Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
berührte ihre Lippen und zeichnete langsam eine Linie von ihrem Hals bis hinunter zu ihrer Brust und ihrem Bauch... Dann verlor sich das Gefühl. Auraya stellte fest, dass ihr Atem in schnellen Stößen ging.
Ein Gott, ging es ihr durch den Kopf. Warum nicht? Widersetze ich mich ihm nur, weil ich nicht abermals einen unpassenden Geliebten anziehen will?
Nicht unpassend, korrigierte Chaia sie. Ungewöhnlich vielleicht, aber nichts, dessen du dich schämen müsstest.
Anders als bei Leiard, dachte sie. Aber trotzdem... kompliziert.
Nicht so kompliziert, wie du befürchtest. Ich werde nicht vor dir weglaufen, wie er es getan hat, Auraya.
Sie spürte seine Berührung auf ihren Schultern und schloss die Augen.
Schick ihn in die Vergangenheit, damit er zu einer Erinnerung wird, auf die du voller Zuneigung zurückblicken kannst, wisperte Chaia.
Seine unsichtbaren Finger glitten über ihre Brüste.
Komm mit mir an jenen Ort zwischen Träumen und Wachen ...
Sie spürte seinen Mund auf ihrem. Zuerst war es nur eine schwache Berührung von Magie, die jedoch zu etwas Greifbarerem wurde, als sie in eine Traumtrance versank.
... und beginne eine neue Zeit mit mir.
Ja, flüsterte sie und streckte die Hände nach der leuchtenden Gestalt vor ihr aus. Zeig mir, wie es sein könnte.
Eine Welle der Wonne schlug über ihr zusammen, ein Gefühl, das intensiver war als alles, was sie je zuvor erlebt hatte.
24
R eivan zog gähnend den Stuhl hinter ihrem Schreibtisch hervor. Sie war bis weit in die Nacht aufgeblieben, um Imenja bei der Bewertung eines Handelsabkommens zu helfen, und jetzt war sie mit ihren morgendlichen Verpflichtungen in Verzug geraten. Vom vergangenen Tag waren nagende Kopfschmerzen zurückgeblieben, und das stetige Heulen des Staubsturms draußen - der schon seit Tagen wehte - ging ihr langsam auf die Nerven.
Mit ihrer Weihe zur vollen Götterdienerin mochte ihre Ausbildung ein Ende gefunden haben, aber die Zeit, die sie mit dem Unterricht verbracht hatte, war schnell von neuen Pflichten beansprucht worden. Imenja hatte ihr größere Verantwortung übertragen, und dazu gehörte auch, Menschen zu befragen, die um eine Audienz bei der Zweiten Stimme ersucht hatten. Ihre Aufgabe war es zu entscheiden, ob das Anliegen oder der Status des Bittstellers wichtig genug war, um ein Treffen zu rechtfertigen.
Man hatte ihr einen Raum in der Nähe des Sanktuariums gegeben, in dem sie diese Leute befragen konnte. Der Raum verfügte über zwei Eingänge: einen öffentlichen und einen privaten. Durch den privaten Eingang konnte sie kommen und gehen, ohne von den Menschen, die vor dem öffentlichen Eingang warteten, angesprochen zu werden.
Außerdem hatte man ihr einen Gehilfen zugewiesen, Götterdiener Kikarn. Er war ein hässlicher Mann und so mager, dass er beängstigend streng wirkte, aber Reivan hatte festgestellt, dass er einen scharfen Verstand besaß. Als sie nun auf ihrem Stuhl Platz nahm und er eine besonders lange Liste auf ihren Tisch legte, unterdrückte sie ein Stöhnen. Heute muss ja ein hübsches Gedränge draußen im Flur herrschen, dachte sie mit gequälter Miene.
»Was hat der Wind denn heute Morgen hereingeweht?«
Kikarn lachte leise. »So ziemlich alles, angefangen von Goldstaub bis zu Unrat«, antwortete er. »Der Kaufmann Ario möchte sich die Zweite Stimme mit einer Bestechung - äh, einer großen Spende - gewogen machen.«
»Wie viel?«
»Genug, um einen neuen Tempel zu bauen.«
»Beeindruckend. Was will er als Gegenleistung?«
»Nichts natürlich.«
Sie lächelte. »Wir werden sehen. Was noch?«
»Eine Frau, die Palastdomestikin in Kave war, behauptet, die Gemahlin des Hochfürsten huldige seit neuestem einem toten Gott. Sie sagt, sie habe Beweise dafür.«
»Sie muss sich ihrer Sache sicher sein, sonst würde sie damit nicht an die Zweite Stimme herantreten.«
»Es sei denn, sie weiß nichts von der Fähigkeit der Stimmen, Gedanken zu lesen.«
»Wir werden sehen.« Sie blickte auf die Liste hinab und stutzte, als sie zu einem vertrauten Namen kam. »Denker Kuerres?«
»Er will zu dir.«
»Nicht zu Imenja?«
»Nein.«
»Was führt ihn hierher?«
»Das will er nicht sagen, aber er beteuert, dass das Leben eines Menschen davon abhängen könnte.«
Natürlich. Es musste schon ein Menschenleben auf dem Spiel stehen, bevor die Denker sich dazu herablassen würden, noch einmal mit mir zu sprechen, überlegte sie.
»Und dann wären da noch die anderen.«
»Sie sind nicht so wichtig
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