Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)
belästigen.«
»Komisch, dass sie das sagen! Warum?«
»Ist seltsam, nein? Meinem Freund gefällt auch nicht –«
»Oh Mann, was gefällt Ihnen beiden daran nicht? Sie sollten doch froh sein, dass Sie mich an jemanden loswerden können.«
»Sie müssen zuhören … Mein Freund weiß, warum ich das Dorf im Moment nicht verlassen kann, also fährt er nicht nach Hause, sondern kommt zu mir. Während die Leute essen, er geht nach draußen, als wollte er Pipi machen, um sich ihr Auto anzusehen, sich die Autonummer zu merken. Alte Gewohnheit. Und dann ist er überrascht, weil er etwas weiß, was die meisten Leute nicht wissen, noch nicht einmal die Polizei. Ein kleines Symbol auf dem Nummernschild zeigt, dass das Auto einer katholischen Organisation gehört, ist wie eine confraternidad – Bruderschaft. Aber mein Freund weiß, diese besondere Bruderschaft ist sehr alt in Spanien und sehr, sehr konservativ, manche sagen, stammt aus der Zeit der Inquisition, gefährlich, weil … Wie sagt man? Sie hat Fanatiker, Leute, die alles tun würden, um die Kirche zu schützen.«
»Woher will er das denn wissen? Das klingt ziemlich weit hergeholt.«
»Sie müssen eines verstehen. Sie sind aus Amerika und für Amerikaner ist gestern vorbei, erledigt. In Spanien ist gestern nicht vorbei. Im Bürgerkrieg in den 1930ern sind schreckliche Dinge passiert, die die Leute bis heute nicht vergessen. Die Familie meines Freundes waren Republikaner, wie mein Vater. Im Jahr 1939 kamen Faschisten in dieses Dorf. Sie nahmen alle Männer und Jungen, sogar Kinder, und hängten sie auf dem Dorfplatz auf. Sie wollten auch meinen Vater aufhängen, aber er war auf der Jagd, weil gab nichts zu essen, und als sie kommen, versteckt er sich in den Bergen, in Höhlen.
Meine Mutter, seine Frau, war sechzehn und ein Baby war unterwegs. Sie rannte mit anderen Frauen zu diesem Kloster und die Nonnen nehmen sie auf und verriegeln das Tor. Faschisten sehr gefährlich, aber Faschisten sind Katholiken, brennen das Kloster nicht nieder. Und das Tor hält. Meine Mutter und die anderen Frauen sind in Sicherheit. Und so habe ich später, wegen der Nonnen, meine Eltern und meine Familie. Der Freund meines Vaters hatte nicht so viel Glück. Die Faschisten kamen auch in sein Dorf, brachten seine Eltern um, vergewaltigten viele Frauen, töteten viele Leute. Dafür hat er sein ganzes Leben die katholische Kirche gehasst, weil Faschisten sind Katholiken und die katholische Kirche unterstützt die Faschisten. Er hat einen guten Teil seines Lebens über die Kirche und ihre Geheimnisse geforscht, er weiß Dinge, die die meisten Leute nicht wissen. Der rechte Flügel der Kirche ist sehr altmodisch, heute denkt keiner mehr daran, alle meinen, ist nicht wichtig. Aber gibt sie, wie diese confraternidad , und haben viel Macht im Vatikan. Viel Macht anderswo. Und mein Freund weiß, diese Leute verschwenden keine Zeit damit, ohne Grund nach irgendwelchen Mädchen zu suchen. Und jetzt müssen Sie mir sagen, was der Grund ist. Spielen Sie keine Spiele.«
Spiele spielen? Menina wollte nur hier weg, sonst gar nichts. »Wie soll ich denn irgendetwas über katholische Organisationen wissen? Ich gehöre zu den Südlichen Baptisten – und die katholische Kirche wird kaum so dringend neue Mitglieder brauchen, dass sie Touristen kreuz und quer durchs Land verfolgt!«
»Wenn diese Leute Sie finden wollen, muss es etwas geben, das Sie mir verschweigen. Sie bekommen ihre Anweisungen von hoch oben in der Kirche, manche sagen sogar vom Vatikan. Und der Vatikan hat Kontakte in der Regierung, der Polizei, überall. Sie glauben, religiöse Fanatiker sind nicht gefährlich? Sie sind die gefährlichsten Leute der Welt. Sehen Sie sich Nordirland an, sehen Sie sich die Basken an. Sehen Sie sich den Mittleren Osten an. Und deshalb frage ich Sie noch einmal: Warum sind Sie in Spanien?«
»Aber das habe ich Ihnen doch schon tausendmal gesagt – ich will einfach nur nach Madrid fahren!«
»Miis Walker, fangen Sie mit diesem Mendoza an. Warum ist er wichtig?«
Allmählich kam Menina sich vor wie Alice im Wunderland. Sie hatte doch schon erklärt, was es mit Trist á n Mendoza auf sich hatte. So interessant er auch für eine Studentin der Kunstgeschichte sein mochte, vor allem, wenn sie eine Abschlussarbeit über ihn schreiben wollte, war das noch lange kein Grund für diese seltsame Befragung. »Sehen Sie, ich interessiere mich für ihn, weil ich diese Medaille habe, aber die kann für niemanden
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