Das Zeichen der Vier
Herzen?‹ fragte er und nahm seinen Stumpen aus dem Mund.
›Können Sie mir sagen, Sir, wer dafür zuständig ist, wenn man einen verstecken Schatz auszuhändigen hat?‹ fragte ich. ›Ich weiß, wo eine halbe Million versteckt liegt, und da ich selbst keinen Gebrauch davon machen kann, habe ich mir gedacht, das beste sei wahrscheinlich, ihn den zuständigen Behörden auszuhändigen, und vielleicht würden die dann dafür sorgen, daß meine Strafe verkürzt wird.‹
›Eine halbe Million, Small?‹ stieß er hervor und blickte mich scharf an, ob ich im Ernst sprach.
›Sie sagen es, Sir, in Perlen und Edelsteinen. Und jedermann hat freien Zugang dazu. Und das Tollste daran ist, daß der tatsächliche Besitzer für vogelfrei erklärt worden ist und kein Eigentum mehr beanspruchen kann, so daß der Schatz dem ersten besten gehört.‹
›Der Regierung, Small‹, stammelte er, ›der Regierung.‹ Aber er sagte es so stockend, daß ich wohl wußte, ich hatte ihn an der Angel.
›Sie sind also der Meinung, Sir, daß ich die Sache dem Generalgouverneur melden sollte?‹ sagte ich ruhig.
›Tja, nun, Sie sollten so etwas nicht überstürzen, sonst reut es Sie nachher vielleicht. Erzählen Sie mir doch mal die ganze Sache, Small, ich brauche Tatsachen.‹
Ich erzählte ihm die ganze Geschichte, jedoch mit kleinen Veränderungen, damit er die Örtlichkeiten nicht identifizieren konnte. Als ich fertig war, stand er stocksteif und tief in Gedanken versunken da. An dem Zucken seiner Lippen konnte ich sehen, daß sich in seinem Innern ein Kampf abspielte.
›Das ist eine Angelegenheit von großer Wichtigkeit, Small‹, sagte er endlich. ›Lassen Sie zu niemandem auch nur ein Wort darüber verlauten; ich werde Sie bald wieder darauf ansprechen.‹
Zwei Tage später kamen er und sein Freund, Captain Morstan, mitten in der Nacht mit einer Laterne zu meiner Hütte.
›Ich möchte, daß Captain Morstan diese Geschichte aus Ihrem eigenen Mund hört, Small‹, sagte er.
Ich wiederholte sie genau so, wie ich sie zuvor erzählt hatte.
›Klingt, als ob es wahr wäre, was?‹ versetzte er. ›Und gut genug, daß wir was unternehmen?‹
Captain Morstan nickte.
›Hören Sie zu, Small‹, sagte der Major, ›mein Freund hier und ich, wir haben die Sache miteinander besprochen und sind zu dem Schluß gekommen, daß Ihr Geheimnis letzten Endes wohl weniger Sache der Regierung, sondern Ihre private Angelegenheit ist und daß Sie deshalb ganz nach Ihrem eigenen Gutdünken darüber verfugen können. Die Frage ist nun die, welchen Preis Sie dafür fordern würden. Wir wären nämlich unter Umständen bereit, uns um die Sache zu kümmern und sie zumindest etwas genauer in Augenschein zu nehmen, wenn wir uns über die Bedingungen einig werden können.‹ Er bemühte sich, einen möglichst kühlen und gelassenen Ton anzuschlagen, aber seine Augen glänzten vor Aufregung und Gier.
›Nun, was dies betrifft, Gentlemen‹, erwiderte ich und versuchte, ebenfalls kühl zu wirken, obgleich ich genauso aufgeregt war wie er, ›für einen Mann in meiner Situation gibt es nur einen lohnenden Handel; meine Forderung ist die, daß Sie mir zur Freiheit verhelfen und meinen drei Gefährten ebenfalls. In diesem Fall würden wir Sie als Partner betrachten und Ihnen ein Fünftel aussetzen, das sie unter sich teilen könnten.‹
›Hm‹, versetzte er, ›ein Fünftel. Kein besonders verlockendes Angebot!‹
›Das würde fünfzigtausend pro Kopf ausmachen‹, sagte ich.
›Aber wie sollten wir Sie denn freibekommen? Sie wissen ganz genau, daß Sie Unmögliches von uns verlangen.‹
›Ganz und gar nicht‹, entgegnete ich. ›Ich habe alles bis in die letzte Einzelheit durchdacht. Das einzige, was unserer Flucht im Wege steht, ist, daß wir kein seetüchtiges Boot auftreiben können und genügend Vorräte für eine so weite Reise. In Kalkutta oder Madras gibt es massenhaft kleine Jachten und Jollen, die für unseren Zweck wie geschaffen sind. Sie brauchen lediglich eine herüberzubringen. Wir sehen dann, wie wir im Schütze der Nacht an Bord gelangen, und wenn Sie uns dann irgendwo an der indischen Küste absetzen, so ist Ihr Teil an unserem Handel damit abgeleistet.‹
›Wenn es nur um
einen
Sträfling ginge‹, sagte er.
›Alle oder keiner‹, erwiderte ich. ›Das haben wir geschworen. Wir vier müssen allezeit gemeinsam handeln.‹
›Sehen Sie, Morstan‹, sagte er, ›Small ist ein Mann, der sein Wort hält. Er läßt seine Freunde
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