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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wurde, sodass der Bischof nach Hause gebracht werden konnte, um in dem Sprengel beerdigt zu werden, in dem er sich zu Lebzeiten so wenig wie möglich aufgehalten hatte. Die meisten anderen Toten warf man jedoch einfach in Gruben, die überall ausgehoben wurden, wo ein Stück Grund hoch genug lag, um ein trockenes Grab anlegen zu können. Doch als immer mehr Männer starben, wurden diese Totengruben aufgegeben und die Leichname stattdessen bei Ebbe ins Watt getragen und in die seichten Wasserläufe geworfen, wo sie den wilden Hunden, den Möwen und der Ewigkeit überlassen blieben. Der Gestank der Leichen und der Gestank der Exkremente und der beißende Rauch schwelender Feuer erfüllte das Lager.
    Am zweiten Morgen nachdem Hook von dem eingebrochenen Tunnel weggetaumelt war, erhob sich mit einem Mal der Lärm von Kanonenschüssen von der Stadtmauer Harfleurs. Die Garnison hatte ihre Kanonen geladen und feuerte sie alle gleichzeitig ab, sodass sich ein Ring aus Rauch um die halbzerstörte Stadt legte. Die Verteidiger jubelten von der Stadtmauer herunter und schwenkten höhnisch ihre Banner.
    «Ein Schiff ist zu ihnen durchgekommen», erklärte Sir John.
    «Ein Schiff?»
    «Bei Gott dem Allmächtigen, du wirst doch wohl wissen, was ein Schiff ist!»
    «Aber wie haben sie es geschafft?»
    «Unsere gottverdammte Flotte hat geschlafen, so haben sie es geschafft! Jetzt haben die gottverdammten Bastarde neue Verpflegung. Gott verdamme diese Bastarde.»Es schien so, als habe Gott die Seiten gewechselt, denn die Verteidigungsanlagen Harfleurs, mochten sie auch eingebrochen und zerschossen sein, wurden ständig ausgebessert und wiederaufgebaut. Neue Festungswälle wurden hinter den alten errichtet, und jede Nacht vertieften die Männer der Garnison den Wassergraben und schlossen die Breschen in der Stadtmauer mit neuen Hindernissen. Der Beschuss mit Armbrustbolzen nahm nicht ab - also war die Stadt entweder sehr gut gerüstet gewesen, oder das Schiff, das durch die Blockade gekommen war, hatte neuen Vorrat mitgebracht. Die englische Seite dagegen litt immer stärker unter der Krankheit. Sir John duckte sich unter Pater Christophers Zelteingang hindurch und sah auf den Priester hinab. «Wie geht es ihm?», fragte er Melisande.
    Sie zuckte mit den Schultern. Hook hätte ohnehin gesagt, der Priester sei schon tot, so unbeweglich lag er auf dem Rücken, den schlaffen Mund leicht geöffnet und die Haut so blassgrau wie die Dämmerung.
    «Atmet er?», wollte Sir John wissen.
    Melisande nickte.
    «Gott steh uns bei», sagte Sir John und schob sich rückwärts aus dem Zelt hinaus. «Gott steh uns bei», wiederholte er und starrte nach Harfleur hinüber. Die Stadt hätte schon vor zwei Wochen fallen sollen, doch da lag sie, immer noch trotzte sie der Belagerung, und die Trümmer ihrer Stadtmauer und ihrer Wachtürme beschützten die neuen Befestigungen, die dahinter errichtet worden waren.
    Es gab allerdings auch gute Nachrichten. Sir Edward Derwent war nicht tot, sondern als Gefangener in Harfleur, ebenso wie Dafydd ap Traharn. Die Herolde, die von einem weiteren vergeblichen Versuch zurückkamen, die Garnison zur Aufgabe zu bewegen, berichteten, wie die Männer an der Stirnseite des Tunnels in der Falle gesessen und sich ergeben hatten. Der eingestürzte Tunnel war aufgegeben worden, wenn auch an der östlichen Seite Harfleurs, wo der Bruder des Königs die Belagerung anführte, weitere Schächte in Richtung der Stadtmauer gegraben wurden. Die beste Nachricht bestand darin, dass die Franzosen keine Anstrengungen unternahmen, die Stadt zu entsetzen. Englische Trupps ritten auf der Suche nach Getreide weit ins Landesinnere und entdeckten keinerlei Hinweis auf eine feindliche Armee, die anrückte, um die von der Krankheit geschwächten Engländer zu schlagen.
    Harfleur, so schien es, war seinem Untergang überlassen worden, auch wenn man mittlerweile glauben konnte, dass die Belagerer zuerst ans Ende ihrer Kräfte kommen würden.
    «All das Geld», sagte Sir John niedergeschlagen, «und wir haben nichts weiter getan, als ein paar Meilen weit vorzurücken, um die Herren über Gräber und Abortgruben zu werden.»
    «Warum lassen wir es dann nicht einfach?», fragte Hook. «Wir könnten doch einfach abziehen.»
    «Eine gottverdammt tölpelhafte Frage», sagte Sir John. «Die Stadt könnte sich ja schon morgen ergeben! Und die gesamte Christenheit blickt auf uns. Wenn wir die Belagerung aufgeben, sehen wir wie Schwächlinge aus. Und

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