Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
Siyee.
So ist es nicht, hatte Tryss befunden. Die Weißen tragen ebenso wenig die Verantwortung dafür, dass sie einen Feind haben, wie man den Siyee die Schuld daran geben kann, dass Eindringlinge ihnen ihr Land stehlen. Es erschien ihm richtig, dass die Weißen und die Siyee einander jetzt halfen.
Ein leises Geräusch erregte Tryss’ Aufmerksamkeit. Er lauschte kurz, dann wurde ihm klar, dass es seine Mutter war, die im Hauptraum wahrscheinlich gerade das Morgenmahl vorbereitete.
Ich könnte aufstehen und ihr helfen, dachte er. Es sieht nicht so aus, als würde ich wieder einschlafen.
Er schwang sich aus dem Bett und wusch sich, bevor er sich ankleidete. Schließlich ging er in den Hauptraum und begrüßte seine Mutter mit einem fröhlichen Grinsen. Sie lächelte ihn an, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder einer steinernen Schale zu.
»Du bist spät dran.«
Er zuckte die Achseln. »Es war eine lange Nacht.«
»Ich habe dich mit Sreil reden sehen«, sagte sie anerkennend. »Er ist ein kluger Junge.«
»Ja.«
Das Wasser in der Schale begann zu dampfen. Seine Mutter warf Nusspaste und getrocknete Früchte hinein, und die Flüssigkeit hörte auf zu kochen. Tryss beobachtete seine Mutter, während sie in dem Brei rührte, bis die Flüssigkeit von neuem zu kochen begann. Wenn die Siyee über größere Gaben verfügten, hätten wir das Geschirr vielleicht nie benötigt, ging es ihm durch den Kopf. Die meisten Siyee konnten Speisen erhitzen, wie seine Mutter es tat, aber darüber hinaus waren ihre magischen Fähigkeiten sehr begrenzt. Nach allem, was er gehört hatte, besaßen auch die Landgeher kleine Gaben.
»Ich habe Ziss und Trinn in letzter Zeit kaum gesehen.«
»Ich auch nicht«, erwiderte er. »Dank sei Huan.«
Sie blickte ihn an. »Du solltest nicht zulassen, dass dieser kleine Streich eure Freundschaft zerstört.«
»Es war kein kleiner Streich«, gab er zurück. »Und die beiden waren niemals meine Freunde.«
Seine Mutter zog eine Augenbraue hoch. »Gib nur Acht, wie du sie jetzt behandelst. Man wird dir eine Menge Aufmerksamkeit schenken, und die beiden werden dir das verübeln. Es ist immer besser, sich keine Feinde zu schaffen...«
»Hallo? Ist schon jemand wach?«
Die Worte waren leise gesprochen worden und kamen von jenseits der Laube. Tryss erkannte Sprecherin Sirris Stimme und tauschte hastig einen Blick mit seiner Mutter.
»Ja. Komm herein, Sprecherin Sirri«, rief seine Mutter.
Die Türlasche wurde beiseitegezogen, und die ältere Frau trat ein. Sie begrüßte Tryss’ Mutter mit einem respektvollen Nicken und schenkte Tryss ein Lächeln.
»Die Sprecher werden heute Morgen zusammenkommen, um die Unterzeichnung der Allianz zu bezeugen. Ich möchte, dass auch Tryss zugegen ist.«
Seine Mutter wirkte erstaunt. »Wirklich? Nun, ich wüsste nicht, was dagegen spräche. Hat er noch genug Zeit, etwas zu essen?«
Sirri zuckte die Achseln. »Ja, wenn er nicht zu lange braucht.«
»Und du?«
Die ältere Frau blinzelte überrascht. »Ich?«
»Möchtest du eine Portion Nussbrei? Er ist schon fertig, und ich habe mehr als genug.«
Sirri betrachtete die Schale. »Nun, wenn es keine Mühe macht...«
Tryss’ Mutter antwortete mit einem Lächeln und löffelte den heißen Brei in vier Schalen. Sirri setzte sich, um zu essen. Der Erleichterung in ihren Zügen entnahm Tryss, dass die Sprecherin vermutlich noch keine Zeit gefunden hatte, etwas zu sich zu nehmen. Der Vorhang vor der Tür zum Zimmer seiner Eltern wurde aufgezogen, und sein Vater, dem das Haar in alle Richtungen vom Kopf abstand, trat hindurch. Er sah Sirri überrascht an.
»Sprecherin«, sagte er.
»Tiss«, erwiderte sie.
»Ist das das Frühstück, das ich da rieche?«, fragte er, an Tryss’ Mutter gewandt.
»Ja«, erwiderte sie und reichte ihm eine Schale.
»Ihr müsst sehr stolz auf Tryss sein«, sagte Sirri.
Tryss’ Herz schwoll an vor Freude, als seine Eltern nickten. »Er war schon immer ein kluger Junge«, erklärte seine Mutter. »Ich dachte, dass er einen guten Beruf erlernen und vielleicht Bogenmacher oder Pfeilschmied werden würde. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass er helfen würde, solche Veränderungen für unser Volk herbeizuführen.«
»So, wie es war, konnte es nicht bleiben«, ergänzte sein Vater. »Mein Großvater hat immer gesagt, die größte Stärke der Siyee liege darin, Veränderungen willkommen zu heißen und sich entsprechend anzupassen.«
»Dein Großvater war ein weiser
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