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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Hook ja, das tue ich.»Der Priester ergriff Melisandes Hand. «Und es wird Zeit, dass ich eine ehrbare Frau aus ihr mache, Hook.»
    «Ich bin ehrbar», sagte Melisande.
    «Dann ist es Zeit, dass du Master Hook zähmst», sagte Pater Christopher. Melisande sah Hook an, und einen Moment lang verriet ihre Miene nicht das Geringste, doch dann nickte sie. «Vielleicht hat mich Gott deshalb verschont», sagte Pater Christopher, «damit ich euch beide verheirate. Wir sollten es tun, Hook, bevor wir Frankreich wieder verlassen.»
    Und es schien so, als müsse das schon bald sein, denn Harfleur war unbesiegt, Englands Armee siechte dahin, und das Jahr verstrich unaufhaltsam. Es war mittlerweile schon September geworden. In ein paar Wochen würde der Herbstregen einsetzen, und dann würde die Kälte kommen, und die Ernte läge sicher hinter Festungsmauern, und damit wäre das Kriegsjahr vorbei. Die Zeit lief ab.
    England war in den Krieg gezogen. Und schien zu verlieren.
    Am gleichen Abend warf Thomas Evelgold einen großen Sack in Hooks Richtung. Hook zuckte zur Seite weg, weil er dachte, der Sack würde ihn umwerfen, doch er war erstaunlich leicht und rollte ihm bloß über die Schulter. «Werg», sagte Evelgold zur Erklärung.
    «Werg?»
    «Werg», sagte Evelgold, «für Brandpfeile. Ein Bündel Pfeile für jeden Bogenschützen. Sir John will, dass sie um Mitternacht fertig sind, und wir müssen vor der Morgendämmerung im Graben sein. Belly kocht das Pech für uns.»
    Belly war Andrew Belcher, Sir Johns Verwalter, der die Küchenknechte und Packpferde beaufsichtigte. «Hast du schon mal einen Brandpfeil gemacht?», fragte Evelgold.
    «Noch nie», gab Hook zu.
    «Nimm einen Breitkopf, binde eine Handvoll Werg um die Pfeilspitze, tauche sie in Pech und ziele hoch. Jeder braucht zwei Dutzend.»Evelgold trug auch zu den anderen Gruppen Säcke, während Hook etwas von dem fettigen Werg in die Hand nahm, einfache ungewaschene Rohwolle vom Schaf. Ein Floh sprang aus der Wolle und verschwand in seinem Ärmel.
    Er teilte das Werg in siebzehn gleiche Haufen, und jeder seiner siebzehn Bogner teilte seinen Haufen in vierundzwanzig kleinere, ein Klümpchen Wolle für jeden Pfeil. Hook zerschnitt Bogensehnen aus dem Vorrat, seine Männer banden mit den Stücken die schmutzige Wolle an die Pfeilspitzen und tauchten dann der Reihe nach das Werg in Bellys Kessel ins kochende Pech. Dann stellten sie die Pfeile aufrecht an Baumstümpfe oder Fässer, um das klebrige Pech fest werden zu lassen. «Was geschieht morgen früh?», fragte Hook Evelgold.
    «Heute Morgen haben uns die Franzosen in den Arsch getreten», sagte Evelgold grimmig, «also sind morgen früh wir dran.»Er zuckte mit den Schultern, als erwarte er davon keinen besonders großen Erfolg. «Hast du heute noch mehr Männer verloren ?»
    «Cobbett und Fletch. Matson hält vermutlich auch nicht mehr lange durch.»
    Evelgold fluchte. «Gute Leute», sagte er finster, «und wofür sterben sie?»Er spuckte in Richtung eines Lagerfeuers. «Wenn das Pech trocken ist», fuhr er dann fort, «zieht es ein bisschen auseinander. Dann ist es leichter anzuzünden.»
    Im Lager ging es die ganze Nacht geschäftig zu. Männer trugen Bündel zum vordersten Graben, der am dichtesten an der Barbakane des Feindes lag. Die Bündel bestanden aus Holzstangen, die mit Seil umwunden waren. Ein Wassergraben schützte die Barbakane und würde gefüllt werden müssen, wenn ihn die Engländer überqueren wollten, um das Vorwerk anzugreifen.
    Sir Johns Männern wurde befohlen, in voller Rüstung zu kämpfen. Dreißig Feldkämpfer waren an dem Tag, an dem die glücksverheißenden Schwäne zwischen den Schiffen der Flotte hindurchgeflogen waren, mit ihm von Southampton Water losgesegelt, doch nun waren nur neunzehn zum Kampf bereit. Sechs waren gestorben, und die anderen kotzten, schissen und zitterten. Den gesunden Feldkämpfern halfen Junker und Knappen, die Platten der Rüstung an die gepolsterten Lederwesten zu schnallen, die mit Fett abgewischt worden waren, damit sich das Metall leichter bewegte. Schwertgürtel wurden über Wappenröcken angelegt, wenn auch die meisten Feldkämpfer eine Kampfaxt oder Kurzlanzen bevorzugten. Ein Priester aus Sir William Porters Hausstand nahm Beichten ab und erteilte den Segen. Sir William war Sir Johns engster Freund und auch sein Waffenbruder, was bedeutete, dass sie Seite an Seite kämpften und sich geschworen hatten, einander zu schützen, füreinander das Lösegeld zu

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