Das Zeichen Des Dunklen Gottes
Meilen malerisch vor den Schiffen der angorjanischen Invasionsflotte lag. »Es scheint so, als ob sich niemand um uns kümmern würde. Unsere Aufklärer hatten also Recht. Unsere List, ihre Truppen an eine andere Stelle zu locken, hat funktioniert.«
Der einladende Strand erstreckte sich in einer natürlichen Bucht von einer Meile Breite, dahinter ragte eine schroffe Felswand auf, in die breite Stufen gehauen waren. Die Festung, die hoch über dem Stein thronte, machte einen verlassenen Eindruck. Rechts und links des natürlichen Hafens erhoben sich meterhohe Felsbrocken.
»Dürfte ich den Tei-Sal freundlicherweise daran erinnern, dass die Kensustrianer nicht unbedingt ein Volk sind, das man als leichtgläubig bezeichnen sollte?«, gab Parai Baraldino aus dem Hintergrund zu bedenken und wedelte mit dem Taschentuch vor dem Gesicht herum, um sich etwas Kühlung zu verschaffen. Die Sonnenstrahlen stachen an diesem wunderschönen Tag grausam vom Himmel, und der palestanische Offizier verwünschte seine mehrere Schichten umfassende Brokatkleidung. Aber Stil blieb für ihn nun einmal Stil. »Wenn ich mich richtig an die Meldungen Eures Landheeres entsinne, haben die sich bereits heiße Füße geholt, nicht wahr?«
Ibadan, ein gebräunter Mann um die vierzig Jahre mit breiter Statur, Glatze und einem bartlosen Gesicht, wandte sich missmutig um.
»Commodore, Ihr seid an Bord als Beobachter, nicht als Ratgeber. Behaltet Eure palestanischen KaufmannsWeisheiten für Euch, wenn ich bitten darf. Wenn Ihr schon nicht kämpfen wollt …«
»Gute Güte, seid doch nicht so empfindlich, Tei-Sal«, sagte Baraldino herablassend. »Seid doch froh, dass ich mich um das Wohl Eurer Männer sorge. Ich war dabei, als die Kensustrianer ihre Macht demonstrierten, und das hat mir, gelinde gesagt, gereicht.«
»Seid beruhigt, die Schwarze Flotte ist nicht in der Nähe«, meinte der Befehlshaber. »Meine fünfzehn Galeeren würden denen schon beibringen, was es heißt, sich mit den kaiserlichen Seestreitkräften anzulegen.«
»Eure fünfzehn Galeeren würden, mit Verlaub und bei allem Respekt, absaufen.« Der Offizier und Diplomat sah bei seiner Antwort bewusst nicht in die Richtung des Angorjaners, sondern schaute mit zusammengekniffenen Augen zum Sandstrand. Er hörte das wütende Schnauben des Befehlshabers. »Wie wollt Ihr denn vorgehen?«
»Nachdem unsere Ablenkung acht Meilen von hier funktionierte, haben die Kensustrianer ihre Hauptkontingente dorthin verlagert. Ich rechne mit wenig Widerstand von der Festung.« Ibadan deutete auf die Einfahrt zur Bucht. »Es können, wenn wir gut manövrieren, zehn Schiffe auf einmal hindurch und gleichzeitig anlanden. Das Wasser ist tief genug, und auf dem Sand ruinieren wir uns auch die Buge nicht. Wir müssen so schnell wie möglich an den Strand, um den feindlichen Katapulten nicht viel Zeit zu geben, uns unterwegs zu versenken. Mit den verbleibenden fünf Schiffen werden wir unsererseits Sperrfeuer auf die Festung geben, dann stürmen wir.«
»Mit voller Fahrt voraus, wie? Wie ungestüm.« Baraldino setzte sich auf die Reling in den Schatten eines Segels, lupfte den Dreispitz und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich bin ja mal gespannt. Wo ist der sicherste Ort auf dieser Galeere? Ich würde nur ungern getroffen werden. Bedenkt, ich bin die offizielle Abordnung Eures Verbündeten.«
»Der bisher nichts geleistet hat, außer Versprechungen zu machen, Commodore. Die Blockade, die Euer Land angekündigt hat, wirkt wohl nicht so, wie Ihr es Euch vorgestellt habt.« Ein Hauch von Schadenfreude war in der Stimme des Seeoffiziers zu hören.
»Dafür«, gab der Palestaner freundlichst zurück, »haben wir ja die gefürchteten und bewährten Kämpfer des Kaisers von Angor auf unserer Seite, die alles, aber auch alles vernichten, was sich ihnen in den Weg stellt. Abgesehen von einzelnen Kensustrianern, die mit Bogen schießen oder durch die Luft fliegen.« Er imitierte mit seinen Armen Flügelschlagen. »Ich halte die Berichte von diesen Wundermaschinen für völlig übertrieben. Oh, wahrscheinlich hat der Tei-Sal nur nicht eingestehen wollen, dass er einer Unterzahl zum Opfer fiel.«
»Tei-Sal Faïs-bar-Lamshadai ist einer der besten Feldherren, die das Kaiserreich hat«, antwortete Ibadan, jedes Wort bekam eine sorgfältige Betonung.
»Vielleicht will er seinen guten Ruf deshalb nicht verlieren?«, schätzte der Commodore und begann wieder zu wedeln. »Und weil er den Zeitplan nicht
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