Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Anführerin der Siyee sprach.
»Sprecherin Sirri sagt: ›Wenn ihr Frieden schließen wollt, lasst uns in Ruhe. Geht fort und kehrt nicht zurück‹«, sagte die Weiße Zauberin.
»Wollt ihr uns keine Chance geben, die Kluft zwischen unseren Völkern zu überwinden?«, fragte Renva.
Ein anderer Siyee antwortete.
»Die Kluft ist zu groß. Wie könnt ihr von uns erwarten, dass wir euch verzeihen, euch, die ihr die Länder unserer Verbündeten überfallen und so viele unserer Väter und Söhne, Mütter und Töchter ermordet habt?«
»Müssen wir dann für immer Feinde bleiben?«
»Freundschaft muss man sich verdienen«, erwiderte die Anführerin der Siyee. »Vertrauen wächst nicht, wenn ein Feind ungebeten in ein Haus eindringt.«
»Wie können wir euer Vertrauen gewinnen? Wie können wir auch nur eure Sprache lernen, wenn wir nicht … Werdet ihr stattdessen nach Avven kommen?«
Die Siyee sahen einander an.
»Vielleicht eines Tages, wenn wir uns sicher wären, dass uns dort keine Gefahr droht.«
»Ich schwöre bei den Fünf Göttern, dass ihr nichts zu befürchten hättet«, sagte Renva ernst.
Daraufhin wirkten die Siyee spürbar beklommen. Der ältere Mann ergriff wieder das Wort. Die Weiße Zauberin schien überrascht zu sein und stutzte kurz, bevor sie übersetzte.
»Sprecher Iriz sagt: ›Wenn ihr versucht, irgendeinen Siyee dazu zu bringen, euren Göttern zu huldigen, werdet ihr scheitern. Huan hat uns erschaffen, und wir werden uns niemals von ihr abwenden.‹<
Sie glauben, ihre Götter hätten sie erschaffen?, murmelte Nekaun.
So sieht es aus, antwortete sie.
Tut, was sie sagen, wies er sie an. Verlasst ihr Land.
Ja, Heiliger.
Renva neigte den Kopf. »Freundschaft war der Grund, warum wir hierhergekommen sind. Um unsere Vertrauenswürdigkeit zu beweisen, werden wir fortgehen, wie es euer Wunsch ist. Ich hoffe, dass sich in Zukunft eine neuerliche Gelegenheit bieten wird, Frieden zwischen uns zu schließen.«
Die Zauberin übersetzte, dann brachten die Siyee ihre Zustimmung zum Ausdruck. Sie sprangen von ihren Bäumen und schwangen sich in die Luft. Die Zauberin zögerte einen Moment lang und musterte Renva, als versuche sie, sie zu durchschauen.
»Einige Späher der Siyee werden euch beobachten«, warnte sie sie. »Wenn ihr euer Wort brecht, werden wir es erfahren.«
Sie ließ sich in die Höhe treiben und gewann so schnell an Tempo, dass der Blätterbaldachin der Bäume unter ihr vibrierte. Renva schüttelte voller Ehrfurcht den Kopf. Es war unglaublich, dass jemand über so große magische Talente verfügen konnte, dass er dem Sog der Erde zu trotzen vermochte.
Und es ist überaus niederschmetternd zu wissen, welche Strapazen uns bevorstehen, wenn wir jetzt zur Küste zurückreisen müssen.
Lasst euch Zeit, sagte Nekaun in ihre Gedanken hinein. Eure Situation könnte sich bis zu eurer Ankunft an der Küste verändern.
Das will ich nicht hoffen, schoss es ihr durch den Kopf. Gleichzeitig stiegen Gewissensbisse in ihr auf, dass sie so dachte. Sie sollte bereit sein, alles zu ertragen, um den Göttern zu dienen.
Aber du brauchst keinen Gefallen daran zu finden, erklärte Nekaun, dessen Gedankenstimme deutliche Erheiterung übermittelte. Sie lachte. Als ihre Reisegefährten sich mit fragender Miene zu ihr umwandten, fasste sie sich wieder.
»Wir werden bis zum Einbruch der Dämmerung denselben Weg zurückgehen, über den wir gekommen sind«, verkündete sie, »und dann werden wir uns einen guten Ruheplatz für die Nacht suchen.« Sie blickte zu dem Felskamm hinauf. »Du kannst wieder herunterkommen«, rief sie Vengel zu, der sich über den Rand beugte und zu ihr hinabspähte. »Wir reisen heim.«
23
S chmerz stürmte auf Imi ein, als sie erwachte, und die Welt schien sich um sie herum zu drehen. Ihre Haut brannte, ihre Glieder taten weh, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Jemand hob sie hoch. Eine Stimme erregte ihre Aufmerksamkeit - die Stimme eines Mannes, der leise und besänftigend auf sie einsprach. Er klang wie ihr Vater.
Mit einem Schlag war sie hellwach. Konnte das sein? War er endlich gekommen, um sie zu retten? Sie schlug die Augen auf und blickte in ein fremdes Gesicht. Die Haut des Mannes war bleich, und sowohl auf seinem Gesicht als auch auf seiner Kopfhaut wuchs Fell.
Er war ein Landgeher, aber nicht der Landgeher, der sie hierhergebracht hatte. Er erwiderte ihren Blick, und die beiden fellbewachsenen Linien über seinen Augen zogen sich zusammen, als er die Stirn
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