Das Zeichen des Sieges
Frankreichs abwechselten, während sich in der Mitte ein aufsteigender Löwe erhob.
Der aufsteigende Löwe kämpfte mit den französischen Lilien, aber Nicholas Hook verstand von alldem nicht das Geringste. «Du musst es auch nicht verstehen», hatte ihm Henry von Calais in London erklärt, «schließlich ist es ja nicht deine verdammte Angelegenheit. Die verdammten Franzosen fallen gegenseitig übereinander her, mehr musst du nicht wissen, und eine der beiden Parteien bezahlt uns fürs Kämpfen, und ich werbe Bogenschützen an, und ich schicke sie zum Töten dorthin, wo auch immer sie gebraucht werden. Kannst du mit dem Bogen umgehen?»
«Ja, das kann ich.»
«Das werden wir uns einmal ansehen, nicht wahr?»
Nicholas Hook konnte wahrhaftig mit dem Bogen umgehen, und so war er nach Soissons gekommen, unter die Flagge mit den Streifen, dem Löwen und den Lilien. Er hatte keine Vorstellung davon, wo Burgund lag, er wusste nur, dass es dort einen Herzog namens Johann Ohnefurcht gab und dass dieser Herzog der Cousin des französischen Königs war.
«Und er ist nicht ganz richtig im Kopf, dieser König von Frankreich», hatte Henry von Calais Hook erklärt. «Er ist so toll wie ein Iltis mit Bluthusten. Der dumme Bastard glaubt, aus Glas zu bestehen. Er hat schon Angst, in tausend Stücke zu zerbrechen, wenn ihn jemand bloß ganz zart anfasst. Die Wahrheit ist, dass er eine Kohlrübe als Hirn hat und dass er gegen den Herzog kämpft, und der ist kein bisschen verrückt. Der hat nämlich ein Hirn als Hirn.»
«Und warum kämpfen sie gegeneinander?», hatte Hook gefragt.
«Woher in Gottes Namen soll ich das wissen? Es kümmert mich auch nicht. Was mich kümmert, mein Sohn, ist, dass der Herzog Geld von den Bankhäusern bekommt. Hier.» Er hatte ein paar Silbermünzen auf den Tisch des Gasthauses geworfen. Früher an diesem Tag war Hook auf das Spitalfeld gegangen, das vor einem Stadttor Londons namens Bishop's Gate lag, und hatte sechzehn Pfeile auf einen mit Stroh ausgestopften Sack geschossen, der hundertfünfzig Schritte entfernt an einem toten Baum hing. Er hatte die Pfeile in schneller Folge fliegen lassen, sodass ein Mann kaum Zeit gehabt hätte, zwischen den einzelnen Pfeilen bis fünf zu zählen, und zwölf seiner Pfeile waren in dem Sack stecken geblieben, während ihn die anderen vier gestreift hatten. «Du kannst bleiben», hatte Henry von Calais geknurrt, nachdem ihm von dieser Meisterleistung berichtet worden war.
Das Silber war weg, bevor Hook London überhaupt verlassen hatte. Er war noch nie so einsam oder so weit von seinem Heimatdorf entfernt gewesen, und bald hatte er seine Münzen für Ale, Wirtshausdirnen und ein Paar hoher Stiefel ausgegeben, die schon lange vor seiner Ankunft in Soissons auseinandergefallen waren. Auf dieser Reise hatte er zum ersten Mal das Meer gesehen und kaum seinen Augen getraut. Oft versuchte er sich den Anblick wieder ins Gedächtnis zu rufen. Er stellte sich einen See vor, nur dass dieser See kein Ende hatte und es mehr Wellen als in jedem Gewässer gab, das er kannte. Er war mit zwölf anderen Bogenschützen gereist, und in Calais waren zwölf Feldkämpfer dazugestoßen, die burgundische Wappenröcke trugen. Hook erinnerte sich, dass er geglaubt hatte, es müssten Engländer sein, denn die gelben Lilien auf ihren Überwürfen sahen genauso aus wie die Lilien, die er bei den Männern des Königs in London gesehen hatte, doch diese Feldkämpfer hatten eine seltsame Sprache gesprochen, die weder Hook noch seine Gefährten verstanden. Danach waren sie den ganzen Weg bis nach Soissons zu Fuß gegangen, weil es kein Geld für das Pferd gab, das jeder Bogenschütze in England von seinem Lord erwartete. Zwei von Pferden gezogene Karren hatten ihren Marsch begleitet und waren mit zusätzlichen Bogenstangen und riesigen, klappernden Pfeilbündeln beladen worden.
Sie waren ein seltsamer Trupp. Manche der Bogenschützen waren alte Männer, einige hinkten aufgrund früherer Verletzungen, und die meisten waren Trunkenbolde.
«Ich muss hier den Bodensatz zusammenkratzen», hatte Henry von Calais vor ihrer Abreise aus England zu Hook gesagt, «du aber siehst noch frisch und gesund aus, mein Junge. Also - was hast du verbrochen?»
«Verbrochen?»
«Du bist hier, oder nicht? Bist du ein Geächteter?»
Hook nickte. «Ich glaube schon.»
«Du glaubst schon! Entweder bist du es oder nicht. Also, was hast du verbrochen?»
«Ich habe einen Priester geschlagen.»
«Das hast du
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