Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
Sirri eintrat, und nun betrachteten sie Tryss mit einigem Interesse. Die Priesterin war ebenfalls zugegen und wirkte in dem engen Raum größer denn je. Sie sah ihm in die Augen und lächelte, und er spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss.
Sirri trat zu einem freien Hocker. Als sie sich setzte, blickte sich Tryss im Raum um. Weitere Hocker gab es nicht. Er setzte sich auf den Boden, wo er Sirri zwischen zweien der Sprecher sehen konnte.
»Gestern Abend hat jeder Stamm noch einmal den Vorschlag der Weißen zu einer Allianz erwogen«, sagte Sirri. »Gestern Abend haben alle Stämme eine Entscheidung getroffen, und die Entscheidungen sind alle gleich ausgefallen. Wir, die Siyee, werden diesen Pakt mit den Weißen schließen. Wir werden uns mit den Zirklern verbünden. Wir haben bis spät in die Nacht über den genauen Wortlaut des Vertrages debattiert.« Sie sah Auraya an. »Heute Morgen hat Auraya von den Weißen diese Worte in den Sprachen sowohl von Si als auch von Hania auf Pergament geschrieben. Diese beiden Schriftrollen sind von allen begutachtet worden.«
Die Weiße Priesterin hielt zwei Schriftrollen hoch. Tryss bemerkte, dass die hölzernen Stäbe an den Enden der Pergamentrolle mit Siyee-Schnitzereien verziert waren.
»Jetzt muss nur noch ein jeder von uns im Namen seines Stammes unterzeichnen«, beendete Sirri ihre Erklärungen.
Sie griff hinter ihren Hocker und holte ein flaches Brett hervor. Ein kleiner Behälter mit schwarzer Farbe stand in einer Vertiefung auf dem Brett, und in einer anderen lag ein Pinsel. Sirri legte sich das Brett auf die Knie.
Die Weiße Priesterin hielt die Schriftrollen vor sie hin. Dann schloss sie die Augen.
»Chaia, Huan, Lore, Yranna, Saru. Heute kommt euer Wunsch, Nordithania in Frieden geeint zu sehen, seiner Verwirklichung einen Schritt näher. Wisset, dass das Volk, das Huan schuf, die Siyee, sich mit den Menschen verbünden will, die ihr zu euren Repräsentanten in dieser Welt auserwählt habt, den Weißen. Wir tun dies mit Freude und mit großen Hoffnungen für die Zukunft.«
Ein leiser Schauder strich über Tryss’ Rücken. Er hatte jedoch keine Zeit, sich darüber zu wundern, denn Auraya schlug bereits wieder die Augen auf und reichte Sirri eine der Schriftrollen. Die Sprecherin entrollte das Pergament, griff nach dem Pinsel und tauchte ihn in die Farbe.
Während sich die Pinselspitze über die Schriftrolle bewegte, herrschte tiefes Schweigen in der Laube. Tryss beobachtete, wie Sirri auf die zweite Rolle ihr Namenszeichen und ihr Stammeszeichen malte, dann gab sie das Brett an den nächsten Sprecher weiter.
Tryss wurde bewusst, dass dies kein Ritual war, das sich in langen Jahrhunderten durch stete Wiederholung gebildet hatte. Die Siyee kannten keine Zeremonie für ein solches Ereignis: Sie hatten noch nie zuvor eine Allianz unterzeichnet. Dies war ein neues Ritual, begonnen am heutigen Tag.
Die Stille hielt weiter an, während die Schriftrolle von einem Sprecher zum nächsten weitergereicht wurde. Die Weiße Priesterin beobachtete sie alle mit großer Geduld. Tryss bemerkte, dass bisweilen ein geistesabwesender Ausdruck in ihre Augen trat, als lausche sie auf etwas, das er nicht hören konnte. Einmal lächelte sie schwach, aber er konnte nichts im Raum entdecken, das ihre Erheiterung hätte erklären können.
Schließlich gab der letzte Sprecher ihr die Schriftrolle zurück. Sie unterzeichnete langsam; sie war es offensichtlich nicht gewohnt, mit einem Pinsel zu schreiben. Als sie fertig war, gab sie das Brett und eine der Schriftrollen Sirri zurück. Die Sprecherin legte das Brett beiseite, behielt die Schriftrolle jedoch in der Hand.
»Heute haben unsere Völker sich in Freundschaft und zur gegenseitigen Unterstützung an Händen und Herzen verbunden«, sagte Sirri. »Mögen alle Siyee, gegenwärtige wie kommende, diese Allianz respektieren.« Sie sah Auraya an.
»Heute haben die Weißen einen Verbündeten gewonnen, den wir bis in alle Ewigkeit schätzen werden«, erwiderte Auraya. »In Übereinstimmung mit der Vereinbarung, die wir soeben getroffen haben, wird unsere erste Tat darin bestehen, die torenischen Siedler in ihr Heimatland zurückzuführen. Dies wird einige Zeit benötigen, wenn es ohne Blutvergießen geschehen soll, aber wir sind entschlossen, unser Ziel innerhalb der nächsten zwei Jahre zu erreichen.«
Ein triumphierendes Lächeln erschien auf den Gesichtern der Sprecher. Die förmliche Atmosphäre war durchbrochen, als einer der
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