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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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als würden sie im Wohnzimmer sitzen, holte das schnurlose Telefon aus der Küche und schlich in mein Zimmer zurück.
    Michael meldete sich nach dem dritten Klingeln.
    »Hallo, Michael«, sagte ich. »Ich bin’s.«
    »Vielen Dank für Ihren Anruf«, antwortete er nach einer kleinen Pause. »Sie hören wieder von mir.« Und dann machte es klick . Er hatte aufgelegt.

    Ich ließ das Telefon sinken. Wieso hatte er so förmlich geklungen und sofort aufgelegt? In meinem Ohr hallte immer noch das Klicken nach - das Geräusch einer weiteren fehlgeschlagenen Verbindung.
    Als ich das Telefon gerade wieder in die Küche zurückbringen wollte, klingelte es. Ich ging sofort dran.
    »Ich bin’s, Ari.« Michael hörte sich nervös an. »Ich konnte eben nicht sprechen.«
    »Was ist los?«
    »Agent Burton ist hier. Er kommt alle paar Monate bei uns vorbei und stellt Fragen. Ich stehe jetzt gerade mit dem Handy draußen in der Garage. Deine Nummer hab ich aus dem Speicher in unserem Telefon.«
    Dann hatten die McGarritts also ihre Telefone endlich auf den neuesten Stand gebracht. »Geht es dir sonst gut?«
    »Ja, alles okay. Wo bist du denn?«
    »Bei meiner Mutter«, antwortete ich. »Es ist total schön hier.«
    »Gut. Sag mir lieber nicht, wo du bist. Burton fragt ständig nach dir. Es ist besser, wenn ich’s nicht weiß.«
    »Er fragt nach mir?«
    »Ja. Seit das mit deinem Dad passiert ist, du weißt schon …«
    »Wieso? Was ist mit meinem Vater?«
    Die Stille in der Leitung besaß eine ganz eigene Spannung.
    »Michael?«
    »Heißt das, du weißt es noch gar nicht?«
    »Ich hab nicht mehr mit ihm gesprochen, seit ich von zu Hause weg bin. Was ist passiert?«
    Wieder Stille, dieses Mal war die Spannung noch intensiver.
Dann ein Satz, so hastig gesprochen und verstümmelt, dass ich ihn nicht verstehen konnte.
    »Ich kann dich nicht hören«, rief ich ins Telefon. »Was hast du gerade gesagt?«
    »Er ist tot.« Die Worte fluteten über mich hinweg, waren bloße Geräuschmuster ohne Bedeutung. »Ari, dein Vater ist tot.«
    Irgendwann kam meine Mutter herein und nahm mir das Telefon aus der Hand. Ich saß auf dem Boden und hatte es wie versteinert festgehalten, ohne noch irgendetwas zu hören. Als sie mit Michael sprach, drang ihre Stimme wie aus weiter Ferne zu mir, ohne dass ich ihre Worte wahrnahm. In meinen Ohren war weißes Rauschen - das Geräusch aller Geräusche, das doch keines ist - und in meinem Kopf herrschte vollkommene Leere.

    Der Duft von Räucherstäbchen weckte mich. Es war eine Kräutermischung, aus der ich Lavendel und Rosmarin herausroch, aber die anderen Zusätze konnte ich nicht bestimmen.
    Als ich die Augen öffnete, sah ich eine kleine, sich kringelnde Rauchfahne, die jedoch nicht von einem Räuchergefäß aufstieg, sondern von einem Kohlebecken, auf dem ein kleiner Kräuterstrauß lag. Fast überall im Zimmer brannten Kerzen, es waren bestimmt an die hundert - weiße Säulen mit flackernden Flammen. Trotzdem war es kühl im Raum, die Flügel des Deckenventilators drehten sich träge im Kreis. Ich hätte schwören können, dass ich den Gesang von Frauenstimmen hörte, aber außer mir war niemand im Raum.
    Ich muss meine Augen wieder geschlossen haben, denn plötzlich saß Dashay an meinem Bett. Sie trug ein weißes Kleid, hatte
sich ein weißes Tuch um die Haare gebunden und flößte mir mit einem Perlmuttlöffel Bouillon ein. Ich schluckte, ohne etwas zu schmecken, und gab zwischen den einzelnen Löffeln keinen Ton von mir.
    Dashay lächelte mich an und ging wieder aus dem Zimmer. Danach sprang Grace aufs Bett, putzte sich ausgiebig und leckte dann meine Hand.
    Als ich irgendwann später wieder aufwachte, brannten die Kerzen noch immer, und meine Mutter saß an meinem Bett und las. Ihr vom Kerzenschein beleuchtetes Gesicht erinnerte mich an ein Gemälde, von dem im Wohnzimmer der McGarritts eine Kopie gehangen hatte. Es heißt Gedächtnis der Schmerzen Mariens und zeigt eine im Profil dargestellte Frau in einem blauen Kleid und einer Haube, in deren Gesicht sich Gelassenheit und zugleich Trauer widerspiegeln. Wieder schlief ich ein. Als ich das nächste Mal aufwachte, tanzten kleine Sonnentupfer auf den veilchenblauen Wänden, und ich kehrte in das Reich des Lebens zurück. Später erzählten sie mir, ich hätte fast eine Woche lang »im Koma« gelegen.
    Meine Mutter und Dashay waren während dieser Zeit alles andere als untätig gewesen. Während ich nach und nach wieder zu Kräften kam, erzählten sie

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