Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Frauen waren bleich und schweißüberzogen, und ihre Lippen hatten eine bläuliche Färbung. Trotz des Namens, den die Krankheit trug, befiel sie in Wirklichkeit die Lunge. Während sie sie verzehrte, fiel es dem Opfer immer schwerer zu atmen, und sein Blut wurde schwächer. An manchen Orten war die Seuche als der Weiße Tod bekannt.
Mirar stand auf. Auf der Plattform war eine Laube erbaut worden. Von seiner hochgelegenen Position aus konnte er auf den meisten Plattformen Lauben entdecken - und viele Siyee, die ihn beobachteten. Er blickte zu den beiden Frauen hinüber.
»Ich bin Traumweber Wilar. Wenn es euer Wunsch ist, werde ich versuchen, Sprecher Veece zu helfen.«
Die beiden tauschten einen schnellen Blick, dann nickten sie.
»Danke, dass du gekommen bist. Er ist in der Laube«, krächzte eine der Frauen, dann wurde sie von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt.
Mirar nickte. »Ich werde meinen Beutel mit Heilmitteln heraufholen und anschließend hineingehen, um festzustellen, was ich für ihn tun kann.«
Er wandte sich ab und zog an dem Seil. Es schien Stunden zu dauern, bis sein Beutel über dem Rand der Plattform erschien. Er band ihn los und trug ihn in die Laube.
Auf einer Decke in der Mitte des Raums lag der Sprecher. Obwohl Mirar dem Mann noch nie begegnet war, bezweifelte er, dass er ihn unter diesen Umständen wiedererkannt hätte. Bleiche, blutleere Haut spannte sich über die Knochen des Mannes. Seine Lippen waren von einem dunklen Blauton, und sein Atem ging in schnellen, gequälten Stößen.
Er ist dem Tod nahe, murmelte Leiard.
Ja, stimmte Mirar ihm zu. Aber wenn ich ihn nicht rette, wird der Rest des Stammes mir dann noch vertrauen?
Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Am besten, du machst dich an die Arbeit.
Mirar öffnete seinen Beutel und begann den Inhalt zu durchstöbern. Ein dumpfer Aufprall draußen lenkte ihn ab. Er blickte auf und sah Tyve in der Tür stehen.
»Zwanzig sind krank, zwölf zeigen erste Beschwerden, und die anderen meinen, es gehe ihnen gut«, meldete der Junge.
Mirar nickte. Ich wünschte, Emerahl wäre hiergeblieben. Ich könnte ihre Hilfe gebrauchen. »Bleib in der Nähe«, wies er den Jungen an. »Es könnte sein, dass ich dich...« Er runzelte die Stirn und musterte Veeces Frau. »Woher holst du dein Wasser?«
Die Frau zeigte auf ein kleines Loch im Boden. Daneben befanden sich ein Eimer und ein Seil. »Wir ziehen es von dem Bach unten herauf.«
Er dachte an den gewundenen Lauf des Baches und an den Geruch von Exkrementen.
»Wo lasst ihr eure Körperausscheidungen?«
Sie zeigte abermals in die Tiefe. »Die werden weggespült.«
»Nicht schnell genug«, sagte er.
Sie zog die Schultern hoch. »Früher war es mal so, aber ein Erdrutsch weiter oben hat einen Teil des Wassers abgelenkt.«
»Das Erdreich sollte weggeschafft werden, oder ihr solltet das Dorf verlegen«, sagte er. »Tyve, hol mir etwas Wasser aus den höher gelegenen Bereichen des Dorfes und benutz kein Gefäß, das sich schon einmal im Bach befunden hat.«
Der Junge nickte und flog davon. Mirar spürte Ärger bei der Frau. Er sah ihr fest in die Augen.
»Es ist besser, sicherzugehen«, sagte er.
Sie senkte den Blick und nickte. Mirar wandte sich um, trat neben Veece und machte sich an die Arbeit.
25
D ie Menge um die beiden Priester herum setzte sich größtenteils aus Kindern zusammen. Aus dem Geist der wenigen Erwachsenen las Auraya, dass die beiden für die Kinder des Offenen Dorfes ein steter Quell der Erheiterung waren, aber auch die Erwachsenen lauschten aufmerksam, denn ihnen war bewusst, dass die Dinge, die diese Landgeher sie lehrten, Einfluss auf die Zukunft ihres Volkes haben würden.
Hinter den Priestern saßen vier Siyee, die alle konzentriert zuhörten. Sie achteten nicht nur auf die Geschichten und Lektionen, sondern auch auf die Art, wie sie vorgetragen wurden. Die älteste war eine Frau von fünfunddreißig, der jüngste ein Knabe von fünfzehn. Alle hatten Hoffnung und Ehrgeiz, Priester oder Priesterin zu werden.
Eine Welle des Stolzes stieg in Auraya auf. Wenn sie gut lernten und die Prüfungen bestanden, würden ihre Träume wahr werden. Sie würden die ersten Priester und Priesterinnen der Siyee werden.
Der Priester, der gerade sprach - Priester Magen -, beendete seine Geschichte und schlug das Zeichen des Kreises. Er schaute zu Auraya hinüber, dann erklärte er dem Publikum, dass der Unterricht beendet sei. Die Kinder reagierten mit Enttäuschung, aber als
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