … er … ich bin nach Spanien gekommen, weil …« Halt den Mund! , befahl sie sich selbst.
»Aber Sie werden heiraten, wenn Sie nach Hause kommen?«
» NEIN !«
»Warum nicht?«
Sie hatte das Gefühl, als würde ihr langsam die Haut abgezogen. »Lassen Sie mich in Ruhe! Ich will nicht darüber reden!«
»Es ist besser, wenn Sie es mir erzählen.«
»Hören Sie, das alles geht Sie überhaupt nichts an, es hat nichts mit den Leuten zu tun, die Sie beschrieben haben, und auch nichts mit irgendwelchen Streitereien in der Kirche. Es hat nur mit mir zu tun!« Sie hielt sich an den Gitterstäben fest und begann zu weinen. »Und jetzt lassen Sie mich
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