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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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Ruhe anzusehen. Sobald wir auf einer Bank saßen, riss Kathleen den Umschlag auf.
    Es war mir wahnsinnig peinlich, dass das erste Bild mich in Jeans und BH zeigte. Die Bluse hielt ich in der Hand. »Ich bringe dich um«, sagte ich. Mein einziger Trost war, dass das Bild unscharf war; ich hatte mich wohl gerade bewegt, als sie auf den Auslöser drückte.
    Ich versuchte, das Foto heimlich wegzustecken, aber Kathleen riss es mir aus der Hand. »Hey, das Foto ist Gold wert. Ich lass mir von Michael Geld geben, damit er es sich anschauen darf.«
    Wir rangelten so lange miteinander, bis ich das Foto in die Finger bekam und in zwei Hälften zerriss, die ich anschließend zusammenknüllte. Kathleen machte ein so enttäuschtes Gesicht, dass ich lachen musste.
    Dann fielen uns die restlichen Fotos wieder ein, die noch
auf der Bank lagen, und wir griffen gleichzeitig danach. Wie immer war Kathleen schneller als ich.
    »Leider keine halb nackten Aufnahmen mehr.« Sie blätterte den Stapel durch. »Siehst du? Jetzt kann ich den anderen zeigen, wie eure Villa aussieht.«
    Da sie keine besonders geübte Fotografin war, hatte sie immer mehrere Aufnahmen vom gleichen Motiv gemacht. Wir sahen sie uns nacheinander an: die Vordertreppe. Der Erker mit dem Buntglasfenster. Der Eingang. Der Vorraum der Bibliothek. Der Salon. Und der grüne Ledersessel meines Vaters, über dem ein weißlicher Schimmer lag.
    »Wo ist denn dein Dad?«, sagte sie verblüfft. »Was ist denn da passiert?«
    »Vielleicht ist die Kamera kaputt«, sagte ich. Auf einmal musste ich an den Vampirfilm denken, den wir zusammen angesehen hatten - an die Szene mit dem Spiegel, in dem Dracula nicht zu sehen gewesen war. Und obwohl Kathleen nichts sagte, spürte ich, dass sie an die gleiche Szene dachte.
    Das letzte Foto war wieder von mir - als sie mich erwischt und gesagt hatte, ich würde verängstigt aussehen. Aber auch dieses Foto war so unscharf, dass man fast nichts erkennen konnte.

    An diesem Tag im August ging die Zeit der Unschuld zu Ende.
    Als Kathleen mich abends anrief, verloren wir kein Wort über die Fotos. Ich hatte sogar das Gefühl, dass wir beide das Thema ganz bewusst vermieden.
    Kathleens erster Schultag nach den Ferien stand bevor, und sie erzählte mir, wie nervös sie sei. Sie war der Meinung, wir bräuchten beide ein »neues Image«, und schlug vor, dass wir
uns im Einkaufszentrum Ohrlöcher stechen lassen sollten. Aber da wir noch keine sechzehn waren, benötigten wir dazu die Erlaubnis unserer Eltern.
    »Wie geht’s deinem sexy Dad denn so?«, sagte sie mit übertrieben fröhlicher Stimme. »Glaubst du, er erlaubt dir, dass du dir Ohrringe stechen lässt?«
    »Sexy Dad ist traurig«, sagte ich. »Und ich glaube eher nicht.«
    »Dann überreden wir ihn. Als Erstes müssen wir ihn aufheitern. Er sollte wieder anfangen, sich mit Frauen zu verabreden«, sagte Kathleen. »Echt schade, dass ich nicht älter bin.«
    Ich stieß einen angeekelten Laut aus. Aber im tiefsten Inneren spürte ich, dass wir uns etwas vormachten. Wir taten nur so, als wäre alles noch so normal wie gestern, aber wir wussten beide, dass das gelogen war.
    »Morgen um sieben«, sagte Kathleen traurig, »wird unser letztes Date mit Justin und Trent für diese Saison sein.« Das waren die Kosenamen, die wir unseren Lieblingspferden gegeben hatten.
    »Schlaf gut«, sagte ich und legte auf. Dann ging ich in den Salon, um meinem Vater, der in seinem Sessel saß und wie immer das Poe Journal las, eine Gute Nacht zu wünschen. Ich versuchte, ihn mir als bloßen Ektoplasmaschimmer vorzustellen. Als er von seiner Zeitschrift aufsah, lag ein amüsierter Ausdruck in seinen Augen.
    Nachdem er mir Gute Nacht gesagt hatte, drehte ich mich noch einmal um und fragte: »Bist du manchmal einsam?«
    Er neigte den Kopf. Dann lächelte er - eines seiner seltenen, hübschen Lächeln, die ihn wie einen schüchternen Jungen aussehen ließen. »Wie könnte ich jemals einsam sein, Ari«, sagte er, »wenn ich dich habe?«

Drittes Kapitel
    Ich habe einmal gelesen, dass ein Ohrwurm ein Lied ist, das einem ins Ohr geht und sich dann darin festsetzt. Als wir am nächsten Morgen den Jockeys beim Training zusahen, ging mir unauf hörlich das Lied aus meinem Traum durch den Kopf.
    Aber heute klang der Text ein bisschen anders:
    When evening falls
Beyond the blue
The blue beyond
Is calling you
    Es machte mir nichts aus, es die ganze Zeit im Kopf zu haben. Mein Verstand spielte mir oft solche Streiche, was für

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