Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
dass der Betreffende seinerseits versklavt wurde. Er wird sie entweder töten oder an einen anderen Ort bringen, je nachdem, wie viel sie ihn gekostet hat. Wie er sich auch entscheiden mag, je schneller wir handeln, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir das Mädchen finden werden, bevor er ihm etwas antut.
Aber es gehörte nicht zu ihren Pflichten, das Sanktuarium zu verlassen, um ein Kind zu retten, und sie hatte keine Befugnis, das Haus des Mannes durchsuchen zu lassen. Sie brauchte Imenjas Hilfe. War diese Angelegenheit wichtig genug, um die Zweite Stimme zu stören?
Bin ich einfach nur neugierig zu erfahren, ob dieses Kind eine Elai ist?
Ob sie eine Elai ist oder nicht, sie wird wie ein Tier gehalten. Imenja wird etwas dagegen unternehmen wollen.
Sie holte tief Luft, legte eine Hand auf ihren Sternenanhänger und schloss die Augen.
Imenja?
Sie wartete, dann rief sie abermals. Da sie nicht über nennenswerte Talente bei der Benutzung von Magie verfügte, brauchte sie häufig mehrere Versuche, bevor es ihr gelang, sich über den Sternenanhänger mit Imenja in Verbindung zu setzen. Schließlich kam eine Antwort.
Bist du das, Reivan?
Ja.
Guten Morgen. Was ist der Grund dafür, dass du mich so früh rufst?
Die Meldung eines Verbrechens.
Erzähl mir davon.
Sie wiederholte Kuerres’ Geschichte von dem Meeresmädchen.
Das ist schrecklich. Du musst sie befreien. Wenn das Mädchen nicht dort ist, bring den Kaufmann zu mir. Ich werde aus seinen Gedanken lesen, wo sie zu finden ist.
Das werde ich tun. Ich denke, dass ich möglicherweise Hilfe brauchen werde.
Ja. Nimm Kikarn mit. Und melde dich bei mir, sobald du sie gefunden hast.
Ja.
Reivan öffnete die Augen und sah, dass Kuerres sie neugierig beobachtete. Sie verkniff sich ein Lächeln.
»Wir werden uns sofort um diese Angelegenheit kümmern«, erklärte sie. Götterdiener Kikarn schnalzte leise mit der Zunge, als wolle er protestieren. Wahrscheinlich dachte er an die Besucher, die darauf warteten, zu ihr vorgelassen zu werden. »Götterdiener Kikarn. Sag der dekkanischen Domestikin, dass sie bis zu meiner Rückkehr warten soll, und den anderen teile bitte mit, dass ich mich um eine dringende und unerwartete Angelegenheit kümmern muss und sie morgen früh empfangen werde. Sorg dafür, dass Ario morgen als Erster vorgelassen wird.«
Er lächelte und neigte den Kopf. Reivan erhob sich, und Kuerres sprang auf.
»Möchtest du mich begleiten?«, fragte sie ihn.
Er zögerte. »Ich sollte eigentlich nach Hause zurückkehren«, erwiderte er zweifelnd.
Sie ging um den Schreibtisch herum. »Dann tu das. Ich werde dir eine Nachricht schicken, wenn wir zurückkehren. Ich werde dazu einen gewöhnlichen Boten benutzen, statt jemanden aus dem Sanktuarium damit zu beauftragen.«
Er wirkte erleichtert. »Vielen Dank, Reivan - Götterdienerin Reivan.«
Sie lächelte. »Ich danke dir, dass du mit dieser Information ins Sanktuarium gekommen bist, Denker Kuerres. Du bist ein guter Mann, und ich hoffe, dass deine Entscheidung dir nicht zum Schaden gereichen wird.«
»Ich habe Leute, die mich unterstützen werden«, versicherte er ihr. Er ging zur Tür hinüber, dann hielt er noch einmal inne und drehte sich zu ihr um. »Genauso wie es Leute gibt, die dich unterstützen.«
Reivan sah ihm überrascht nach und wünschte, sie hätte sich dazu überwinden können, ihn nach den Namen jener zu fragen, die auf ihrer Seite standen. Aber sie wusste, dass er ihr keine Antwort gegeben hätte.
Mit Tyves Hilfe, der ihm ständig Ratschläge bezüglich des vor ihm liegenden Terrains lieferte, war Mirar schneller vorangekommen als während seiner gemeinsamen Reise mit Emerahl nach Si. Der Junge kreiste über ihm, warnte ihn vor Schluchten, die keinen Ausgang hatten, und leitete ihn in Täler, die leicht begehbar waren. Jeden Abend schlüpfte Tyve davon, um seinem Dorf einen Besuch abzustatten, und jeden Morgen kehrte er mit größerer Besorgnis zurück. Weitere Mitglieder seines Stammes waren krank geworden. Ein Säugling war gestorben, dann seine Mutter, die von einer schwierigen Geburt geschwächt gewesen war. Veeces Zustand verschlechterte sich immer schneller. Mit jedem Bericht wuchs Mirars Gewissheit, dass die Siyee eine Epidemie erlebten. Er wanderte vom ersten Morgengrauen bis zur Abenddämmerung und machte nur Halt, um zu essen und zu trinken, denn er wusste, dass sich die Situation in dem Dorf von Stunde zu Stunde verschlimmerte.
Er hatte schon viele
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