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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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mir, was sie alles gemacht hatten.
    Ich erfuhr, dass es ein Vampir-Netzwerk gab, das so ähnlich wie die sogenannte »Underground Railroad« funktioniert - eine 1838 gegründete Hilfsorganisation, die den Sklaven aus den Südstaaten die Flucht nach Kanada oder in die Nordstaaten ermöglichte. Wenn ein Vampir in Not gerät, werden ihm Transportmittel, Essen und Unterschlupf zur Verfügung gestellt. Die Kontaktpersonen meiner Mutter befreiten außerdem misshandelte Tiere und tauschten Waren
und Dienstleistungen. Vor allem aber tauschten sie Informationen aus.
    Von ihren Freunden in Saratoga Springs hatte Mãe erfahren, dass in der Zeitung die Todesanzeige meines Vaters erschienen war; sie hatten ihr per E-Mail eine Kopie zugeschickt. Er war angeblich an Herzversagen gestorben. Seine Leiche war verbrannt und die Urne mit seiner Asche auf dem Green-Ridge-Friedhof beerdigt worden. Mães Freunde hatten ihr ein Foto von seinem Grab gemailt und auch eines von unserem Haus, in dessen Vorgarten ein großes »Zu verkaufen«-Schild aufgestellt war. Jemand hatte die Glyzinie abgerissen, mit der die eine Seite des Hauses bewachsen gewesen war, wodurch es ungewohnt nackt und ungeschützt aussah.
    Weil meine Mutter glaubte, dass mich der Anblick der Fotos zu sehr mitnehmen würde, zeigte sie mir nicht alle auf einmal. Aber es fiel mir trotzdem schwer, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten, besonders als ich die Bilder zum ersten Mal sah. Der Anblick des verlassenen Hauses erschütterte mich ebenso wie der des Grabsteins aus schwarzem Marmor, auf dem sein Name RAPHAEL MONTERO und der Satz GAUDEAMUS IGITUR / IUVENES DUM SUMUS eingemeißelt waren. Es standen weder sein Geburtsdatum noch der To destag dabei.
    »Was steht da?«, fragte Dashay.
    »Freuen wir uns, solange wir noch jung sind«, sagte Mãe.
    Ich hatte nicht gewusst, dass sie Latein konnte. Sie sah mich an. »Den Satz hat er manchmal als Trinkspruch benutzt.«
    Das Foto war aus nächster Nähe aufgenommen worden und vorne im Bild war undeutlich eine Flasche zu sehen.
    »Was ist das?«, fragte ich Mãe.
    »Sieht wie eine Likörflasche aus«, antwortete sie.

    »Eigenartig, so was auf ein Grab zu stellen«, meinte Dashay. »Vielleicht haben ja irgendwelche Idioten sie dort liegen gelassen.«
    Ich lag, gegen einen Berg von Kissen gelehnt, im Bett. Harris saß am Fußende und füllte mit einem Buntstift eine Zeichnung in einem Malbuch aus. Meine Mutter hatte die Verlegung der Affen in die Zufluchtsstätte für Primaten verschoben, um mich aufzuheitern. Wahrscheinlich hätte sie in dieser Woche sogar einen Elefanten für mich aufgetrieben, wenn ich sie darum gebeten hätte.
    »Mãe«, sagte ich. »Kannst du deine Freunde bitten, noch mehr Fotos zu machen, und sie fragen, ob sie herausbekommen können, wer seine Sterbeurkunde unterzeichnet hat?«
    Meine Mutter nahm an, ich weigerte mich, mich mit dem Unvermeidlichen abzufinden, oder würde mich in irgendeine fixe Idee hineinsteigern. Ich glaube nicht, dass er tot ist, ließ ich sie laut und deutlich meine Gedanken hören.
    Weil du es nicht glauben willst , erwiderte sie.
    Wenn er wirklich tot wäre, hätte ich es gespürt. Ich verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
    Das ist doch nur ein Klischee , dachte sie. Gleich darauf blockierte sie ihre Gedanken und sagte: »Bitte entschuldige.«
    »Er war dreizehn Jahre lang fast jeden Tag bei mir«, sagte ich. » Du nicht.«
    Sie zuckte zusammen. Dann drehte sie sich um und ging aus dem Zimmer.
    Als sie weg war, vertraute Dashay mir ihre Theorie an, wie mein Vater zu Tode gekommen war. Sie war überzeugt davon, dass Malcolm ihn getötet hatte. Meine Mutter hatte ihr inzwischen von ihm erzählt und sie hielt ihn für die Personifizierung des Bösen.

    »In der Todesanzeige steht Herzversagen«, fuhr sie fort. »Das kann alles Mögliche heißen. Ich hab noch nie gehört, dass einer von uns an Herzversagen gestorben ist, es sei denn, na ja, du weißt schon...« Sie ballte ihre linke Hand zur Faust und imitierte mit der rechten einen Hammer.
    »Gibt es wirklich Leute, die Vampiren einen Pfahl ins Herz stoßen?« Mein Vater hatte sich zu diesem Punkt nie wirklich klar geäußert.
    »Das ist auf jeden Fall schon vorgekommen.« Dashay schien nicht so recht zu wissen, ob sie dieses Thema wirklich mit mir besprechen sollte. »Weißt du, manchmal wissen die Menschen es einfach nicht besser. Wenn sich irgendwelche Dummköpfe erst mal in den Kopf gesetzt haben, dass jemand ein Vampir ist,

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