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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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halten sie es für ihre Pflicht, ihn zu beseitigen.« Sie runzelte die Stirn. »Ehrlich gesagt mag ich die Menschen nicht besonders. Wenn ich nicht selbst mal einer gewesen wäre, könnte ich überhaupt nichts mit ihnen anfangen.«
    Sie sah Harris an. »Hey, das machst du richtig gut«, lobte sie ihn.
    Harris malte gerade ein Seepferdchen lila aus und schaffte es dabei, fast immer innerhalb der vorgegebenen Linien zu bleiben. In dem Malbuch waren verschiedene Seetiere abgebildet; den Tintenfisch und den Seestern hatte er schon fertig. Ich rutschte ein Stück vor, um ihm über die Schulter zu sehen, und sog seinen Pfefferminzatem ein (er putzte sich zweimal täglich die Zähne). Am liebsten wäre mir gewesen, er könnte für immer bei uns bleiben.
    »Wo ist eigentlich Joey?«, fragte ich.
    »Macht ein Nickerchen auf der Veranda. Wie immer.« Dashay hielt nicht so viel von Joey. »Du siehst heute schon viel besser aus, Ariella. Fühlst du dich denn auch besser?«

    »Glaub schon.« Ich sah mir noch einmal die Fotos an. »Was die wohl mit unseren Büchern und Möbeln und den ganzen anderen Sachen gemacht haben?«
    »Gute Frage.« Sie stand auf und rekelte sich. »Ich hab keine Ahnung, aber ich werd mich erkundigen.«
    Es dauerte ein paar Tage, bis wir weitere Auskünfte bekamen, und allmählich wurde ich es leid, krank zu sein. Ich begann erst, ein bisschen im Haus herumzuwandern, dann draußen im Garten. Meine Mutter hatte an der Südseite des Hauses dunkelblaue Hortensien und Bleiwurz angepflanzt; als ich sie zuletzt gesehen hatte, waren es nur grüne Hecken und Büsche gewesen, aber in der einen Woche, in der ich fernab dieser Welt gewesen war, hatten sie zu blühen angefangen. Ich erkannte sie von den Abbildungen in dem Buch wieder, das meine Mutter mir gegeben hatte. Die Luft duftete betäubend süß nach Jasmin und den blühenden Orangen- und Zitronenbäumen. In Florida ist es nicht leicht, depressiv zu sein, dachte ich.
    Etwas später wagte ich es sogar, einem Pfad zu folgen, der mir bis dahin noch nie aufgefallen war, und landete in einem Garten, der ganz anders war als alles, was ich bisher gesehen hatte. Rosen rankten sich um ein von Malven und Löwenmäulchen umsäumtes Spalier, und Wasser perlte über den Rand eines Brunnenbeckens, in dem ein Obelisk stand. Aber alles in diesem Garten war schwarz - die Blumen, das hohe Gras, der Brunnen, die Weinreben, die den Brunnen umrankten, sogar das Wasser des Brunnens.
    »Willkommen in meinem Garten der Trauer.« Dashay war hinter mich getreten.
    Wir setzten uns auf eine gusseiserne Bank und lauschten dem Plätschern des Brunnens. Ich musste an eine Geschichte
von Nathaniel Hawthorne denken - Rappaccinis Tochter -, die sich überwiegend in einem unheimlichen Garten mit edelsteinartigen, giftigen Pflanzen abspielte.
    Trotzdem empfand ich das Düstere dieses Gartens als merkwürdig tröstend. »Warum hast du ihn angelegt?«, fragte ich.
    »Ich hab irgendwann mal was über gotische Gärten gelesen. Vor etwa zwei- oder dreihundert Jahren war es Sitte, einen Totengarten anzulegen, wenn man einen geliebten Menschen verloren hatte. In seinem Schutz konnte man sich ungestört seiner Trauer hingeben. Du musst anfangen, dir deine Trauer zuzugestehen, Ariella.«
    »Ist denn mal jemand, den du geliebt hast, gestorben?«
    »Ich habe meine Eltern und meine erste Liebe verloren. Alle in demselben unglücklichen Jahr.« Ihre Augen leuchteten wie Bernstein, durchscheinend und doch stellenweise getrübt. »Das ist schon lange her. Damals hab ich noch in Jamaika gelebt.«
    Sie wandte den Blick vom Brunnen ab und sah mich an. »Aber das ist keine Geschichte, die du jetzt hören willst, glaub mir. Jedenfalls hab ich danach Geld gespart und mir ein Flugticket nach Miami gekauft. Eine Stadt, die du dein ganzes Leben lang meiden solltest. In Miami treiben sich Vampir-Banden der allerübelsten Sorte herum. Sie beißen wahllos Leute und wetteifern darum, ihre Reißzahn-Gangs zu vergrößern. Und sie stehlen Blut - aus Krankenhäusern und Blutbanken -, das sie sich dann spritzen. Das ist so was von krank! Ich war gerade mal eine Stunde in Miami, als ich auch schon vampirisiert wurde.
    Mir gefiel die Vampir-Szene dort nicht, deshalb fuhr ich nach Norden und suchte nach einem Ort, wo die Leute mich so sein lassen konnten, wie ich war. Tja, und so kam ich nach
’Sassa und begegnete deiner Mutter.« Sie lächelte. »Seit dem Tag, an dem wir uns das erste Mal bei Flo’s sahen, ist Sara meine beste

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