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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dass er bei dem Sprung seinen Bogen nicht beschädigt hatte, der über seinem Rücken hing. Später, als er an den Kampf zurückdachte, wurde ihm klar, dass er gleichzeitig ein Hochgefühl empfunden hatte. In der Erinnerung verschwamm alles zu einem Durcheinander aus schreienden Männern, blitzenden Klingen und hell klingendem Metall, doch in diesem wirbelnden Rausch aus Eindrücken hatte er sich vollkommen kaltblütig gefühlt. Hook war wieder auf die Füße gekommen. Dann hatte er vorne in der Grube einen Feldkämpfer gesehen. Der Mann trug eine Panzerrüstung, die halb von einem Wappenrock verdeckt war, auf dem eine brennende Lanze ein rotes Herz durchbohrte. Er hielt ein Schwert in der Hand. Sein Visier war hochgeklappt, und in seinen Augen spiegelten sich klein die Flammen der zu Boden gefallenen Fackeln. Hook erkannte Angst in diesen Augen, doch diese Angst flößte ihm kein Mitleid ein. Töte oder werde getötet, sagte Sir John immer, also rannte Hook, die Kampfaxt mit beiden Händen haltend, auf den Mann zu, achtete nicht auf die schwache Abwehrbewegung des Schwertes und rammte ihm den Spitzdorn der Axt in die Magengrube. Er schrammte kreischend über die Unterkante des Brustpanzers und den Plattenschurz, diese beweglichen, auf Leder genähten Metallstreifen, die einen Schwerthieb in den Unterbauch verhindern sollten. Doch kein Plattenschurz hatte gegen den wuchtigen Hieb einer Kampfaxt Bestand, und Hook sah das Entsetzen in den weit aufgerissenen Augen des Mannes und seinem vor Schrecken offenstehenden Mund, als die Spitze der Axt durch Stahl, Leder, Kettenhemd, Tuch, Haut, Muskeln, Eingeweide und schließlich in das Rückgrat des Mannes fuhr. Der Franzose gab einen leise klagenden Laut von sich, und Hook brüllte, als sein Stoß den Gegner an die Stirnseite der Kanonengrube zurückwarf. Hook zog die Kampfaxt zurück, und der zuckende Mann wurde mitgezogen, weil sich seine Eingeweide im Axtkopf verfangen hatten. Hook stellte seinen Fuß in das Gemenge aus Blut und Metall, stützte sich mit dem anderen Bein ab und zerrte, bis die Axt frei war. Erneut stieß er zu, doch der Mann brach schon zusammen. Hook fuhr herum, bereit, sich gegen den nächsten Feind zu stellen, aber der Kampf war vorüber. Es waren nur acht Männer in der Grube gewesen. Sie mussten zu der größeren französischen Angriffstruppe gehört haben, die gegen die Savage vorrückte, und als diese Truppe von den Pfeilen zurückgedrängt worden war, hatte man die acht vergessen. Sie hatten die Aufgabe gehabt, die Kanone zu zerstören, und es mit einer riesigen Axt versucht, die nun verloren neben der Winde lag, mit deren Hilfe der Schutzschirm um seine klobige Achse gekippt wurde. Es war ihnen gelungen, die Winde zu zerhacken, doch nun waren alle bis auf einen tot.
    «Man kann doch mit einer Axt nichts gegen eine Kanone ausrichten!», sagte Tom Scarlet verächtlich. Der überlebende Franzose stöhnte.
    «Jemand verletzt?», fragte Hook.
    «Ich habe mir den Knöchel verrenkt», sagte Horrocks. Er humpelte, und in seinen Augen stand Verwunderung oder Angst.
    «Das wird wieder», sagte Hook kurz angebunden. «Sind alle da?»Seine Männer waren vollständig, und Will of the Dale rannte mit Melisande und seinen sechs Bogenschützen am Graben entlang. Der verwundete Franzose wimmerte und zog die Beine an den Körper. Er hatte bis auf ein gepolstertes Kettenhemd keine Rüstung getragen, und Will Sclate hatte ihm die Axt tief in den Brustkorb gerammt, sodass die Leinenpolsterung des Kettenhemdes herausgequollen war und sich mit Blut vollgesogen hatte. Hook warf einen Blick auf die Masse aus Lunge und gesplitterten Rippenknochen. Blut lief Blasen werfend aus dem Mund des Mannes, wenn er stöhnte. «Erlöst ihn von diesem Elend», verlangte Hook, doch seine Bogenschützen starrten ihn einfach nur an. «Also gut», sagte Hook. Er stieg über einen Leichnam hinweg, stellte die Spitze der Kampfaxt auf die Kehle des Verwundeten, stieß einmal zu und erledigte die Aufgabe damit selbst.
    Will of the Dale starrte auf das Blutbad in der Grube hinunter. «Das war das letzte Mal, dass diese dummen Bastarde so etwas versucht haben!», sagte er. Er wollte unbeschwert klingen, indem er Sir John nachahmte, doch ein schriller Ton schwang in seiner Stimme mit, und in seinen Augen flackerte das Grauen.
    Melisande stand dicht hinter Will. Schweigend betrachtete sie den toten Franzosen, der neben Hooks tropfender Kampfaxt lag. Dann hob sie den Blick und sah ihn an. «Du

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