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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zu entscheiden», sagte er ruhig.
    «Und seine Entscheidung wird lauten, dass er hängen muss, oder etwa nicht?», knurrte Sir Martin.
    «Hast du Sir Martin geschlagen?», wandte sich Sir Edward an Hook.
    Hook nickte. War es Gott gewesen, der im Stall zu ihm gesprochen hatte, oder der Teufel?
    «Er hat mich geschlagen», sagte Sir Martin, und dann schnellte er plötzlich vor, packte Hooks Wappenrock und riss ihn mitten zwischen dem Mond und den Sternen entzwei. «Er ist nicht würdig, dieses Wappen zu tragen», sagte der Priester und warf den zerfetzten Überwurf in den Dreck. «Such dir einen Strick», befahl er Robert Perrill. «Einen Strick oder eine Bogensehne, damit fesselst du seine Hände. Und nimm ihm das Schwert ab!»
    «Ich nehme es», sagte Sir Edward. Er zog Hooks Schwert, das Lord Slayton gehörte, aus der Scheide. «Ich kümmere mich um ihn, Perrill», sagte er dann und zog Hook zum Eingangstor des Hofes.
    «Was ist passiert?», fragte er ihn, als sie außer Hörweite
    waren.
    «Er wollte dieses Mädchen schänden, Sir Edward», sagte Hook. «Er hat sie geschändet!»
    «Natürlich hat er sie geschändet», sagte Sir Edward ungeduldig, «so etwas gehört zu Hochwürden Sir Martins Gewohnheiten.»
    «Und Gott hat zu mir gesprochen», platzte Hook heraus.
    «Was hat er?» Sir Edward starrte Hook an, als habe er gerade behauptet, der Himmel sei zu einem Buttermilchsee geworden.
    «Er hat zu mir gesprochen», sagte Hook jämmerlich. Er klang ganz und gar nicht überzeugend.
    Sir Edward erwiderte nichts. Er starrte Hook noch einen Moment lang an und drehte sich dann zum Marktplatz um, auf dem der brennende Mann aufgehört hatte zu schreien. Nun hing er reglos am Pfahl, und plötzlich loderte sein Haar wie eine Fackel auf. Die Stricke, mit denen man ihn festgebunden hatte, brannten durch, und der Körper stürzte in ein Flammenmeer. Zwei Waffenknechte stießen die Leiche mit Heugabeln zurück in die Mitte des Feuers.
    «Ich habe eine Stimme gehört», sagte Hook eigensinnig.
    Sir Edward nickte abweisend, um zu zeigen, dass er Hooks Worte verstanden hatte, aber nichts weiter hören wollte. «Wo ist dein Bogen?», fragte er unvermittelt, während er den Blick auf die brennende Gestalt im Rauch gerichtet hielt.
    «In der Schankstube des Wirtshauses, Sir Edward.»
    Sir Edward drehte sich zum Hoftor des Wirtshauses um, wo Tom Perrill gerade grinsend und mit blutüberströmten Händen aufgetaucht war. «Ich schicke dich jetzt in die Schankstube», sagte Sir Edward leise, «und dort wartest du. Du wartest dort, damit wir dir die Hände fesseln und dich nach Hause bringen und dich vor das Hausgericht stellen und dich anschließend an der Eiche vor der Schmiedewerkstatt aufknüpfen können.»
    «Ja, Sir Edward», sagte Hook in missmutigem Gehorsam.
    «Was du nicht tun wirst», fuhr Sir Edward mit gesenkter, nun aber drängender Stimme fort, «ist, das Wirtshaus durch die Vordertür zu verlassen. Du wirst nicht in den Stadtkern gehen und dich nach einer Straße namens Cheapside oder einem Gasthaus namens Two Cranes umsehen. Und du wirst nicht ins Two Cranes gehen und dich nach einem Mann namens Henry von Calais erkundigen. Hörst du mir zu, Hook?»
    «Ja, Sir Edward.»
    «Henry von Calais wirbt Bogenschützen an», sagte Sir Edward. Ein Mann in den Farben des Königs trug unterdessen ein brennendes Holzscheit zu dem zweiten Scheiterhaufen, auf dem ein anderer Lollardenanführer an den Pfahl gefesselt war. «In der Picardie brauchen sie Bogenschützen», sagte Sir Edward, «und sie zahlen gut.»
    «Picardie.» Ausdruckslos wiederholte Hook das Wort. Es musste sich dabei um eine Stadt irgendwo in England handeln.
    «Verdien dir in der Picardie ein bisschen Geld, Hook», sagte Sir Edward, «denn Gott weiß, du wirst es brauchen.»
    Hook zögerte. «Bin ich jetzt geächtet?», fragte er beunruhigt.
    «Du bist tot, Hook», sagte Sir Edward, «und tote Männer stehen außerhalb des Gesetzes. Du bist ein toter Mann, weil mein Befehl lautet, dass du in dem Gasthaus warten und dann zu deiner Anklage vor dem Hausgericht gebracht werden sollst, und weil Lord Slayton keine andere Wahl haben wird, als dich zum Strang zu verurteilen. Also geh und tu, was ich gesagt habe.»
    Doch bevor Hook gehorchen konnte, erklang von der nächsten Ecke ein Ruf: «Hüte runter!» Hufgeklapper kündete das Erscheinen einer Reitergruppe an, die auf den weiten Platz sprengte. Dort fächerten sich die Pferde auf, tänzelten ein bisschen herum und

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