Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
übrigens, selbst wenn wir ins Landesinnere einrücken, werden wir nicht unbedingt auf die französische Armee treffen. Sie haben gelernt, die englischen Kampftruppen zu fürchten, und sie wissen, dass sie uns am schnellsten loswerden, wenn sie sich in ihre Festungen zurückziehen. Also könnten wir nur diese Belagerung aufgeben, um eine andere anzufangen. Nein, wir müssen diese gottverdammte Stadt in die Hand bekommen.»
    «Und warum greifen wir dann nicht an?», fragte Hook.
    «Weil wir dabei zu viele Männer verlieren würden», sagte Sir John. «Stell es dir selbst vor, Hook: Armbrüste, Springarden, Kanonen, alles schießt auf uns, während wir vorrücken. Sie töten uns, während wir einen Damm über den Wassergraben aufschütten, und wenn wir dann über die Trümmer der Stadtmauer gestiegen sind, haben wir einen neuen Graben vor uns, einen neuen Wall und noch mehr Armbrüste, mehr Kanonen, mehr Katapulte. Wir können es uns nicht leisten, hundert Mann an den Tod zu verlieren und vierhundert zu Krüppeln werden zu lassen. Wir sind hierhergekommen, um Frankreich zu erobern, nicht um in diesem verdreckten Scheißloch zu krepieren.»Er stieß mit dem Fuß einen Stein weg und starrte dann auf die See hinaus. Sechs englische Schiffe ankerten am Eingang des Hafens. «Wenn ich den Befehl über die Garnison von Harfleur hätte», sagte er trübsinnig, «dann wüsste ich genau, was ich tun würde.»
    «Und was wäre das?»
    «Angreifen», sagte Sir John. «Auf uns eindreschen, während wir ohnehin schon fast am Boden sind. Wir reden immer von Ritterlichkeit, Hook, und wir sind auch ritterlich. Wir kämpfen ja so artig! Aber weißt du, wie man eine Schlacht gewinnt?»
    «Mit einem schmutzigen Kampf, Sir John.»
    «Ja, mit einem schmutzigen, schäbigen Kampf, Hook. Man muss kämpfen wie von wilden Furien besessen und die ganze Ritterlichkeit zum Teufel fahrenlassen. Er ist kein Narr.»
    «Der Teufel?»
    Sir John schüttelte den Kopf. «Nein, Raoul de Gaucourt. Er hat den Befehl über die Garnison.»Sir John nickte in Richtung Harfleur. «Er ist ein Edelmann, Hook, aber er ist auch ein Kämpfer. Und er ist kein Narr. Und wenn ich Raoul de Gaucourt wäre, würde ich mich genau jetzt auf uns stürzen.»
    Und ebendas tat Raoul de Gaucourt am nächsten Tag.
*
    ***
    *****
    ***
    *
    W ach auf, Nick!»Thomas Evelgold brüllte nach ihm. Der Centenar rüttelte so stark an Hooks Unterstand, dass totes Laub und Moos auf Hook und Melisande rieselten. «Gottverflucht, wach endlich auf!», brüllte Evelgold wieder.
    Hook öffnete die Augen. Es war noch dunkel. «Tom?», rief er, doch Evelgold war schon weitergegangen, um die anderen Bogenschützen zu wecken.
    Eine zweite Stimme rief die Männer zur Versammlung. «Rüstung! Bewaffnung! Schnell! Sofort! Gottverdammt, ich will euch alle jetzt sofort hier haben!»
    «Was ist?», fragte Melisande.
    «Weiß nicht», sagte Hook. Er tastete nach seinem Kettenhemd. Der Gestank des Lederfutters war überwältigend, als er es über den Kopf zog. Er zerrte das unhandliche Hemd vor seiner Brust herunter. «Wo ist mein Schwertgürtel?»
    «Hier.»Melisande hatte sich hingekniet. Die Lagerfeuer waren wieder entfacht worden, und ihre Flammen spiegelten sich in Melisandes weit aufgerissenen Augen.
    Hook legte den Wappenrock mit dem Sankt-Georgs-Kreuz an, dem Wappen, das jeder Mann der Belagerungstruppe tragen musste. Dann zog er seine Stiefel an, diese einstmals guten Stiefel, die er sich in Soissons gekauft hatte, deren Nähte sich nun aber aufzulösen begannen. Er schloss den Gürtel, ließ den Bogen aus der Hülle gleiten und griff nach einer Pfeiltasche. An die Kampfaxt hatte er einen langen Lederstreifen geknotet, an dem er sie nun über seine Schulter hängte. Dann duckte er sich in die Nacht hinaus. «Ich komme zurück», rief er Melisande zu.
    « Casque !», rief sie hinter ihm her. « Casque !»Er drehte noch einmal um und ließ sich von ihr den Helm reichen. Mit einem Mal hatte er das Bedürfnis, ihr zu sagen, dass er sie liebte, doch Melisande war schon wieder im Unterstand verschwunden, und so sagte Hook nichts. Er spürte, dass die Nacht kurz vor ihrem Ende stand. Die Sterne waren blass, und das bedeutete, dass die Dämmerung bald den Himmel über der widerspenstigen Stadt hell färben würde. Vor ihm herrschte Aufruhr. Die Flammen in den Belagerungsanlagen schlugen hoch und warfen groteske Schatten auf das aufgewühlte Erdreich.
    «Kommt zu mir! Kommt zu mir!», rief Sir John neben dem

Weitere Kostenlose Bücher