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Das Zeichen der Vier

Das Zeichen der Vier

Titel: Das Zeichen der Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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So ausgestattet konnte er das Haus erwerben und dort ein Leben in großem Stil führen. Mein Zwillingsbruder Bartholomew und ich waren seine einzigen Kinder.
    Ich erinnere mich noch sehr gut, welch ein Aufsehen das Verschwinden Captain Morstans erregte. Wir erfuhren die Einzelheiten aus den Zeitungen, und da wir wußten, daß er ein Freund unseres Vaters gewesen war, erörterten wir den Fall ganz offen in seinem Beisein. Er pflegte dann mit uns zusammen Spekulationen darüber anzustellen, was ihm wohl zugestoßen sein mochte. Nie im Leben wären wir auf den Gedanken gekommen, daß er dieses Geheimnis in seiner Brust verborgen hielt, daß er der einzige Mensch auf der ganzen Welt war, der Arthur Morstans Schicksal kannte.
    Wir bemerkten allerdings, daß irgendein dunkles Geheimnis, eine ernste Gefahr das Leben unseres Vaters überschattete. Er fürchtete sich sehr davor, alleine auszugehen, und hatte stets zwei Preisboxer angestellt, die in
Pondicherry Lodge
das Pförtneramt versahen. Williams, der Sie heute abend kutschiert hat, ist einer von ihnen. Er war früher englischer Meister im Leichtgewicht. Unser Vater hätte uns nie gesagt, was die Ursache seiner Furcht war, er hatte jedoch eine äußerst auffällige Aversion gegen Männer mit einem Holzbein. Bei einer Gelegenheit griff er sogar zum Revolver und schoß auf einen Mann mit einem Holzbein, der sich dann als, harmloser Handelsreisender auf der Suche nach Aufträgen entpuppte. Wir mußten eine stattliche Summe bezahlen, um die Sache zu vertuschen. Mein Bruder und ich hielten das Ganze für eine Marotte meines Vaters; aber die Ereignisse, die folgten, sollten uns eines Besseren belehren.
    Anfangs 1882 erhielt mein Vater einen Brief aus Indien, der ihm einen großen Schreck versetzte. Als er ihn am Frühstückstisch öffnete, fiel er beinahe in Ohnmacht, und von jenem Tage an kränkelte er dem Tod entgegen. Was in dem Brief stand, erfuhren wir nie; aber als ihn mein Vater in der Hand hielt, sah ich, daß er kurz und daß die Handschrift krakelig war. Vater hatte schon seit Jahren an Milzschwellung gelitten, nun aber verschlimmerte sich sein Zustand rasch, und gegen Ende April teilte man uns mit, daß es für ihn keine Hoffnung mehr gab und daß er eine letzte Aussprache mit uns wünschte.
    Als wir zu ihm ins Zimmer traten, saß er, von Kissen gestützt, da und atmete schwer. Er beschwor uns, die Tür abzuschließen und zu beiden Seiten an sein Bett zu treten. Dann faßte er uns bei den Händen und machte mit einer von Gemütsbewegung und Schmerzen gebrochenen Stimme das folgende bemerkenswerte Geständnis, das ich Ihnen soweit als möglich in seinen eigenen Worten wiedergeben will.
    ›Es gibt nur eines‹, hob er an, ›was mir im Angesicht des Todes auf der Seele lastet: mein Verhalten gegenüber der Waise des armen Morstan. Die verfluchte Geldgier, von der ich mein Leben lang besessen war, hat ihr einen Schatz vorenthalten, dessen Hälfte zumindest ihr zustand. Und dabei habe ich selbst gar keinen Gebrauch davon gemacht, so blind und töricht ist der Geiz. Das bloße Gefühl des Besitzens war mir so teuer, daß ich es nicht ertragen konnte, es zu teilen. Seht ihr das Perlendiadem dort neben der Chininflasche? Selbst davon vermochte ich mich nicht zu trennen, obwohl ich es in der Absicht hervorgeholt hatte, es Morstans Tochter zu schicken. Ihr, meine Söhne, werdet Morstans Tochter einen gerechten Anteil am Agra-Schatz geben. Aber sendet ihr nichts, auch nicht das Diadem, bevor ich unter der Erde liege. Denn es ist schließlich schon vorgekommen, daß kränkere Leute als ich sich wieder erholt haben.
    Ich will euch erzählen, wie Morstan den Tod fand‹, fuhr er fort. ›Er hatte schon seit Jahren ein schwaches Herz, was er aber vor aller Welt verheimlichte. Ich allein wußte davon. In Indien waren wir beide durch eine seltsame Verkettung von Umständen in den Besitz eines bedeutenden Schatzes gelangt. Diesen hatte ich nach England gebracht, und als Morstan hier eintraf, suchte er mich noch am selben Abend auf, um seinen Anteil zu verlangen. Er kam zu Fuß vom Bahnhof hierher und wurde von meinem getreuen alten Lal Chowdar eingelassen, der nun nicht mehr unter uns weilt. Morstan und ich konnten uns nicht einigen, wie der Schatz geteilt werden sollte, und es kam zu einer hitzigen Auseinandersetzung. Morstan war eben von rasender Wut gepackt aus seinem Stuhl gesprungen; da plötzlich preßte er die Hand auf die Brust, sein Gesicht wurde aschfahl, und er fiel

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