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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nicht bemerkt, wie durstig er war, bis er das Ale schmeckte.
    «Und mein Bruder?»Thomas Perrill gehörte zu den Männern, die vor Hook standen.
    «Von einem Armbrustbolzen getötet», sagte Hook knapp und sah Perrill ins Gesicht. «Genau durchs Auge», fügte er unbarmherzig hinzu. Perrill starrte ihn ungläubig an, und dann drängte sich Sir John Cornewaille durch die kleine Gruppe.
    «Hook!»
    «Ich lebe, Sir John.»
    «Danach siehst du aber nicht aus. Komm.»Sir John packte Hooks Arm und führte ihn zum Lager. «Was ist passiert?»
    «Sie sind von oben gekommen», sagte Hook. «Ich war auf dem Weg nach draußen, als die Decke eingestürzt ist.»
    «Ist sie auf dich gestürzt?»
    «Ja, Sir John.»
    «Irgendwer liebt dich, Hook.»
    «Sankt Crispinian liebt mich», sagte Hook, und dann sah er Melisande im Licht des Lagerfeuers und sank in ihre Umarmung.
    Und später, während der Nacht, hatte er Albträume.
    Das Sterben unter Sir Johns Männern begann am nächsten Morgen. Ein Feldkämpfer und zwei Bogenschützen waren mit der Krankheit geschlagen, die das Gedärm in eine Ableitung für eine dünnflüssige Dreckbrühe verwandelte. Alice Godewyne starb. Ein Dutzend weitere Feldkämpfer waren krank, ebenso wie mindestens zwanzig Bogenschützen. Die Armee wurde von dieser Plage schwer heimgesucht, und der Gestank nach Exkrementen hing über dem Lager. Die Franzosen erhöhten jede Nacht ihre Schutzwälle, und in der Dämmerung mühten sich die Männer in die Kanonengruben und Schutzgräben, wo sie sich übergaben und ihre Eingeweide entleerten.
    Auch Pater Christopher steckte sich an. Melisande fand ihn in seinem Zelt, wo er zitternd und mit bleichem Gesicht in seinem eigenen Schmutz lag und zu schwach war, um sich zu bewegen. «Ich habe ein paar Nüsse gegessen», erklärte er ihr.
    «Nüsse?»
    « Les noix », erklärte er mit einer Stimme, die kaum mehr war als ein schwaches Keuchen. «Ich wusste es nicht.»
    «Wusste es nicht?»
    «Jetzt erzählten die Ärzte, dass man keine Nüsse und keinen Kohl essen soll. Nicht, wenn die Krankheit herrscht. Ich habe Nüsse gegessen.»
    Melisande wusch ihn. «Du machst mich nur noch kränker», beschwerte er sich, doch er war zu kraftlos, um sich zu wehren. Sie suchte ein Laken für ihn, doch Pater Christopher schob es zur Seite, als die Hitze des Sommertages unerträglich wurde. Ein großer Teil der Senke, in der Harfleur lag, war immer noch überflutet, und die Hitze flirrte über dem seichten Wasser und ließ die Luft feucht und schwer werden. Die Kanonen feuerten weiter, aber nicht mehr so häufig, denn auch die holländischen Kanoniere waren mit dem Blutfluss geschlagen. Niemand war davor sicher. Männer aus dem Gefolge des Königs wurden krank, bedeutende Lords wurden von der Plage niedergeworfen, und die Todesengel schwebten mit dunklen Flügeln über dem englischen Lager.
    Melisande fand einige Brombeeren und erbat sich ein bisschen Gerste von den Vorratsmeistern Sir Johns. Sie kochte die Brombeeren und die Gerste zu einem Brei, süßte ihn mit Honig und fütterte Pater Christopher damit. «Ich sterbe», murmelte er mit schwacher Stimme.
    «Nein», verkündete sie entschieden, «Ihr sterbt nicht.»
    Der Arzt des König selbst, Master Colnet, kam zu Pater Christophers Zelt. Er war jung und ernsthaft, mit blassem Gesicht und einer kleinen Nase, mit der er an Pater Christophers Fäkalien roch. Er sagte nichts dazu, was er aus den Gerüchen geschlossen hatte, sondern ließ den Priester nur eilig und stark zur Ader. «Die Fürsorge des Mädchens wird Euch nicht schaden», sagte er.
    «Gott segne sie», sagte Pater Christopher entkräftet.
    «Der König schickt Euch Wein», sagte Master Colnet.
    «Dankt Seiner Majestät in meinem Namen.»
    «Es ist ein ausgezeichneter Wein», sagte Colnet, während er geschickt den Arm verband, «wenn er auch dem Bischof nicht mehr geholfen hat.»
    «Bangor ist tot?»
    «Nicht Bangor, Norwich. Er ist gestern gestorben.»
    «Gütiger Gott», sagte Pater Christopher.
    «Ich habe auch ihn zur Ader gelassen», sagte Master Colnet, «und ich habe geglaubt, er würde überleben, doch Gott hat anders entschieden. Ich werde morgen wieder zu Euch kommen.»
    Die Leiche des Bischofs von Norwich wurde gevierteilt und dann in einem riesigen Zuber gekocht, um das Fleisch von den Knochen zu lösen. Die trübe, dampfende Brühe wurde weggeschüttet, die Knochen dagegen wurden in Leinen gewickelt und in einen Sarg eingenagelt, der feierlich zum Strand getragen

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