Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
trat an ihre Seite. »Ich vermiete von Zeit zu Zeit Zimmer an Reisende, daher bin ich nicht ganz unvorbereitet auf Gäste«, versicherte ihr Borean. »Aber die Annehmlichkeiten von Jarime kann ich dir nicht versprechen.«
»Weder ich noch meine Gefährtin von den Weißen führen ein luxuriöses Leben. Ist das Haus sehr alt?«
Sie brauchte kein Interesse zu heucheln, als er ihr die lange Geschichte des Gebäudes erzählte. Es war vor vielen hundert Jahren von einem seiner Vorfahren errichtet worden und diente seither als Wohnhaus und auch als Wachturm, um die Dorfbewohner im Falle eines Angriffs vom Meer her vorzuwarnen.
An der Tür angekommen, hielt Auraya inne, um den Dörflern für ihre Begrüßung zu danken. Dann bat sie Borean, sie durch das Haus zu führen, wobei der Priester ihnen schweigend folgte. Das Innere war nicht besonders luxuriös, aber reichlich mit Artefakten ausgestattet. Zu guter Letzt kamen sie in einen der massigen Türme, wo Borean ihr die Räume zeigte, die ihr als Quartier dienen sollten.
»Ich habe veranlasst, dass einige Frauen aus dem Dorf dir aufwarten...«
Ein lautes Krachen von unten unterbrach ihn, dann hörten sie den Schrei einer Frau und eilige Schritte. Borean und Priester Valem tauschten einen verwirrten Blick, dann entschuldigte sich der Dorfvorsteher und ging zum Eingang der Zimmerflucht. Einen Moment später tauchte ein Mann in einem braunen Reisekapas in der Tür auf und versperrte ihm den Weg. Der Mann schenkte dem Dorfvorsteher und dem Priester nur wenig Beachtung und sah stattdessen Auraya an.
Ein Kribbeln überlief sie. Der Mann hatte etwas Eigenartiges an sich. Seine Haut war bleich, aber seine Augen waren so schwarz, dass sie die Pupillen nicht erkennen konnte. Dies war jedoch nicht die Quelle der Eigenartigkeit, die ihr aufgefallen war. Sie schaute genauer hin, und als sie begriff, was es war, krampfte sich ihr Magen zusammen.
Sie konnte seine Gedanken nicht lesen.
»Wer bist...?«, begann Borean.
Der Mann sah den Dorfvorsteher an. Borean taumelte rückwärts. Er stürzte schwer zu Boden und hielt sich, um Atem ringend, den Bauch. Auraya zog Magie in sich hinein und schuf hastig eine Schutzbarriere quer durch den Raum zwischen Borean und dem Zauberer. Der Dorfvorsteher kroch, immer noch nach Luft ringend, von der Tür weg. Auraya machte einen Schritt auf ihn zu, ergriff seinen Arm und half ihm auf die Füße, wobei sie den Blick nicht von dem Mann in der Tür abwandte.
»Bist du verletzt?«, fragte sie Borean leise.
»Nur... atem-los«, antwortete er heiser.
»Gibt es noch einen anderen Weg, der aus diesen Räumen hinausführt?«
Er nickte.
»Gut. Dann geh und nimm den Priester mit.«
Juran, rief sie, nachdem die beiden Männer durch eine Nebentür verschwunden waren.
Ja?
Der pentadrianische Spion ist hier.
Jetzt schon?
Ja. Sie stärkte die Verbindung und ließ ihn den Zauberer durch ihre Augen sehen.
Was kannst du aus seinen Gedanken erfahren?
Nichts. Ich kann in seinem Geist nicht lesen. Ist das eine Fähigkeit, die man bei Pentadrianern häufig antrifft?
Das weiß ich nicht. Wir müssen diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Ich werde mich mit Dyara in Verbindung setzen.
Er hat mich eigens hier ausfindig gemacht. Es gibt keinen anderen Grund, warum er in dieses Haus gekommen sein könnte. Bist du dir sicher, dass er ein Spion ist?
Er muss dich für eine Priesterin von einiger Bedeutung halten, und er hat die Absicht, dir Informationen abzupressen. Ich bezweifle, dass er weiß, wer du bist.
»Du musst Auraya von den Weißen sein«, sagte der Pentadrianer.
Sie sah ihn überrascht an.
So viel zu dieser Theorie, wandte sie sich an Juran. Wo ist Dyara?
Einen Ritt von einer Stunde entfernt, antwortete Dyara. Sorg dafür, dass er weiterredet, Auraya, und dass er das Haus nicht verlässt. Ich werde bald dort sein.
»Ich bin Auraya«, erklärte sie. »Wer bist du?«
»Ich bin Kuar, Erste Stimme der Götter«, antwortete er.
Großer Chaia! Der Anführer der Pentadrianer?, sagte Juran ungläubig. Warum sollte sich der Anführer eines Kults allein in den Norden wagen? Der Mann muss lügen.
Der Pentadrianer kam langsam auf sie zu.
»Warum bist du hier?«, fragte sie.
»Ich bin gekommen, um dich zu sehen«, erwiderte der Zauberer.
»Mich? Warum?«
»Um in Erfahrung zu bringen...« Er erreichte ihre Barriere. Als er die Hände davor ausbreitete, teilte sich sein Kapas, und darunter wurden schwarze Kleider und ein silberner Sternenanhänger
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