Das Zeichen Des Dunklen Gottes
Vetter »Kleinigkeiten«. Mortvas Ansicht nach machte es nur Sinn, sich mit den wirklich großen Auswirkungen der Zauberkunst zu beschäftigen, wenn man sie im Kleinen beherrschte. Und da machte Lodrik inzwischen schon gewaltige Fortschritte.
Ohne dass sein Konsultant und neuer Vertrauter es wusste, versuchte sich der Herrscher Tarpols auch an den gefährlichen Dingen. Darunter verstand der Kabcar das Erzeugen einer Feuerkugel, die er mehr zufällig als absichtlich entstehen ließ und die zu allem Überfluss noch durch den Raum flog. Er hatte die Auswirkungen seines misslungenen Experiments als Kaminbrand ausgegeben, der einen Teil des Raumes in Schutt und Asche gelegt hatte.
Noch immer wusste er nicht genau, was er mit seinen geistigen Energien in Bewegung setzen musste, um Größeres auszulösen. Er handelte aus einem Gefühl der Ahnung heraus, intuitiv nutzte er sein Können. Nur das Steuern des Resultats seiner Bemühungen wollte er unbedingt in den Griff bekommen, mehr als vorher.
In seiner magischen Begabung sah er die beste Möglichkeit, sich den Kriegsfürsten Sinured, den er als Verbündeten herbeigerufen hatte, vor Ablauf des Jahres 443 vom Hals zu schaffen. Die Gefahr, dass der heraufbeschworene Unhold die Dunkle Zeit zurückbrachte, war dem Kabcar zu groß. Aber bis dessen Moment zu gehen gekommen war, sollte »Das Tier«, wie er genannt wurde, noch gute Dienste verrichten.
Seufzend wischte der junge Mann die Scherben vom Tisch und platzierte ein billigeres Glas auf dem polierten Holz. Er wollte die Übung noch einmal durchführen, und diesmal sollte sie gelingen.
Ein leises Klopfen hielt ihn von weiteren Versuchen ab. »Ja, wer stört?«
Mortva Nesreca trat ein und verbeugte sich vor seinem Verwandten. »Hoheitlicher Kabcar, Ihr werdet doch am Ende nicht vergessen haben, dass Ihr endlich die diplomatischen Gesandtschaften der ulldartischen Reiche empfangen wolltet?«, erkundigte er sich freundlich. Seine Stimme klang sanft, beruhigend und wie immer Vertrauen erweckend.
»Bei Ulldrael dem Gerechten«, sagte Lodrik überrascht und sah nach der Uhr, die an der Wand hing. »Tatsächlich. Ich hätte die Botschafter warten lassen, wenn Ihr mich nicht abgeholt hättet, lieber Vetter.«
»Wozu bin ich denn da?« Der Konsultant lächelte. »Kommt. Die Delegationen sind alle versammelt und warten mit Ungeduld auf Euer Erscheinen.«
Lodrik straffte die Uniform und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Ein schlankes, gut aussehendes Ebenbild mit dunkelblauen Augen und einem energischen Ausdruck auf dem Gesicht nickte ihm zu. Der kurze blonde Bart erschien wie immer adrett getrimmt.
»Wie schade, dass ich schon verheiratet bin«, sagte er und grinste seinen Vetter an. »Ich wäre jetzt die beste Wahl in ganz Tarpol. Ein stattlicher Jüngling von siebzehn Jahren.« Er sah nach seinem Profil. »Nur der etwas ernste Zug um meine Mundwinkel schmälert das sympathische Bild, nicht wahr?«
Der Mann mit den silbernen Haaren und den unterschiedlich farbigen Augen stützte sein Kinn in die Hand. »Es macht Euch seriöser. Das wirkt vor allem auf Diplomaten, die endlich zu der Überzeugung gelangt sind, dass Ihr ein wahrer Herrscher seid, hoheitlicher Kabcar.«
»Ja, ja«, meinte der junge Mann vieldeutig. »Ich habe viele überrascht.«
Zusammen verließen sie den Raum und machten sich auf den Weg in den Audienzsaal, wo die Botschafter, Gesandten und anderen Abordnungen auf sie warteten.
Die Reiche Ulldarts brannten darauf, zu wissen, wie es nun mit dem Krieg weitergehen sollte, der bei allen Erfolgen immer noch in Tarpol herrschte. Zudem war die Besitzfrage der Baronie Kostromo ungelöst, und für die »freie Baronie Worlac« musste ebenfalls eine Lösung her.
Der Konsultant war der Auffassung, dass unter dem Eindruck der zurückliegenden Ereignisse jetzt der beste Zeitpunkt sei, Verhandlungen zu führen. Der Schock über die Schlagkraft der Tarpoler, die Verbündeten und die Gnadenlosigkeit gegenüber den Borasgotanern hatten den Boden für gute Verhandlungen bereitet.
»Ich vermute, es hat sich an der Front nicht viel geändert, seit ich die letzten Berichte gelesen habe?«, erkundigte sich der Kabcar bei seinem Vetter. »Ich wäre nur ungern schlechter in Kenntnis gesetzt als die Botschafter.«
»Keine Sorge, hoheitlicher Kabcar, Ihr seid auf dem neuesten Stand«, beruhigte ihn Mortva. »Sinured hat seine Männer gut organisiert und erobert Euch Dorf für Dorf das Land zurück.«
Lodrik wirkte sehr
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