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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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runzelte bei dieser Neuigkeit die Stirn. Der Duke war, wenn man den Aussagen mancher Männer glauben durfte, sogar ein noch besserer Soldat als sein älterer Bruder. Hook begutachtete eine Ahlspitze. Die meisten der langen, schmalen Pfeilspitzen waren schwarz vor Rost. Diese Spitze schimmerte wieder metallisch und war höllisch scharf. Er stach damit probehalber leicht gegen seinen Handballen, dann feuchtete er seine Hände an, um die Befiederung des Pfeils zu glätten. «Warum zieht er ab?»
    «Ich vermute, weil er mit der Entscheidiung seines Bruders nicht einverstanden ist», sagte Pater Christopher vage. «Öffentlich wird selbstverständlich nur gesagt, dass der Duke krank sei, doch für einen leidenden Mann hat er bemerkenswert gut ausgesehen. Natürlich darf man ebenfalls nicht vergessen, dass, wenn Henry getötet wird, was Gott verhüten möge, Clarence zu König Thomas wird.»
    «Unser Henry wird nicht sterben», sagte Hook wild.
    «Er könnte sogar sehr leicht sterben, wenn uns die Franzosen einholen», gab der Priester scharf zurück. «Aber sogar unser Henry ist in der Lage, sich einen Rat anzuhören. Es wurde ihm gesagt, er solle nach Hause gehen, obwohl er eigentlich auf Paris marschieren wollte, und schließlich hat er sich für Calais umentschieden. Und mit Gottes Hilfe, Hook, werden wir Calais erreichen, lange bevor uns die Franzosen einholen können.»
    «Ihr lasst es klingen, als würden wir vor ihnen davonlaufen.»
    «Nicht ganz», sagte der Priester, «aber beinahe. Stell dir einmal unsere liebliche Melisande vor.»
    Hook runzelte überrascht die Stirn. «Melisande?»
    «Die Franzosen sammeln sich an ihrem Nabel, Hook, und wir sitzen auf ihrem rechten Nippel. Was wir vorhaben, ist, zu ihrem linken Nippel hinüberzurennen, und dabei beten wir zum lieben Gott, dass es die Franzosen nicht vor uns bis in das Tal zwischen ihren Brüsten schaffen.»
    «Und wenn sie es doch tun?»
    «Dann wird in diesem Tal der Tod über uns die Schwingen ausbreiten», sagte Pater Christopher. «Also bete, dass wir schnell sind und die Franzosen weiterschlafen.»
    «Ihr dürft euch nicht zu viel aufladen!», hatte Sir John seinen Bogenschützen im Schankraum erklärt. «Wir können die Pfeile nicht in Fässern mitnehmen, weil wir keine Wagen für die Fässer haben! Und wir können keine Haltescheiben für die Pfeile verwenden. Also bündelt die Pfeile, bündelt sie einfach!»
    In den Bündeln wurden die Befiederungen zerdrückt, und zerdrückte Befiederungen ließen die Pfeilbahn ungenau werden, doch sie hatten keine andere Wahl, als die Pfeile eng zusammenzubinden, um die Bündel an den Sattel zu hängen oder einem Packpferd aufzuladen. Es dauerte zwei Tage, bis alle Bündel geschnürt waren, denn der König forderte, jeden entbehrlichen Pfeil mitzunehmen, und das bedeutete, dass Hunderttausende Pfeile zu transportieren waren. So viele wie möglich wurden auf leichte Bauernkarren getürmt, die den Zug begleiten würden, doch es waren nicht genügend von diesen Vehikeln aufzutreiben, sodass schließlich sogar Feldkämpfer den Befehl erhielten, Pfeilbündel hinter ihre Sättel zu binden. Es waren etwa fünftausend Bogenschützen, die auf Calais marschierten. Diese Männer waren imstande, innerhalb einer Minute sechzigtausend oder siebzigtausend Pfeile abzuschießen, und keine Schlacht war jemals in einer Minute gewonnen worden. «Auch wenn wir jeden Pfeil mitnehmen, den wir haben, reicht es immer noch nicht aus», murrte Thomas Evelgold. «Und wenn wir keine mehr haben, sollen wir wohl mit Steinen auf die Bastarde werfen.»
    Eine Garnisonsbesatzung wurde in Harfleur zurückgelassen. Es war ein starker Verband aus über dreitausend Feldkämpfern und nahezu eintausend Bogenschützen, wenn ihnen auch Pferde fehlten, weil Henry der Garnison bis auf die erfahrenen Kampfhengste der Ritter alle Pferde abgefordert hatte, denn sie wurden gebraucht, um Pfeile zu tragen. Die neuen Verteidiger Harfleurs selbst verfügten nur über gefährlich wenige Pfeile, doch es wurde Nachschub aus England erwartet, wo Forstmänner unablässig Eschenschäfte schnitten, Schmiede Ahlspitzen und Breitköpfe herstellten und Befiederer die Gänsefedern befestigten.
    «Wir werden schnell marschieren!», rief ein Priester mit dröhnender Stimme. Es war der Tag, bevor sich die Armee in Bewegung setzen sollte, und der Priester ging mit einem Pergament, auf dem die königlichen Ordres standen, durch jede einzelne Straße Harfleurs. Der Priester hatte die

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