Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
vermute ich, dass du einige Dinge in deinem Geist in Ordnung bringen musst. Wenn du dabei Hilfe brauchst, werde ich alles tun, was ich kann.«
Er sah sich in der Höhle um. Sie war nicht die behagliche Hütte inmitten des Waldes, auf die er gehofft hatte, aber der Leere Raum entschädigte ihn dafür. Sie würde genügen müssen. Er streifte die Riemen seines Bündels von den Schultern und setzte sich auf den harten Steinboden.
»Dann sollten wir uns hier besser häuslich einrichten.«
4
E s war Nacht. Es war immer Nacht.
Ein schauriges Licht lag über der Szene. Sie konnte seine Quelle nicht sehen, aber es ließ die Gesichter um sie herum noch unheimlicher erscheinen.
Ihr Weg wurde von einem Leichnam versperrt. Sie stieg darüber hinweg und ging weiter.
Ich suche nach etwas. Wonach suche ich?
Sie dachte gründlich nach.
Nach einem Ausweg. Einem Ende des Schlachtfelds. Nach einer Fluchtmöglichkeit. Weil ...
Sie fing aus den Augenwinkeln eine Bewegung auf, und ihr Herz begann vor Furcht zu rasen. Sie wollte nicht hinsehen, tat es aber dennoch. Alles war still.
Ein weiterer Leichnam versperrte ihr den Weg: ein Priester, dessen Kopf und Oberkörper versengt und geschwärzt waren. Widerstrebend stieg sie über ihn hinweg.
Schau nicht nach unten.
Unter ihr bewegte sich etwas. Ihr Blick wurde hinabgezogen. Der Priester starrte zu ihr empor, und sie erstarrte vor Entsetzen. Er grinste sie an, doch bevor sie weitergehen konnte, packte seine versengte Hand sie am Knöchel.
Owaya!
Der drängende, unerwartete Ruf in ihren Gedanken ließ sie zusammenzucken. Sie schlug die Augen auf und sah die Decke ihres Schlafzimmers. Ihr Herz hämmerte, ihre Haut war heiß und feucht, ihr Magen krampfte sich zusammen.
»Owaya Angst machen?«
Eine kleine Gestalt sprang auf das Bett. Da das Mondlicht den Veez von hinten beschien, konnte sie den unverkennbaren flauschigen Schwanz und die kleinen Ohren des Tieres besorgt zucken sehen.
»Unfug«, flüsterte sie.
»Owaya Angst?«
Sie zog sich auf den Ellbogen hoch. »Nur ein Traum. Es ist schon vorbei.«
Ob er verstand oder nicht, konnte sie nicht erraten. Hatten Veez eine Vorstellung von Träumen? Sie hatte ihn im Schlaf zucken sehen und murmeln hören, daher wusste sie, dass auch er träumte.
Er huschte über das Bett und rollte sich neben ihren Beinen zusammen. Der Druck seines kleinen Körpers an ihrem hatte etwas Tröstliches. Sie legte sich wieder hin, blickte zur Decke auf und seufzte.
Wie lange werde ich diese Alpträume noch haben? Monate? Jahre?
Sie war auf eine vage Weise enttäuscht von sich selbst und von den Göttern. Die Zugehörigkeit zu den Weißen musste doch bedeuten, dass sie keine schlimmen Träume zu ertragen brauchte, weil sie in einen Krieg gezogen war, um Nordithania und die Zirkler zu verteidigen... Obwohl die Gaben, die ihr die Götter geschenkt hatten, sie vor Alterung und Verletzungen bewahrten, schienen sie kein Schutz gegen Alpträume zu sein. Die Götter konnten doch nicht wollen, dass sie so litt?
Die Traumweber könnten mir helfen.
Sie seufzte abermals. Die Traumweber. Dies war nun wirklich ein Thema, das an ihr Gewissen rührte. Eines wusste sie mit Bestimmtheit: Wenn sie dafür sorgte, dass die Traumweber ihren Einfluss auf die Menschen verloren, indem sie Priester und Priesterinnen dazu ermutigte, sich ihre Heilkenntnisse anzueignen, dann war das eigentlich durchaus richtig. Sie würde die Seelen von Menschen retten, die sich anderenfalls von den Göttern abwenden würden. Aber diese Maßnahme erschien ihr einfach zu... zu heimlichtuerisch.
Nach der Zusammenkunft am Altar hatte sie entschieden, zunächst in Erfahrung zu bringen, ob es überhaupt Heilerpriester gab, die bereit waren, mit Traumwebern zusammenzuarbeiten. Diese Frage musste geklärt werden, bevor sie an Traumweberratgeberin Raeli herantrat. Sie redete sich ein, dass es ein kluger Schritt war - auf diese Weise konnte sie sich gleichzeitig erkundigen, ob jemand aus den Reihen der Priesterschaft bereit war, nach Si zu reisen -, aber sie wusste, dass sie lediglich den Augenblick hinauszögerte, da sie würde anfangen müssen, heimlichtuerisch zu sein.
Es hatten sich mehrere Freiwillige gemeldet. Auraya hatte mit Begeisterung für die Stellung in Si gerechnet, war dann aber doch angenehm überrascht gewesen von der Zahl der Priester, die sich für eine Zusammenarbeit mit den Traumwebern interessierten. Die Dinge, die sie nach der Schlacht mit angesehen hatten, hatten sie
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