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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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schweren Wagen zugelassen. Die Lasten sollten von Männern und Packpferden getragen oder auf leichten Karren mitgenommen werden. «Wir müssen schnell vorankommen», erklärte Sir John.
    «Es ist Hochmut», erklärte Pater Christopher Hook. «Nichts als Hochmut.»
    «Hochmut?»
    «Der König kann nicht einfach nach England zurückkommen und für all das eingesetzte Geld nichts als Harfleur vorzuweisen haben! Deshalb muss er mehr tun, als den französischen Hund zu treten, er glaubt, dass er ihn auch noch am Schwanz ziehen müsse.»
    Der französische Hund schien immer noch zu schlafen. Den Berichten zufolge schwoll die feindliche Armee immer weiter an, doch nichts deutete darauf hin, dass sie sich aus der Umgebung von Rouen wegbewegen würde. Deshalb hatte der König von England beschlossen, der Christenheit zu zeigen, dass er ungestraft von Harfleur nach Calais marschieren konnte, wenn es ihm gerade einfiel. «So weit ist es nicht», erklärte Sir John seinen Männern. «Vielleicht brauchen wir eine Woche.»
    «Und was gewinnen wir durch einen einwöchigen Marsch durch Frankreich?», fragte Hook Pater Christopher.
    «Nichts», gab der Priester unverblümt zurück.
    «Warum tun wir es dann?»
    «Einfach um zu zeigen, dass wir es können. Um zu zeigen, dass uns die unfähigen Franzosen machtlos dabei zusehen müssen.»
    «Und wir gehen ohne die großen Wagen?»
    Pater Christopher grinste. «Wir wollen schließlich nicht, dass uns die unfähigen, machtlosen Franzosen einholen, nicht wahr? Das wäre eine Katastrophe, Hook! Also können wir nicht zweihundert schwere Gespanne mitnehmen, dadurch würden wir viel zu langsam werden. Also werden wir unseren Pferden die Sporen geben und sehen, dass wir so schnell wie möglich durchkommen. Den Letzten beißen die Hunde.»
    «Hört zu, das ist wichtig!», hatte Sir John seinen Männern erklärt. Er war in die Schankstube des Paon gestürmt und hatte mit seinem Schwertgriff auf eines der Fässer getrommelt. «Seid ihr wach? Hört ihr zu? Ihr nehmt Vorräte für acht Tage mit! Und alle Pfeile, die ihr tragen könnt! Ihr nehmt Waffen, Rüstungen, Pfeile und Vorräte mit, und sonst nichts! Wenn ich irgendwen sehe, der etwas anderes als Waffen, Rüstung, Pfeile oder Vorräte dabeihat, stopfe ich ihm diesen überflüssigen Ballast in den Hals und ziehe ihn aus seinem gottverdammten Arsch wieder heraus! Wir müssen schnell sein!»
    «Das war alles schon einmal da», erklärte Pater Christopher Hook am nächsten Morgen.
    «Schon einmal?»
    «Kennst du deine eigene Geschichte nicht, Hook?»
    «Ich weiß, dass mein Großvater ermordet wurde und mein Vater auch.»
    «Ach ja, das traute Leben in einer glücklichen Familie», sagte der Priester, «aber denke einmal zurück an die Zeit deines Urgroßvaters. Damals war Edward König. Der dritte Edward. Er war hier in der Normandie und hatte einen schnellen Marsch auf Calais beschlossen - nur dass man ihn auf halbem Weg einkesselte.»
    «Und er ist umgekommen?»
    «Guter Gott, nein! Er hat die Franzosen geschlagen! Du hast doch bestimmt von Crecy gehört, oder?»
    «Natürlich habe ich von Crecy gehört!», sagte Hook. Jeder Bogenschütze wusste über Crecy Bescheid, über die Schlacht, bei der die englischen Bogenschützen den französischen Adel niedergemacht hatten.
    «Also weißt du auch, dass es eine glorreiche Schlacht war, Hook, in der Gott die Engländer begünstigte, doch Gottes Gunst ist ein unstetes Ding.»
    «Wollt Ihr mir sagen, dass Er nicht auf unserer Seite ist?»
    «Ich sage dir, dass Gott auf der Seite desjenigen ist, der gewinnt, Hook.»
    Hook dachte einen Moment über diese Worte nach. Er schärfte Pfeilspitzen, wetzte die Ahlspitzen und Breitköpfe an einem Stein. Er dachte an all die Erzählungen, die er als Kind gehört hatte, wenn die alten Männer über die Pfeilgewitter von Crecy und Poitiers geredet hatten. Er wedelte mit einem Breitkopf in Pater Christophers Richtung. «Wenn es zu einer Begegnung mit den Franzosen kommt», sagte er voll Überzeugung, «dann gewinnen wir. Wir durchlöchern ihnen damit ihre Rüstungen, Pater.»
    «Ich hege den schmerzlichen Verdacht, dass der König mit dir einer Meinung ist», sagte der Priester sanftmütig. «Er glaubt wirklich, Gott sei auf seiner Seite. Sein Bruder ist offenkundig anderer Überzeugung.»
    «Welcher Bruder?», fragte Hook. Der Duke of Clarence und der Duke of Gloucester waren beide in der Armee.
    «Clarence», sagte Pater Christopher. «Er segelt heim.»
    Hook

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