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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zurückkehrende Stoßtrupp den tiefen Wassergraben vor der eingebrochenen Barbakane hinter sich brachte. Noch immer wurden die Franzosen mit Pfeilen beschossen, und einige Männer rutschten tödlich getroffen in den Graben, doch der Ausfall war erfolgreich gewesen. An der englischen Belagerungsanlage brannte es.
    «Bastarde», knurrte Sir John wiederholt. «Sie haben uns im Schlaf überrascht, die Bastarde!»
    «Der Savage konnten sie nichts anhaben», berichtete Hook ungerührt, «aber der ist zerstört.»
    «Wir kriegen sie, die gottverdammten Bastarde!», presste Sir John zwischen den Zähnen hervor.
    «Und keiner von uns wurde verletzt», fügte Hook hinzu.
    «Aber wir werden sie noch verletzen, bei Gott, das werden wir», schwor Sir John. Seine Miene war wutverzerrt. Es reichte schon aus, dass die Belagerung nicht weiterkam, und nun hatte der Feind den englischen Hoffnungen auch noch einen weiteren schweren Schlag versetzt. Sir John überlief ein Schauer, als ein feindlicher Feldkämpfer, der gefangen genommen worden war, durch den Graben geführt wurde. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle er seinen Zorn auf diesem Unglückseligen entladen, doch dann entdeckte er Melisande und ließ seine Unzufriedenheit an ihr aus. «Was zum Teufel hat sie hier zu suchen?», wollte er von Hook wissen. «Bei Gott, bist du denn von Sinnen? Kannst du es nicht eine einzige Minute ohne deine Frau aushalten?»
    «Nick ist nicht schuld!», rief Melisande trotzig aus. Sie hielt immer noch die Armbrust, auch wenn sie nicht damit geschossen hatte. «Nick ist nicht schuld», wiederholte sie, «er hat mir sogar gesagt, dass ich weggehen soll.»
    Sir Johns Galanterie gegenüber Frauen war stärker als sein Ärger. Er knurrte etwas, das man für eine Entschuldigung halten konnte, und dann erklärte Melisande ihr Verhalten in schnellem Französisch. Sie deutete zum Lager hinüber, und während sie sprach, flammte in Sir Johns Miene neuer Zorn auf. Er wandte sich an Hook. «Warum hast du mir nichts davon gesagt?»
    «Was gesagt, Sir John?»
    «Dass ein gewisser Schweinepriester sie bedroht hat!»
    «Ich schlage meine eigenen Schlachten», sagte Hook mürrisch.
    «Nein!»Sir John ließ seine behandschuhte Hand auf Hooks Schulter niederfahren. «Du schlägst meine Schlachten, Hook.»Ein weiterer Hieb auf Hooks Schulter. «Dafür bezahle ich dich. Aber wenn du meine schlägst, dann schlage ich deine, verstehst du? Wir sind eine Kompanie!»Sir John brüllte die letzten vier Worte so laut, dass sich die Männer noch fünfzig Schritt den Graben hinunter nach ihm umdrehten. «Wir sind eine Kompanie! Keiner bedroht einen von uns, ohne zugleich uns alle zu bedrohen! Eure Mädchen sollen in der gesamten Armee nackt herumlaufen können, ohne dass es auch nur ein Mann wagt, sie anzurühren, weil sie nämlich zu uns gehören! Sie gehören zu unserer Kompanie! Bei Gott, dafür bringe ich diesen frömmlerischen Bastard um! Ich reiße ihm das Rückgrat durch seinen gottverdammten Hals aus dem Körper und verfüttere seinen ausgetrockneten Schwanz an die Hunde! Keiner bedroht uns! Keiner!»
    Sir John, dessen eigentliche Feinde sicher hinter ihren rauchverhüllten Festungsanlagen saßen, suchte Streit. Und gerade hatte ihm Hook einen Anlass geliefert.
    Hook sah zu, wie Melisande Pater Christopher mit Honig fütterte. Der Priester saß an ein Fass mit Räucherhering gelehnt, das aus England gekommen war. Sein Gesicht war blass und ausgezehrt, er war dünn wie ein Gerippe und schwach wie ein frischgeschlüpfter Vogel, aber er lebte.
    «Cobbett ist tot», sagte Hook, «und Robert Fletcher.»
    «Der arme Robert», sagte Pater Christopher, «wie geht es seinem Bruder?»
    «Lebt noch», sagte Hook, «aber die Krankheit hat er auch.»
    «Sind noch andere gestorben?»
    «Pearson ist tot, Hull auch, und Borrow und John Taylor.»
    «Gott sei ihnen allen gnädig», sagte der Priester und bekreuzigte sich. «Und bei den Feldkämpfern?»
    «John Gaffney, Peter Dance, Sir Thomas Peters», zählte Hook auf, «alle tot.»
    «Gott hat Seinen Blick von uns abgewandt», sagte Pater Christopher niedergeschlagen. «Spricht dein Heiliger immer noch zu dir?»
    «Im Augenblick nicht», gab Hook zu.
    Pater Christopher seufzte. Einen Moment lang schloss er die Augen. «Wir haben gesündigt», sagte er grimmig.
    «Uns wurde gesagt, Gott sei auf unserer Seite», erwiderte Hook eigensinnig.
    «Das haben wir auch geglaubt», sagte der Priester, «wir alle haben es geglaubt, und

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