Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
ein Rechteck aus Licht, das das zerschmetterte Fenster hinter ihr bildete, und spürte warmes Sonnenlicht auf ihren Waden. Der Zauberer blickte auf ihre Füße hinab und runzelte die Stirn. Sein Blick flackerte zu dem Fenster hinüber, und seine Augen wurden schmal.
Eine unsichtbare Kraft traf ihren Schild. Obwohl sie dagegen ankämpfte, war sie nicht stark genug, um zu verhindern, dass sie mit dem Rücken gegen die Wand gepresst wurde. Das Fenster war eine Armeslänge von ihr entfernt. Der Pentadrianer kam auf sie zu, bis er direkt vor ihr stand.
»Wo sind deine Götter?«, fragte er. »Ich kenne deine Stärke. Es wird nicht lange dauern, bis ich dich abermals besiegt habe. Ruf nach deinen Göttern.«
Das Fenster war so nah, aber sie konnte sich nicht bewegen.
Der Zauberer schüttelte den Kopf. »Sie existieren nicht. Ihr seid Betrüger. Du verdienst es zu sterben.«
Er breitete vor ihrer Brust die Finger aus. Sie versuchte zurückzuweichen, aber die Wand drückte sich hart in ihren Rücken. Wenn es nur möglich gewesen wäre, durch sie hindurchzugelangen …
Aber natürlich ist es möglich! Sie griff nach ihrer Macht und sandte sie rückwärts in die Mauer. Die Mauer gab mit einem ohrenbetäubenden Krachen nach. Auraya sah, wie die Augen des Zauberers sich vor Überraschung weiteten, als sie ihm entglitt und in die Tiefe stürzte. Sie wappnete sich gegen den Aufprall ihres Schilds, wenn er auf dem Boden aufschlug.
Aber nichts Derartiges geschah.
Sie stürzte immer weiter. Als sie sich umdrehte, sah sie Sand, Felsen und Wasser in rasendem Tempo auf sich zukommen.
Ich muss anhalten!
Sie spürte, wie Magie als Reaktion auf den Befehl in ihren Gedanken durch sie hindurchströmte. Das Gefühl, zu fallen, endete mit einem jähen Ruck. Einen Moment lang war sie zu verblüfft, um denken zu können. Sie atmete einmal tief durch, dann noch einmal. Langsam öffnete sie die Augen, obwohl sie sich nicht daran erinnern konnte, wann sie sie geschlossen hatte.
Eine Armeslänge von ihr entfernt lag eine Mauer aus dunklem Sand.
Keine Mauer, korrigierte sie sich, sondern der Strand. Sie blickte sich um und sah die Klippenwand zu ihrer Rechten und das Meer zu ihrer Linken. Sie schwebte.
Wie ist das möglich?
Sie dachte zurück und sann über die Idee nach, die ihr durch den Kopf gegangen war. Ich wollte anhalten. Wollte aufhören, mich zu bewegen.
Aber es war mehr als das. Sie hatte gesehen, wie die Dinge um sie herum sich bewegten. Aber nicht nur die Klippen und das Meer hatten sich bewegt. Alles. Die Welt hatte sich bewegt.
Und ich habe es getan. Sie schüttelte staunend den Kopf. Und ich tue es immer noch. Kann ich mich noch einmal selbst bewegen, indem ich mein Wollen darauf richte, meine Position im Verhältnis zur Welt zu wechseln?
Sie zögerte, denn sie befürchtete, dass sie diese neue Gabe verlieren würde, wenn sie sie näher untersuchte. Wenn das geschah, würde sie auf den Strand hinunterfallen. Es würde kein tödlicher Sturz sein, sondern nur ein enttäuschender.
Aber, überlegte sie, wenn diese Fähigkeit - diese Gabe - großes Nachdenken erfordert hätte, hätte ich von Anfang an davon gewusst. Nein, diese Gabe war anders als alle, die sie bisher erlernt hatte. Dies war ein Gefühl, als lerne man laufen. Etwas, über das sie nicht nachzudenken brauchte.
Wenn sie sich in dieser Lage bewegen konnte, wäre es so, als flöge sie. Dieser Gedanke erfüllte sie mit einer prickelnden Erregung.
Ich muss es versuchen. Ich in Bezug zur Welt. Ich möchte mich umdrehen und aufsteigen.
Mit drei abrupten Bewegungen rollte sie sich auf die Seite. Über ihr waren die Klippen. Sie dachte daran, höher aufzusteigen, und es geschah. Langsam und schließlich mit wachsender Geschwindigkeit bewegte sie sich aufwärts. In aufrechter Haltung würde es noch besser sein, befand sie. Langsam drehte sie sich, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Sie bewegte sich zum Rand der Klippen und hielt schließlich inne, als sie feststellte, dass sie auf das Wachhaus hinabblickte.
Schlagartig fiel ihr der Zauberer wieder ein, und ihr Jubel erstarb. Aus dem Loch, das sie in die Seite des Hauses gesprengt hatte, entwich Rauch. Einige Dorfbewohner schleppten aus einem Brunnen Eimer mit Wasser herbei. Mit vor Furcht verkrampftem Magen suchte sie nach dem Zauberer. Wenn er noch dort war, würde sie sich zurückziehen müssen, bis Dyara ankam.
Vorsichtig bewegte sie sich über das Dorf hinweg, aber sie hielt vergeblich nach ihm Ausschau. Dann
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