Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Decke empor und zeichnete mit ihrem Blick die Abdrücke nach, die hunderte von Jahren zuvor von den Werkzeugen der Steinmetze dort hinterlassen worden waren.
Von der anderen Seite des Raums erklang leises Schnarchen.
Endlich!
Sie lächelte und stieg langsam aus dem Teich. Es gehörte zu Teitis Pflichten, nachts in ihrer Nähe zu bleiben, für den Fall, dass sie krank wurde oder Hilfe brauchte. Um Imi eine gewisse Ungestörtheit zu ermöglichen, wurde der Raum von Vorhängen unterteilt, durch die man jedoch jedes Geräusch hören konnte.
Was das betraf, so hatte sie schon vor Jahren etwas dagegen unternommen. Sie hatte sich bei ihrem Vater über das Schnarchen ihrer Tante beklagt und vorgeschlagen, um den Schlafteich der Gouvernante Wände bauen zu lassen. Er hatte sich damit einverstanden erklärt, aber sie vermutete, dass er das nur getan hatte, weil Teiti die erste Gouvernante war, die Imi gemocht hatte; er wollte sich die Mühe ersparen, eine neue Gouvernante finden zu müssen.
Neben Teitis Schlafteich war eine geschwungene Wand hochgezogen worden, die kurz vor der Wand des Raumes endete. Imi hatte ihrem Vater erklärt, dass sie sich ein vollständiges Zimmer einschließlich einer Tür wünsche, aber er hatte nur gelächelt und gefragt, wie Teiti Imi um Hilfe rufen hören sollte, wenn sie sie vollkommen aussperrte.
Imi hatte festgestellt, dass die geschwungene Wand die Geräusche im Raum immerhin so weit ausblendete, dass sie sich aus ihrem Zimmer stehlen konnte, ohne ihre Tante zu wecken. Ironischerweise hatte Teiti in jener Zeit noch nicht geschnarcht, sondern erst kürzlich damit begonnen. Jetzt hatte Imi zwei Gründe, für diese Wand dankbar zu sein.
Sie wischte sich einige Wassertröpfchen von der Haut, dann hielt sie inne, um auf Teitis Schnarchen zu lauschen. Früher am Tag hatte Imi ihre Tante zu mehreren Botengängen ausgesandt - Aufgaben, die einzig die Gouvernante der Prinzessin übernehmen durfte -, um Teiti zu ermüden. Wie sie gehofft hatte, hatte ihre Tante früh zu Bett gehen wollen und war schnell in einen tiefen Schlaf gefallen.
Das leise Schnaufen von Teitis Atem brach nicht ab. Imi ging zu einer Schnitzerei an der Wand hinüber. Sie schob eine Hand dahinter und ertastete den Riegel, mit dem sie verschlossen war. Nachdem sie ihn vorsichtig zur Seite gezogen hatte, schwang die Schnitzerei wie eine Tür nach außen auf und gab eine Öffnung in der Wand frei.
Auf dem Boden unter der Schnitzerei lag eine große Kiste. Sie trat auf den Deckel, dann stieg sie durch das Loch in der Wand. Auf der anderen Seite angekommen, drehte sie sich noch einmal um und schloss die kleine Pforte wieder.
In dem Tunnel herrschte absolute Dunkelheit. Imi bewegte sich auf allen vieren vorwärts, wobei ihr weniger der Mangel an Licht zusetzte als die Enge des Tunnels. Sie war im letzten Jahr ein ordentliches Stück gewachsen, und schon bald würde es ihr schwerfallen, sich in den kleinen Raum hineinzuzwängen.
Als sich der Klang ihres Atems kaum merklich veränderte, wusste sie, dass sie sich dem Ende des Tunnels näherte. Sie streckte die Hand aus und berührte eine harte Oberfläche. Nachdem sie sie kurz mit den Fingerspitzen abgetastet hatte, fand sie den Riegel und schob ihn auf.
Die Luke dahinter wurde sichtbar und ließ ein schwaches Licht hindurch. Sie kroch weiter, bis sie den Kopf heben konnte. Sie befand sich im Innern eines hölzernen Schranks. Einen Moment lang hielt sie inne, um zu lauschen, dann schob sie sich weiter vorwärts, so dass sie ein Auge an die Ritze zwischen den Schranktüren legen konnte. Der schmale Raum vor ihr war leer und düster. Ohne lange zu zögern, griff sie mit beiden Händen nach dem Rahmen der Luke, zog sich aus dem Tunnel, entriegelte die Schranktüren und trat hinaus.
Sie ging direkt auf die Tür des Raumes zu und spähte durch ein kleines Guckloch in der Mitte. Es lag ziemlich hoch oben, und sie war erst seit kurzer Zeit in der Lage, es zu benutzen. Zuvor war ihr nichts anderes übrig geblieben, als die Tür einen Spaltbreit zu öffnen, um festzustellen, ob die Luft rein war.
Der Flur hinter der Tür war verlassen. Solchermaßen zufriedengestellt, drehte sie sich um, um den Raum zu betrachten. Die Wände zu beiden Seiten bestanden aus einer Unmenge an Rohren. Das Ende eines jeden Rohrs wölbte sich nach außen und war geformt wie ein Ohr. Ihr Vater hatte ihr vor langer Zeit erzählt, dass er ein Gerät besitze, welches es ihm ermögliche, die Gespräche anderer Leute
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