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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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mochte oder auch nicht, bemerkte Hooks Klapper und lenkte sein Pferd ein paar Schritte weiter weg. «Was wollt ihr dort?», fragte er.
    «Den Segen von Sankt Audomar erbitten, Herr», antwortete Melisande. Pater Michel hatte ihnen erklärt, dass Saint-Omer nahe bei Calais lag und dass viele Menschen bei Sankt Audomars Grabstätte Heilung suchten. Er hatte ebenfalls gesagt, es sei viel sicherer zu sagen, dass sie nach Saint-Omer unterwegs seien, als zuzugeben, dass sie zu der englischen Enklave um Calais wollten.
    «Gott gewähre euch eine sichere Reise», sagte der Reiter widerwillig und warf eine Münze auf die Lauberde.
    «Herr?», fragte Melisande.
    Der Reiter drehte sich im Sattel um. «Ja?»
    «Wo sind wir, Herr? Und wie weit von Saint-Omer?»
    «Einen guten Tagesmarsch», sagte der Mann und zügelte sein Pferd, «und was kümmert es dich, wie dieser Ort hier heißt? Du wirst ohnehin noch nie von ihm gehört haben.»
    «Nein, Herr», sagte Melisande.
    Der Mann ließ einen Herzschlag lang seinen Blick auf ihr ruhen und zuckte dann mit den Achseln. «Diese Burg», sagte er und nickte in Richtung der Zinnen, die über den Bäumen aufragten, «heißt Azincourt. Ich hoffe, dass dein Bruder geheilt wird.» Er gab seinem Pferd die Sporen und ritt in das Gerstenfeld.
    Es dauerte noch vier Tage, bis sie das Marschland um Calais erreicht hatten. Sie bewegten sich mit Vorsicht und hüteten sich vor den französischen Wachtrupps, die um Calais Dienst taten. Die Stadt war schon lange in englischer Hand. Es war Abend, als sie zur Brücke von Nieulay kamen, die auf den Damm Richtung Stadt führte. Wächter hielten sie auf. «Ich bin Engländer!», rief Hook, und dann trat er, Melisande an der Hand haltend, zögernd in den Fackelschein, der das Brückentor erhellte.
    «Woher kommst du, Kerl?», fragte ein graubärtiger Mann mit einem gut sitzenden Helm.
    «Wir kommen aus Soissons», sagte Hook.
    «Ihr kommt aus...», der Mann trat einen Schritt vor, um Hook und seine Begleiterin in Augenschein zu nehmen. «Guter Gott. Los, tretet ein.»
    Also trat Hook durch das kleine Tor, das in ein größeres eingepasst war, und damit waren er und Melisande in England angekommen, wo er geächtet war.
    Doch Sankt Crispinian hatte Wort gehalten. Hook war heimgekommen.
    *
    ***
    *****
    ***
    *
    S ogar im Sommer war es im Saal der Burg von Calais frostig. Die dicken Steinmauern hielten die Wärme draußen. Deshalb knackte ein großes Feuer im Kamin, und vor der gemauerten Feuerstelle lag ein riesiger Teppich, auf dem sechs Jagdhunde schliefen und zwei gepolsterte Bänke standen. Der übrige Raum war mit großen Steinplatten ausgelegt. Schwerter waren in einem Regal an der Wand aufgereiht, Lanzen mit Eisenspitzen lagen in einem Gestell. Unter den Deckenbalken jagten sich die Sperlinge. Die Fensterläden am westlichen Ende des Saales standen offen, und Hook konnte das endlose Rauschen der See hören.
    Der Befehlshaber der Garnison und seine schön gewandete Dame saßen auf einer Polsterbank. Man hatte Hook ihre Namen genannt, doch die Worte waren ihm im selben Moment entglitten, in dem er sie gehört hatte, und so wusste er nicht, wer sie waren. Sechs Bewaffnete standen hinter der Bank, und alle bedachten Hook und Melisande mit zweifelnden, feindseligen Blicken. Ein Priester stand am Rand des Teppichs und blickte auf die beiden Flüchtlinge herab, die auf den Steinplatten des Bodens knieten. «Ich verstehe nicht», sagte der Priester mit einer unangenehmen, näselnden Stimme, «warum du Lord Slaytons Dienste verlassen hast.»
    «Weil ich mich geweigert habe, ein Mädchen zu töten, Pater», erklärte Hook.
    «Und Lord Slayton wünschte ihren Tod?»
    «Sein Priester wünschte ihn, Herr.»
    «Sir Gilles Fallobys Sohn», warf der Mann auf der Polsterbank ein, und sein Ton verriet, dass er Sir Martin nicht mochte.
    «Also wünschte ein Mann Gottes ihren Tod», der Priester beachtete den Unterton des Garnisonsführers nicht, «aber du wusstest es besser?» Seine Stimme klang böse und bedrohlich.
    «Es war nur ein Mädchen», sagte Hook.
    «Doch durch die Frauen», erwiderte der Priester giftig, «ist die Sünde in die Welt gekommen.»
    Die vornehme Dame legte eine lange, bleiche Hand über den Mund, als müsse sie ein Gähnen verstecken. Auf ihrem Schoß lag ein winziges Hündchen, eine kleine weiße Fellkugel mit kampflustig blitzenden Augen, und sie streichelte seinen Kopf. «Ich langweile mich», sagte sie zu niemandem im Besonderen.
    Eine Zeitlang

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