Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
»Zur Belohnung habe ich dir dies hier mitgebracht.«
Die Krieger hinter ihm durchbrachen den Kreis, und mehrere nicht minder grimmig wirkende Männer traten, Bündel in den Armen, vor. Sie gingen an dem König vorbei und wickelten ihre Lasten aus. Eine Ansammlung wunderschön gearbeiteter Gefäße aus Gold und Silber kam zum Vorschein, und jedes Gefäß war bis zum Rand mit Juwelen, ungefassten Edelsteinen, geschnitzten Muscheln und - ironischerweise - getrockneten Seeglocken gefüllt. Bei diesem Anblick stieg eine leichte Erregung in Reivan auf.
»Diese Dinge sind wunderschön«, erklärte Imenja. »Du bist sehr großzügig in deinem Dank, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das annehmen kann. Wir sind nicht in der Erwartung einer solchen Belohnung hierhergekommen. Es ist uns Lohn genug, Imi wieder mit ihrem Volk vereint zu sehen.«
Der König zog die Augenbrauen hoch. »Warum habt ihr dann nicht gleich kehrtgemacht, nachdem ihr sie zu uns zurückgebracht habt? Warum seid ihr hiergeblieben, statt nach Hause zu segeln?«
»Ich wollte mich davon überzeugen, dass Imi in Sicherheit war. Ich konnte nicht aufbrechen, ohne zu wissen, dass sie wieder zu ihrer Familie zurückgelangt war. Jetzt, da ich mich davon überzeugt habe, werde ich fortgehen, zufrieden damit, dass ich mein Versprechen erfüllt habe. Bevor ich aufbreche... Ich habe noch einige Sachen von Imi an Bord, die sie nicht transportieren konnte, als sie in die Stadt geschwommen ist.« Sie drehte sich um und gab den wartenden Ruderern ein Zeichen.
Sie hoben die Truhe mit Geschenken von Nekaun aus dem Boot und trugen sie herbei. Imenjas Behauptung, diese Dinge gehörten Imi, entlockten Reivan ein Lächeln. Wenn Imenja dem König erzählt hätte, dass sie für ihn bestimmt waren, hätte er ihre Gaben ohne weiteres ablehnen können. Jetzt konnte er das nicht. Die Ruderer traten in den Kreis der Krieger und stellten die Truhe vor den König hin. Einer entriegelte den Deckel und öffnete ihn, dann verneigten sie sich alle vor dem König und zogen sich zum Boot zurück.
Die Augenbrauen des Elai-Königs hoben sich abermals, als er den Inhalt der Truhe sah.
»Dies alles gehört meiner Tochter?«
Imenja lächelte. »Geschenke vom Anführer meines Volkes, der Ersten Stimme Nekaun. Es ist eine Sitte meines Landes, dass Gäste von königlichem Geblüt Geschenke erhalten. In Imis Fall war es uns eine besondere Freude, diesem Brauch Folge zu leisten. Und obwohl mein Volk nicht die Schuld an Imis Entführung trägt, hat sie doch einige Zeit als unfreiwillige Gefangene in unserem Land verbracht. Dafür, fand Nekaun, sollte sie eine Entschädigung erhalten.«
König Ais nickte, den Blick noch immer auf den Inhalt der Truhe geheftet. In seinen Zügen stand ein nachdenklicher Ausdruck. Er sah zu Imenja auf.
»In meinem Land wird eine gute Tat belohnt. Bringt meine Geschenke eurem Anführer und gebt sie ihm mit meinem Dank.«
Sie lächelte. »Das werde ich tun, und auch ich will in seinem Namen Dank sagen. Er wird ebenso beeindruckt von den Fähigkeiten eurer Handwerker sein wie ich.«
Imenja winkte abermals die Ruderer heran und befahl ihnen, die Schätze der Elai zusammenzupacken und zurück zum Boot zu tragen. Als die Männer gegangen waren, wandte sie sich wieder dem König zu.
»Imi hat mir von den Plünderern erzählt, die euch solche Schwierigkeiten machen. Ich würde euch unsere Hilfe anbieten, wenn ich glaubte, ihr würdet sie annehmen.«
»Wie könntet ihr uns helfen?«
»Vielleicht indem wir euch lehren, was wir über Zauberei, Kriegskunst oder die Erbauung befestigter Dörfer wissen. Vielleicht auch indem wir euch Waffen verkaufen.«
»Welchen Gewinn werdet ihr daraus ziehen?«
»Diese Plünderer lauern Handelsschiffen auf, die zwischen Nordithania und meinen Ländern verkehren. Unsere Kaufleute erleiden durch sie große Verluste. Die Einrichtung einer kleinen Flotte zu ihrer Abwehr wäre unmöglich und teuer, selbst wenn es einen geeigneten Hafen als Stützpunkt gäbe. Wenn dein Volk stark genug würde, um sich zu verteidigen, würdet ihr irgendwann vielleicht zu einer Streitmacht, die uns helfen könnte, diese Plünderer zu kontrollieren. Ich weiß, dass unsere Händler eine beträchtliche Gebühr für einen solchen Dienst bezahlen würden.«
Der König musterte sie skeptisch. »Das sagst du. Wahrscheinlicher ist es, dass sie uns berauben werden.«
Imenja nickte. »Es ist weise von dir, eine solche Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Die Gefahr,
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