Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
konnte sich vorstellen, wie beeindruckend sich dieses große, schmale Schiff in den Augen von Händlern und Plünderern ausnehmen musste. Sie wünschte beinahe, sie würden auf die Plünderer treffen, die sie gefangen genommen hatten. Vielleicht würde Imenja sie mit ihrer Magie bestrafen.
Wo im Schiff der Plünderer ein großes Loch im Deck gewesen war, um Zugang zu den im Rumpf gelagerten Waren zu erhalten, hatte Imenjas Schiff eine flache, von einer Zeltplane überdachte Vertiefung. Dort schliefen Imi, Imenja und Reivan, und dort suchten sie Zuflucht, wann immer es regnete. Den Rest der Zeit saßen sie auf Deck und versuchten, den Seeleuten bei der Arbeit nicht im Weg zu sein. Imi war einige Male unten im Rumpf gewesen. Dort stand ein Eimer bereit, um Wasser auszuschöpfen, aber das Schiff war so stabil gebaut, dass nicht viel Wasser eindringen konnte. Die Zeit, die sie auf dem Schiff der Plünderer verbracht hatte, erschien ihr jetzt wie eine ferne Erinnerung oder wie eine Geschichte, die man ihr erzählt hatte, obwohl sie gelegentlich Alpträume davon hatte.
Der Rumpf war voller Vorräte, die jetzt, nachdem sie einige Monate unterwegs waren, zur Hälfte aufgezehrt waren. Das Essen hier war weit besser als das, was sie in ihrer Gefangenschaft bekommen hatte, aber nicht so gut, wie die Speisen im Sanktuarium es gewesen waren. An diesem Abend war das Fleisch zu salzig gewesen, und sie hatten dazu nur getrocknete Früchte und Nüsse bekommen. Imi hatte immer häufiger Tagträume von getrocknetem Seegras, in das frisches Krabbenfleisch eingewickelt war, und die Tatsache, dass sie solchen Appetit auf etwas verspürte, das ihr früher einmal fad und langweilig erschienen war, entlockte ihr ein Lächeln.
Jetzt räumte ein Seemann die Teller und das Besteck fort. Imenja rollte gerade eine große Karte auf. Imi hatte diese Karte schon viele Male gesehen, aber sie faszinierte sie noch immer. Es war ein Bild der Welt, wie ein Siyee sie sah, und doch war sie für die Landgeher von großem Nutzen.
Der Kapitän entrollte seine eigenen Karten, auf denen Linien eingezeichnet waren, die für Imi keinen Sinn ergaben, und beschwerte sie mit verschiedenen Gegenständen. Die Lampen im Zelt schwangen mit den Bewegungen des Schiffes hin und her und warfen zuckende Schatten. Der Kapitän zeigte auf eine Stelle auf seiner Karte, dann auf Imenjas und begann zu sprechen.
Reivan wandte sich Imi zu und übersetzte. »Er sagt, dass wir uns ungefähr hier befinden, so weit vom Ufer entfernt, dass wir es vom Mast aus nicht länger sehen können.«
»Könnte man von hier aus mit einem Boot an Land rudern?«, fragte Imi den Kapitän, und Reivan übersetzte leise.
»Ja, aber es würde viele Stunden dauern. Und es wäre noch schwieriger, wenn wir die Strömung gegen uns hätten.«
»Wie groß ist das Risiko, gesehen zu werden?«
»Tagsüber sehr hoch.«
»Und nachts?«, fragte Reivan.
»Der Mond ist fast voll«, rief er ihnen ins Gedächtnis. »Und falls es in der Nähe Riffe geben sollte, würden wir sie nicht sehen können.«
»Ihr müsstet mich nicht den ganzen Weg hinüberfahren«, erklärte Imi, sobald Reivan ihr die Worte des Kapitäns übersetzt hatte. »Ich kann einen Teil der Strecke schwimmen.«
Die anderen wandten sich ihr stirnrunzelnd zu.
»Bist du stark genug, um das zu tun?«, wollte Reivan wissen.
Der Kapitän machte eine Bemerkung, und sein warnender Tonfall entging auch Imi nicht.
»Er sagt, es könnte hier Seeraubtiere geben. Spinerakes, die ihr, wie ich glaube, Flarken nennt.«
Furcht stieg in Imi auf, aber sie drückte dennoch den Rücken durch. »Die einzigen wirklich gefährlichen Meeresgeschöpfe sind Flarken, und die bevorzugen kleinere Beute. Menschen greifen sie nur an, wenn diese verletzt sind oder wenn es keine andere Nahrung gibt. Wenn die Siyee euch sehen, werden sie versuchen, euch zu töten. Diese Gefahr ist für euch viel größer als für mich das Risiko, an Land zu schwimmen.«
Als Reivan Imis Worte übersetzte, lächelte der Kapitän schief. Imi glaubte, Bewunderung aus seinem Blick zu lesen.
»Wir müssen darauf hoffen, dass wir an Land Siyee finden«, sagte Reivan.
»Ich brauche nur hinüberzuschwimmen, um sie zu finden. Schwieriger wird es sein, zu euch zurückzukommen. Wir soll ich euch finden, wenn man das Schiff vom Ufer aus nicht sehen kann?«
Imenja und Reivan tauschten einen Blick.
»Wir müssen eine Zeit und einen Ort vereinbaren«, erwiderte Reivan. »Wir werden Imi am Morgen in
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