Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
wie die ersten beiden.«
»Die ersten beiden werden einige Zeit beanspruchen. Schick Kuerres herein. Ich habe nie erlebt, dass er übertrieben oder gelogen hätte. Höchstwahrscheinlich wollen sie wissen, was ich mit meinen Büchern und Instrumenten gemacht habe.«
Kikarn neigte den Kopf. Als er zur Tür hinüberging, vergegenwärtigte sich Reivan noch einmal, was sie über Kuerres wusste. Er war einer der stilleren Denker. Er war nie unfreundlich zu ihr gewesen, obwohl er ihr auch keine große Beachtung geschenkt hatte. Stirnrunzelnd durchforstete sie ihr Gedächtnis nach Dingen, die sich als nützlich erweisen könnten. Er hatte Familie. Und er besaß eine Menagerie exotischer Tiere.
Das war alles, woran sie sich erinnern konnte. Sie erkannte den nicht mehr ganz jungen Mann, der nun den Raum betrat, aber er benahm sich ganz anders, als sie es in Erinnerung hatte. Er sah sich mit bleichem Gesicht und ineinander verschlungenen Händen nervös im Raum um.
»Denker Kuerres«, sagte sie. »Es ist schön, dich wiederzusehen. Nimm Platz.«
»Götterdienerin Reivan«, erwiderte er und zeichnete einen Stern auf seine Brust. Er blickte kurz zu Kikarn hinüber, dann trat er vor und ließ sich auf den Stuhl sinken.
»Was führt dich ins Sanktuarium?«, fragte sie.
»Ich... ich muss ein Verbrechen melden.«
Sie stutzte. Sie hatte angenommen, dass es ihn nervös machte, im Sanktuarium zu sein und mit wichtigen Leuten zu sprechen. Jetzt fragte sie sich langsam, ob er vielleicht in irgendwelchen Schwierigkeiten steckte.
»Sprich weiter«, sagte sie.
Er holte tief Luft. »Wir - die Denker - sind gestern von einem Händler angesprochen worden. Von einem reichen Händler, der Informationen wollte und bereit war, großzügig dafür zu zahlen.« Kuerres hielt inne und sah ihr in die Augen. »Er wollte etwas über die Elai erfahren.«
»Das Meeresvolk? Einige der Denker glauben nicht einmal, dass dieses Volk existiert.«
»Ja. Wir haben ihm alles erzählt, was wir wissen, aber er war nicht zufrieden damit. Er fragte, ob irgendjemand von uns Kenntnisse über die Haltung wilder Tiere hätte, und ich habe ihm meine Dienste angeboten.«
Reivan lächelte. »Lass mich raten: Er hat irgendein großes, fremdartiges Meeresgeschöpf gekauft und geglaubt, es könnte der Ursprung der Legende sein?«
Kuerres schüttelte den Kopf. »Ganz im Gegenteil. Ich habe mich erboten, ihm zu helfen. Ich war neugierig. Er hat mich in sein Haus mitgenommen. Was ich dort vorfand, war...« - er schauderte - »... grauenhaft. Ein krankes, verschüchtertes Kind - aber ein Kind, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe. Dicke schwarze Haut. Gänzlich unbehaart. Große Hände und Füße mit Häuten zwischen Fingern und Zehen.«
»Füße? Kein Fischschwanz?«
»Kein Fischschwanz. Auch keine Kiemen. Aber eindeutig ein... ein Geschöpf des Wassers. Ich habe keinen Zweifel, dass dieses Kind dem Volk der Elai angehört.«
Erregung stieg in Reivan auf, doch aus Gewohnheit unterdrückte sie das Gefühl. Denker ließen nicht zu, dass Gefühle die Oberhand über ihren Verstand gewannen. Es war nur allzu leicht, sich etwas einzureden, wenn man es wirklich glauben wollte.
»Hat dieser Kaufmann erzählt, wo er sie gefunden hat?«
»Nein. Er hat sich darüber beklagt, dass sie ein Vermögen gekostet habe, und er hat von ihr gesprochen, als sei sie ein Tier.« Er schüttelte angewidert den Kopf. »Sie ist kein Tier. Sie ist ein Mensch. Indem er sie gekauft hat und behält, bricht er unsere Gesetze.«
»Die Versklavung einer Unschuldigen.« Sie nickte. »Wer ist dieser Händler?«
Kuerres rümpfte die Nase. »Devlem Radmacher. Er ist Genrianer. Er hat vor dem Krieg seinen Namen geändert.«
Reivan nickte. »Ich kenne ihn. Ich werde diesen Vorfall später der Zweiten Stimme vortragen, und ich bin davon überzeugt, dass sie jemanden...«
»Du musst jetzt etwas unternehmen!«, unterbrach er sie. »Er hat Verdacht geschöpft, dass ich ihn anzeigen werde, dessen bin ich mir sicher. Er könnte sich des Mädchens entledigen - es töten -, bevor du dort ankommst!«
Er sah sie ernst an, offensichtlich zutiefst besorgt um die Sicherheit dieses Meereskindes. Reivan legte die Hände zusammen und dachte nach.
Wenn der Kaufmann glaubte, das Kind sei ein Tier, würde er einwenden, dass er kein Verbrechen begangen habe. Trotzdem würde er das Risiko nicht eingehen, dass andere zu demselben Schluss kamen wie Kuerres. Die Strafe für die Versklavung eines Unschuldigen sah vor,
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