Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
zutiefst beeindruckt. Viele von ihnen brannten darauf, von den Traumwebern zu lernen, obwohl diese Bereitschaft in einigen Fällen auf die Entschlossenheit zurückging, sich mit den Heiden zu messen, was Wissen und Geschick betraf, oder sie sogar noch zu übertreffen. Auraya glaubte nicht, dass dieses Interesse auf einen neu entdeckten Respekt für den Kult zurückzuführen war.
Sie hatte ihren Schritt weiter hinausgezögert, indem sie nach einem passenden Gebäude Ausschau hielt. Es musste ein Ort sein, an dem weder die Traumweber noch die Zirkler von vornherein größeren Einfluss hatten. Schließlich hatte sie ein leerstehendes Lagerhaus in Hafennähe gefunden, nicht allzu weit entfernt vom Armenviertel der Stadt. Sie brauchte nur noch dafür zu sorgen, dass das Gebäude gesäubert und entsprechend möbliert und ausgerüstet wurde, und zu entscheiden, welchen Namen es tragen sollte.
Zuvor brauchte sie jedoch noch eine Antwort von den Traumwebern. Da sie die Angelegenheit nicht länger vor sich herschieben konnte, hatte sie Raeli um ein Treffen gebeten.
Auraya drehte sich auf die Seite. Sie war jetzt hellwach und bezweifelte, dass sie in den nächsten Stunden wieder einschlafen würde. Ihr Herz hämmerte zwar nicht mehr, aber es schlug noch immer ein wenig zu schnell.
Sie dachte über die Frage nach, die sie Juran gestellt hatte. Was ist mit all den Fähigkeiten, die auf Gedankenheilung fußen - mit Traum- und Gedankenvernetzungen? Ihm gefiel die Vorstellung offenkundig nicht, dass Priester und Priesterinnen diese Fähigkeiten erlernen könnten, aber wenn die Zirkler die Traumweber ersetzen sollten, würden sie all ihre heidnischen Praktiken übernehmen müssen.
Sie seufzte. Ihre Alpträume waren ein nachdrücklicher Beweis dafür, wie wichtig es war, dass Priester und Priesterinnen die Fertigkeiten der Traumheilung erlernten. Sie konnte nachvollziehen, warum gewöhnliche Menschen die Hilfe eines Traumwebers suchten, um solchen Träumen Einhalt zu gebieten.
Vielleicht sollte auch ich einen Traumweber um Hilfe bitten. Meine Aufgabe ist es, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie harmlos sind. Was könnte sie besser überzeugen als das Wissen, dass ich ihre Fertigkeiten in der Traumheilung selbst in Anspruch genommen habe?
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Juran einer Weißen gestattete, einen Traumweber in ihren Geist einzulassen - er würde nicht einmal einem gewöhnlichen Priester oder einer Priesterin erlauben, ihre Gedanken zu erkunden und so die Geheimnisse der Weißen zu entdecken.
Wenn sie den Geist eines Traumwebers beobachtete, der an einem anderen Menschen eine Traumheilung vornahm, würde sie vielleicht lernen, worauf es dabei ankam... Und dann konnte sie dieses Wissen an einen der anderen Weißen weitergeben... und der Betreffende könnte...
Ihre Gedanken schweiften ab. Sie redete mit Mairae, aber das Gespräch ergab keinen Sinn. Die anderen Weißen lachten immer wieder und erklärten, dass sie sie nicht verstünden. Schließlich gab Auraya es auf und trat aus dem Fenster, um davonzufliegen, aber sie hatte keine echte Kontrolle über ihre Bewegungen. Der Wind trieb sie immer wieder seitwärts ab. Sie schwebte in eine Wolke hinein und wurde von kühlem Weiß umhüllt.
Aus diesem Weiß erschien eine leuchtende Gestalt. Auraya wurde leichter ums Herz. Chaia lächelte und kam näher. Sein Gesicht war so deutlich. Sie konnte jede Wimper erkennen.
Meine Träume sind nie so lebendig ...
Er beugte sich vor, um sie zu küssen.
... oder so interessant.
Seine Lippen legten sich auf ihre. Es war kein keuscher, freundschaftlicher Hauch von Magie. Sie spürte seine Berührung, als sei er real.
Plötzlich saß sie wieder aufrecht auf die Ellbogen gestützt im Bett. Ihr Herz hämmerte, aber nicht aus Furcht. Die letzten Reste des überschäumenden Glücks, das sie empfunden hatte, schmolzen dahin, und zurück blieb nur tiefe Beunruhigung.
Was denke ich da? Ihr Götter, ich hoffe, Chaia hat mich nicht beobachtet!
Sie versuchte, sich zu sammeln. Es war nicht beabsichtigt. Es war lediglich ein Traum. Ihre Träume vermochte sie nicht zu beherrschen. Ah, wenn ich es doch nur könnte!
Sie legte sich wieder hin und tätschelte Unfug, der schläfrig seinen Unwillen über ihre Bewegung kundgetan hatte.
Ein Traum, sagte sie sich. An einem Traum kann Chaia doch gewiss keinen Anstoß nehmen?
Dennoch dauerte es lange, bis sie wieder einschlief.
Es war nicht leicht, wach zu bleiben. Imi starrte zur
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