Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
Bett fallen und weinte, wie ich noch nie zuvor geweint hatte - um meine Mutter, meinen Vater und mich, und um das, was wir waren und was wir hätten sein können, und um alles, was verloren war.
Ich schlief bis zum nächsten Morgen durch. Es war noch früh, als ich aus einem sehr lebhaften Traum aufwachte. (Seitdem sind fast alle meine Träume so lebendig und ich kann mich an jeden einzelnen erinnern. Geht es dir auch so?) In meinem Traum hatte ich Pferde und Bienen gesehen, und eine Frauenstimme hatte gesungen: When evening falls beyond the blue, the shadows know I wait for you.
Das Lied war immer noch in meinem Kopf, als ich ins Badezimmer ging und entdeckte, dass mein Körper, während ich schlief, »das heilige Reich der Weiblichkeit« betreten hatte. Ich wusch mich und ging nach unten, um es Mrs McG zu erzählen, die rot wurde. Sie muss es wiederum meinem Vater erzählt haben, denn an diesem Nachmittag war er distanzierter und sorgenvoller, als ich ihn je zuvor erlebt hatte.
Wir beschäftigten uns gerade mit geometrischen Beweisen (ein Bereich der Mathematik, den ich insgeheim liebte), und ich war völlig darauf konzentriert zu belegen, dass die zwei ge genüberliegenden Winkel des Sehnenvierecks Umfangswinkel über zwei komplementären Kreisbögen sind, als ich auf blickte und sah, dass mein Vater mich anstarrte.
»Vater?«, sagte ich.
»Du hast gesummt «, sagte er.
Ich musste fast lachen, weil seine Stimme so erschrocken klang. »Was ist so schlimm daran?«, fragte ich.
»Dieses Lied«, sagte er, »woher kennst du es?«
Where water flows beyond the blue, along the shore I wait for you. Das Lied geisterte immer noch durch meinen Kopf.
»Ich habe es letzte Nacht geträumt«, sagte ich. »Ich habe sogar Gedichte geträumt.«
Er nickte, sichtlich bestürzt. »Es war eines ihrer Lieblingslieder«, sagte er schließlich.
»Von Mutter?« Aber ich hätte gar nicht zu fragen brauchen. Ich dachte, Warum kannst du es nicht sagen, Vater? Warum kannst du nicht einfach sagen, dass es das Lieblingslied meiner Mutter war?
Er sah so niedergeschlagen aus, als hätte ich die Worte laut ausgesprochen und nicht nur gedacht.
Am späten Nachmittag unterbrachen wir den Unterricht für unsere tägliche Yoga- und Meditationsübung. Ich ging die verschiedenen Yogastellungen durch, ohne an irgendetwas zu denken, dann kamen wir zum meditativen Teil.
Mein Vater hat mir ein Meditations-Mantra beigebracht: »Wer bin ich? Ich weiß es nicht.« Ich wiederholte die Worte immer wieder, und normalerweise gelangte ich dadurch an einen Ort, an dem ich kein Ichbewusstsein hatte, an dem mein Geist sich leerte und öffnete und ich von Ruhe und Frieden erfüllt war. Aber heute verkürzte sich das Mantra in meinem Kopf zu einem wütenden: »Ich weiß es nicht , ich weiß es nicht , ich weiß es nicht. «
Eines Samstagnachmittags im Spätsommer rekelte Kathleen sich auf einem riesigen Badehandtuch, das sie auf dem Rasen hinter unserem Haus ausgebreitet hatte. Ich saß im Schatten der Rosskastanie und atmete den Duft des Löwenzahns ein. Grillen zirpten, und obwohl die Sonne heiß war, trug der Wind einen ersten schwachen Hauch des Winters mit sich. Wir hatten beide Badeanzüge an und trugen Sonnenbrillen. Kathleens Haut glänzte vor Babyöl, während ich mich mit Sunblocker eingerieben hatte.
»Michael macht im Oktober den Führerschein«, erzählte sie. »Dad hat ihm versprochen, dass er an den Wochenenden den Chevy haben darf, aber nur unter der Bedingung, dass er
nicht zu spät nach Hause kommt. Dann können wir uns von ihm immer herumfahren lassen.«
»Wir sollten ihm eine Uniform kaufen«, sagte ich träge.
Kathleen sah mich zuerst verständnislos an. Dann grinste sie. »Unser ganz persönlicher Chauffeur«, sagte sie. »Stell dir das mal vor.«
»Wir sitzen natürlich hinten.« Ich strich meine Haare zurück, die mir während des Sommers bis über die Schultern gewachsen waren, und drehte sie im Nacken zusammen.
»Was ist das für ein Gestank?«, fragte Kathleen plötzlich.
Ein schwacher, vertrauter Geruch von etwas Verbranntem wurde stärker, als ich die Nase in den lauen Wind hielt.
Kathleen stand auf und ging Richtung Haus. Zwischendurch blieb sie immer wieder stehen und schnupperte. Ich ging ihr hinterher.
Der Geruch drang aus dem Kellergeschoss. Jemand hatte eines der blickdichten Flügelfenster geöffnet, auf das Kathleen nun direkt zusteuerte. Sie kauerte sich davor, um hineinzuschauen.
Irgendetwas drängte mich,
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